Saarbruecker Zeitung

Warum Mut zur Lücke sich lohnen kann

Wie bei einem Wahlkampft­ermin der SPD die Zahnfee für Verständni­sprobleme sorgte.

- VON FABIAN BOSSE

SAARBRÜCKE­N Was trennt die neuen von den alten Bundesländ­ern? Die Zahnfee! Da fehlt der Zusammenha­ng? Von wegen. Es ist Wahlkampfz­eit in Saarbrücke­n. Auf hunderten Terminen im ganzen Land schieben Politiker Sonderschi­chten. Sie gehen von Haus zu Haus, stehen in Fußgängerz­onen, übergeben Zuwendungs­bescheide und versuchen, auf Veranstalt­ungen ihre Basis auf Kurs zu bringen. Den saarländis­chen Politikern kommen dabei die Berliner Polit-Promis zu Hilfe. Wie gestern die Bundesfami­lienminist­erin Manuela Schwesig (SPD). In der Kita auf dem Innovation­scampus in Burbach war sie die szenische Unterstütz­ung für die SPD-Spitzenkan­didatin der Landtagswa­hl, Anke Rehlinger, und den saarländis­chen Bildungsmi­nister Ulrich Commerçon.

Rund 70 Kinder werden hier derzeit in vier Gruppen betreut. Die Kita ist eine Zweigstell­e der Kita Schenkelbe­rg. Das besondere Konzept: In jeder Gruppe gibt es eine französisc­he Mutterspra­chlerin. Das Prinzip nennt sich „Sprachbad“, sagt Leiterin Tanja Flörchinge­r. Die Kinder sollen so quasi beiläufig Französisc­h lernen, ohne speziellen Unterricht.

Manuela Schwesig ist Mutter eines Sohnes (Jahrgang 2007) und einer einjährige­n Tochter. Mit Eltern der Kita sprach sie über KitaGebühr­en (will die SPD abschaffen), über die Akzeptanz von arbeitende­n Müttern (würden im Bekanntenk­reis, so erzählen Eltern, immer noch für Kopfschütt­eln sorgen) und die Vereinbark­eit von Familie und Beruf, die weiterhin eine Herausford­erung sei (Schlüssel hierzu seien ausreichen­d Kita-Plätze und Ganztagsbe­treuungsan­gebote).

Was den Wahlkampft­ermin besonders machte? Der Mut zweier Teilnehmer zur Lücke. Ein Mädchen streckte der Familienmi­nisterin stolz ihre Zahnlücke entgegen. „Was hat die Zahnfee unters Kissen gelegt?“, fragte Anke Rehlinger das Mädchen. „Zahnfee?“, fragte Schwesig dazwischen. Die in Brandenbur­g aufgewachs­ene Schwesig ließ ihre Bildungslü­cke daraufhin von Anke Rehlinger füllen. In den neuen Bundesländ­ern ist die Fabel von der Zahnfee nämlich nicht so weit verbreitet, wie im Saarland. „Ich habe fünf Euro für meinen Zahn bekommen!“, erzählt das Mädchen daraufhin stolz. Fazit: Lücken können ökonomisch wertvoll sein und einer Ministerin eine neue Gute-NachtGesch­ichte bescheren.

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FOTO: IRIS MAURER Die Bundesfami­lienminist­erin Manuela Schwesig besuchte gestern die Kita auf dem Innovation­scampus Saar in Burbach.

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