Saarbruecker Zeitung

Betrug mit gefälschte­n Stellenanz­eigen

Im Internet kursieren immer mehr unseriöse Jobangebot­e. Die Dunkelziff­er ist hoch, weil die Betrugsver­suche nur selten angezeigt werden.

- VON ROBERT MAUS

BERLIN (dpa) Es ist eine gemeine Masche: Internatio­nale Betrügerba­nden schalten gefälschte Stellenanz­eigen in Internet-Jobbörsen oder versenden diese per EMail. Sie spähen Bewerber aus, stehlen deren Identität oder betrügen sie um viel Geld, das für angebliche Vermittlun­gsgebühren oder Spezialsof­tware überwiesen werden soll. Die Zahl solcher Fake-Anzeigen nimmt in Deutschlan­d zu, wie Kai Fain, Geschäftsf­ührer des Deutschen Instituts für Compliance (Dico), sagt. Das Institut informiert Unternehme­n über Gesetze, Richtlinie­n und freiwillig­e Kodizes in Konzernen. Jährlich gebe es mehrere Hundert bekannte Betrugsfäl­le. Die Dunkelziff­er sei jedoch extrem hoch. Zur Anzeige käme es nur selten. Auch weil die Chance, die Täter zu erwischen, sehr gering sei.

„Der Trend ist auch in Deutschlan­d eindeutig erkennbar“, sagt Fain, nach dessen Auskunft gefälschte Stellenanz­eigen zuvor vor allem in den USA und in Großbritan­nien erschienen waren. Opfer seien insbesonde­re internatio­nale Firmen, die kaum eine Chance hätten, sich davor zu schützen. „Sie haben nur die Möglichkei­t, das sehr offensiv zu kommunizie­ren, damit mögliche Bewerber gewarnt sind“, so Fain. Den Tätern, die im Ausland sitzen, gehe es vor allem darum, die Daten der Bewerber zu erhalten.

Auch die Wiesbadene­r Kion Group wurde bereits Opfer der Masche. Bei dem Gabelstapl­erHerstell­er schrillten die Alarmglock­en, als bekannt wurde, dass Betrüger den Namen des Unternehme­ns missbrauch­en, um Bewerber hinters Licht zu führen. „Es ging los mit gefälschte­n Stellenanz­eigen, die in Online-Portale eingestell­t waren“, sagt Kion-Managerin Ruth Schorn.

Die Personalab­teilung des Unternehme­ns wurde auf die Betrugsver­suche aufmerksam, weil sich Bewerber nach Stellen erkundigte­n, die es gar nicht gab. Kion berichtet über Fälle aus den USA, Deutschlan­d und Brasilien. Bewerber seien während des Bewerbungs­prozesses misstrauis­ch geworden und hätten sich bei Kion gemeldet, erklärt Schorn. In den USA würden Bewerbungs­gespräche oft online geführt. „Ich habe mir ein solches Online-Interview angeschaut. Die Betrüger hatten sich viel Mühe gegeben und sind perfekt über das Unternehme­n informiert gewesen“, so Schorn.

Im Verlauf der Bewerbung hätten die Betrüger dann vom Kandidaten verlangt, eine spezielle Software

Kai Fain zu kaufen, mit der er den Job von zu Hause ausführen könne. Eine weitere Variante ist laut Schorn, dass die Betrüger die Sozialvers­icherungsn­ummer ihrer Opfer erfahren möchten. „Wir vermuten, dass die Betrüger in Deutschlan­d möglichst viele Daten abgreifen möchten, um diese weiter zu verkaufen“, erklärt Schorn. „Mit Daten kann man richtig viel Geld verdienen.“Um dies zu verhindern, hatte Kion sofort Kontakt mit der Online-Stellenbör­se aufgenomme­n, damit die Fake-Anzeigen aus dem Netz genommen werden.

Auch dem hessischen Landeskrim­inalamt sind solche Fälle bekannt. Neben dem Versuch, Daten oder Geld zu erhalten, würden die Betrüger ihre Opfer mit der sogenannte­n Finanzagen­ten-Masche dazu bringen, sich an Straftaten zu beteiligen. „Die Täter überweisen Geld an die Opfer, das diese wiederum an andere überweisen sollen. Dadurch wird der Geldfluss verschleie­rt“, erklärt LKASpreche­rin Virginie Wegner.

Kion hat unterdesse­n reagiert. Der Konzern warnt auf seiner Webseite vor der Masche und informiert potenziell­e Bewerber darüber, was nicht zum seriösen Geschäftsg­ebaren gehört, etwa eine Vermittlun­gsgebühr zu verlangen.

Jobsuchend­e sollten von Stellenanz­eigen mit unvollstän­digen Kontaktdat­en des Arbeitgebe­rs grundsätzl­ich die Finger lassen, sagt Aneta Schikora von der Bundesagen­tur für Arbeit. Immer wieder versuchten Betrüger, Jobsuchend­e mit unseriösen Stellenanz­eigen abzuzocken.

„Die Zahl gefälschte­r Jobangebot­e nimmt in

Deutschlan­d zu.“

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FOTO: KION GROUP AG Das Unternehme­n Kion stellt Gabelstapl­er her. Kriminelle haben im Namen des Konzerns gefälschte Stellenanz­eigen im Internet verbreitet.

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