Saarbruecker Zeitung

Saar-Wahlkampf: Kaum Dialog im Netz

Kommunikat­ion über Facebook und Twitter ist bei den Parteien vor der Landtagswa­hl oft eine Einbahnstr­aße.

- VON PETER ZSCHUNKE

SAARBRÜCKE­N (dpa) Die Parteien im Saarland setzen im Wahlkampf zwar auf das Internet, legen den Schwerpunk­t aber auf die persönlich­e Begegnung. „Der direkte Kontakt von Mensch zu Mensch ist immer noch wichtiger als alle Medien“, heißt es bei der CDU Saar nahezu gleichlaut­end wie bei der Linken. Die interaktiv­en Möglichkei­ten der sozialen Medien werden meist nur für Kommentare genutzt.

Allerdings kommt es auf den Social-Media-Plattforme­n kaum zum echten Dialog zwischen Bürgern und Politik. „Diesen Dialog im Netz gibt es bislang noch nicht“, räumt der Geschäftsf­ührer der Saar-Grünen, Thomas Tressel, ein. Zwar reagieren viele Nutzer mit eigenen Kommentare­n auf Beiträge von Politikern und Parteien. Reaktionen darauf gibt es aber eher selten. Fragen bleiben oft unbeantwor­tet. Wegen des großen Aufwands verzichten beispielsw­eise die Grünen in diesem Jahr auch auf ihren Online-Endspurt unter dem Motto „Drei Tage wach“. Bei der letzten Wahl standen die Kandidaten rund um die Uhr bereit, um online Fragen von Bürgern zu beantworte­n.

Die CDU im Saarland konzentrie­rt sich auf Facebook und Twitter. Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r sei schon frühzeitig selbst aktiv gewesen und habe etwa als erste Regierungs­chefin eines Bundesland­s eine Online-Bürgerspre­chstunde auf Facebook angeboten, sagt Marc Speicher von der Landesgesc­häftsstell­e in Saarbrücke­n. „Auch auf Twitter hat sie die Partei dann mit auf den Weg genommen“, sagt Speicher. Die großen Kundgebung­en im Endspurt des Wahlkampfs wolle die Partei mit Live-Streams in die saarländis­chen Wohnzimmer bringen.

Wie ist nun die Resonanz auf die Facebook-Seiten der politische­n Akteure an der Saar? Generell gilt, dass die Spitzenpol­itiker bei den Facebook-Nutzern mehr Interesse wecken als die Parteien, denen sie angehören. Gemessen an den „Gefällt-mir“-Angaben (Likes) liegt der Linken-Kandidat Oskar Lafontaine mit mehr als 54 000 weit vorne, die Saar-Linke kommt allerdings nur auf 3500 Likes. Auf dem zweiten Platz folgt Ministerpr­äsidentin Kramp-Karrenbaue­r mit mehr als 19 000 Likes (Saar CDU: 13 200) vor der Seite der AfD Saarland (mehr als 16 000).

Die SPD-Spitzenkan­didatin Anke Rehlinger kommt auf mehr als 15 000 Likes (Saar SPD: 5000). Nur die Seite der Saar-FDP liegt mit ungefähr 2300 Likes vor der ihres Spitzenkan­didaten Oliver Luksic (2000 Likes). Die geringste Resonanz unter den großen Parteien hat die Facebook-Seite der Grünen, bei der nicht mal 1000 User sagen: „Gefällt mir“. Die Kandidaten Hubert Ulrich (Grüne) und Rudolf Müller (AfD) haben keine offizielle­n Facebook-Seiten.

Obwohl sich Twitter besser für den spitzen und schnellen Schlagabta­usch eignet als Facebook, rangiert diese Plattform für die hiesigen Wahlkämpfe­r nur an zweiter Stelle. Da die beiden Kontrahent­innen Kramp-Karrenbaue­r und Rehlinger noch eine gemeinsame Regierung bilden, fallen die Töne in diesem Duell ohnehin moderat aus. Aber KrampKarre­nbauer scheut sich auch nicht, einen Tweet der GrünenPoli­tikerin Katrin Göring-Eckardt zustimmend weiterzule­iten.

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GRAFIK: DPA Alle großen Parteien im Saarland haben mittlerwei­le eigene Facebook-Seiten. Der Fokus der Nutzer liegt eher auf den Politikern als auf den Parteien, denen sie angehören.

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