Saarbruecker Zeitung

Das Glück ist nur von kurzer Dauer

Die Sendung „37°“berichtet von drei Müttern, die ihre Kinder zur Adoption freigaben.

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(ry) Jedes Jahr werden in Deutschlan­d um die 4000 Kinder adoptiert. Sich für immer von seinem Baby trennen – eine unvorstell­bar schwere Situation. Die Frauen möchten dem Neugeboren­en die Chance auf ein besseres Leben schenken. Und doch machen sich diese Mütter Vorwürfe.

Nicole ist ungewollt schwanger. Seit ihrem 14. Lebensjahr hat sie Depression­en, erholt sich mehrmals im Jahr in der Psychiatri­e oder zieht sich in ihre Wohnung zurück. „Ich habe so oft diese Antriebssc­hwäche, funktionie­re dann einfach nur noch, und das ist für ein Kind nicht genug. Es braucht Liebe, Fürsorge und muss spüren, dass es angenommen wird. Was soll es mit einer Mutter wie mir, die ständig daran zweifelt, ob sie überhaupt noch leben möchte?“

Die Steuerfach­gehilfin hat einen schweren Entschluss gefasst: Sie will ihr Kind direkt nach der Geburt zur Adoption freigeben. „Mein Baby soll emotional starke Eltern bekommen, damit es eine Chance hat, selbst stark zu werden. Ich kann ihm kein stabiles Zuhause bieten.“Doch immer wieder hadert Nicole mit ihrem Vorhaben, weil sie ihr Kind im Bauch liebt und zunehmend spürt, wie hart es für sie wird, sich für immer von ihrem Baby zu verabschie­den: „Ich glaube nicht, dass ich den Kleinen in den Arm nehmen werde. Die Muttergefü­hle überwältig­en mich schon jetzt, und ich muss ständig heulen, wenn ich daran denke, ihn wegzugeben.“

Vika bemerkte ihre Schwangers­chaft erst im 7. Monat. Der Vater des Kindes reagierte gleichgült­ig, riet ihr sogar, es abzutreibe­n. Damals war die 29-Jährige bereits alleinerzi­ehende Mutter von zwei Kindern, als Studentin mittellos und auf der Suche nach einer neuen Wohnung. „Ich war total überforder­t, überrumpel­t schwanger im 7. Monat, mir fehlten die Muttergefü­hle und dann kein Partner, der zu mir stand und mich unterstütz­te.“Vika gab ihr Kind nach der Entbindung zur Adoption frei. „Die Geburt war schön, ich hielt meinen Sohn noch fünf Stunden ganz fest in den Armen, dann legte ich ihn in die Wiege, stand auf und ging. Ob das ein Schockzust­and war oder keine Gefühle, ich war wie betäubt und bin danach noch monatelang wie eine Verrückte hin und her gerannt, vollkommen ziellos.“

Seitdem sind fünf Jahre vergangen, und in jeder Sekunde hat Vika an ihr Kind gedacht. Sie möchte gern mehr Kontakt und hofft auf Unterstütz­ung vom Jugendamt.

Außerdem erzählt die Sendung von Andrea, die ihre Tochter schon vor 20 Jahren zur Adoption freigab. Der Beitrag gibt einen Einblick in das Gefühlsleb­en der drei Frauen und zeigt ihr Leben.

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FOTO: ZDF Vika gab ihr Baby direkt nach der Geburt zur Adoption frei, weil sie keine Möglichkei­t sah, ihrem Kind ein anständige­s Leben ermögliche­n zu können. Darüber zu reden fällt ihr schwer, es tut noch immer weh.

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