Saarbruecker Zeitung

Dillinger Hütte macht Millionenv­erlust

Das Stahlunter­nehmen will angesichts schwierige­r Marktbedin­gungen 400 der rund 5100 Stellen abbauen.

- VON JOACHIM WOLLSCHLÄG­ER

DILLINGEN Die Dillinger Hütte hat trotz guter Auslastung im vergangene­n Jahr vor Zinsen und Steuern einen Verlust von 80 Millionen Euro eingefahre­n. Das gab Vorstandss­precher Fred Metzken gestern bekannt. 2015 hatte in der Bilanz noch ein kleines Plus von zehn Millionen Euro gestanden. Das Unternehme­n konnte 2016 zwar den Absatz der Walzwerke in Dillingen und Dunkerque von 1,86 Millionen auf 1,88 Millionen Tonnen steigern. Trotzdem sank der Umsatz von 1,84 Milliarden auf 1,76 Milliarden Euro. Metzken führt das auf die schlechte Lage der Branche zurück: Die Stahlpreis­e sind angesichts von Überkapazi­täten weltweit unter Druck, europäisch­e Hersteller leiden weiterhin unter Billigimpo­rten vor allem aus Asien, außerdem sind die Einkaufspr­eise für Kokskohle und Eisenerz gestiegen.

Um das Unternehme­n angesichts der anhaltende­n Krise auf dem Grobblech-Markt für die Zukunft fit zu machen, kündigte Metzken ein Restruktur­ierungspro­gramm „Dillinger 2020“an. Die Kosten sollen runter, um die Wettbewerb­sfähigkeit zu erhöhen. Dabei sieht das Programm den Abbau von 400 Arbeitsplä­tzen vor. 2020 soll die Hütte dann noch 4700 Stellen haben. Doch „es wird keine betriebsbe­dingten Kündigunge­n geben“, versichert der Vorstandss­precher. Ein Mittel des Jobabbaus sei die Altersteil­zeit, außerdem würden frei werdende Stellen nicht neu besetzt.

Den Millionenv­erlust des vergangene­n Jahres führt Metzken auch auf die hohen Investitio­nen des Unternehme­ns zurück. Im Mittelpunk­t stand 2016 die Runderneue­rung eines Hochofens für rund 140 Millionen Euro. Dieser wurde nicht nur komplett neu ausgekleid­et, es wurde auch die gesamte Prozessste­uerung auf den neuesten Stand gebracht. Dass der Hochofen mit 90 Tagen zehn Tage weniger außer Betrieb war als geplant, bezeichnet­e Technik-Vorstand Bernd Münnich als Rekord.

Für das laufende Jahr erwartet Metzken eine Steigerung der Grobblech-Produktion auf über zwei Millionen Tonnen – und damit ein Plus von mehr als fünf Prozent. Das werde dann auch eine positive Auswirkung auf Umsatz und Gewinn haben, sagt er. Auch rechnet er mit einer Erholung der Preise, was sich ebenfalls im Ergebnis niederschl­agen werde. Impulse erwartet die Hütte aus Projekten für den Bau weiterer Windräder vor den Küsten (Offshore), dem Stahlbau und dem Maschinenb­au. Während sich bei einem der drängendst­en Themen der Hütte, der Konkurrenz durch Billig-Stahl aus China, durch Strafzölle, die die EU im vergangene­n Jahr verhängt hat, eine leichte Entspannun­g zeigt, drängten nun verstärkt Anbieter aus Korea auf den Markt. Auch fürchtet das Unternehme­n weiter große Belastunge­n durch die Kohlendiox­id Luft vers ch mut zungszerti­fkate. Bei der europäisch­en Stahlindus­trie gebe es bei den Emissionen des als klimaschäd­lich geltenden CO2 kein weiteres Einsparpot­enzial, sagt Münnich. „Unsere Hochöfen haben die technische Grenze bereits erreicht.“Die Belastung durch die Zertifikat­e berechnet Münnich aktuell mit rund neun Millionen Euro für den Teil, der über die kostenlose­n Zuteilunge­n hinaus gekauft werden muss. „Das gilt aber nur für den aktuellen Marktpreis von sechs Euro“, sagt er. „Der kann aber noch deutlich steigen.“

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FOTO: DILLINGER HÜTTE Dillinger-Chef Fred Metzken

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