Medien-Ansturm zur Landtagswahl
Für den Wahlabend am Sonntag haben sich 900 Medienvertreter aus dem In- und Ausland angesagt. In der Saarlandhalle wird dafür nun alles vorbereitet.
SAARBRÜCKEN Irgendwann am Sonntagabend werden sie genau hier stehen, im Scheinwerferlicht, vor Kameras und Mikrofonen: die strahlenden Sieger und die frustrierten Verlierer der Wahl, diejenigen, die vielleicht das erste Mal in den Landtag einziehen, und andere, die es nicht geschafft haben. Doch bis es so weit ist, haben in der Saarlandhalle noch andere das Sagen: die Handwerker, Bühnenbildner und Aufbauhelfer. Sie bereiten alles vor für die 900 Medienvertreter, die für die Veranstaltung zur Landtagswahl akkreditiert sind.
Seit Montagmorgen und oft bis in die Nacht hinein wird in der Halle derzeit gehämmert, geschraubt und montiert. Werden Traversen unter der Decke installiert, neue Teppiche verlegt und Podeste zusammengezimmert. Denn bis spätestens Samstag müssen die aufwendigen Sendestudios für ARD, SR und ZDF fertig sein. Dann finden neben der Bauabnahme auch die ersten Probeübertragungen statt, bevor es am Sonntag ernst wird. Nicht nur für die Politiker, sondern auch für die Journalisten, die aus ganz Deutschland und einigen europäischen Ländern nach Saarbrücken kommen werden.
Die Spitzenkandidaten werden bei den Interviews mit auswärtigen Journalisten derzeit vor manche Herausforderung gestellt. Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) etwa hatte am frühen Donnerstagmorgen den ersten Termin mit BBC bei Hydac in Sulzbach. „Vor Sonnenaufgang um fünf in der Früh mit Fragen auf Englisch und Antworten auf Deutsch – das sind schon besondere Umstände“, gab sie zu – bevor gleich danach das nächste Gespräch mit einem schwedischen Radiosender folgte. Da sind Treffen mit Journalisten aus Frankreich und Luxemburg schon Routine.
Auch für SPD-Spitzenkandidatin Anke Rehlinger, die sich über den aktuellen „Medien-Hype“freut: „Das gesteigerte Medieninteresse tut dem Saarland ja durchaus auch gut. Das kann schon auch eine gute Imagewerbung für unser Land sein“, meinte sie. Immerhin steigere die Berichterstattung die Bekanntheit des Landes. Sie gehe jedenfalls davon aus, „dass dies die Wahlbeteiligung beflügelt. Das belebt die Demokratie und mindert die Verdrossenheit.“
In der Saarlandhalle ist jedenfalls nichts von Verdrossenheit zu spüren. Im Gegenteil: Die Bühnenbauer der großen Sendeanstalten sind optimistisch, dass sie den straffen Zeitplan einhalten werden. Und auch Werner Schaar, der Abteilungsleiter für die Sitzungsdienste im Landtag, der schon seit 40 Jahren die Organisation der Landtagswahlen im Saarland begleitet, macht sich keine Sorgen. „Ich bin sehr zuversichtlich“, sagt er. „Das Ding läuft.“Auch wenn in diesem Jahr einiges anders ist. Die erhöhten Sicherheitsvorkehrungen etwa. Die machen sich bereits bemerkbar, bevor es am Sonntag überhaupt erst richtig losgeht. Schon jetzt dürfen nur diejenigen die Saarlandhalle betreten, die akkreditiert sind. Wer durch die Räume geht, wird vom Sicherheitspersonal immer mal wieder auf sein Einlass-Band am Handgelenk kontrolliert.
Insgesamt 1400 Akkreditierungen verzeichnet der Landtag für diesen Tag. Den weitaus größten Anteil machen mit 900 die Medienvertreter aus. „Insgesamt haben wir festgestellt, dass die Anmeldezahlen bezüglich der Medienvertreter in allen Bereichen höher sind als bei der letzten Wahl“, sagt Jörg Becker von der Pressestelle des Landtags. „Mehr Agenturen, mehr TV-Anstalten, mehr Print- und mehr Fotojournalisten.“Zusätzlich zu Vertretern von Hörfunk, Bild und Print kommen neun TVSender und zwei TV-Agenturen. Aus dem Ausland haben sich Printmedien aus Frankreich und Luxemburg, eine US-Bildagentur, eine europäische Bildagentur und ein spanischer TV-Sender angemeldet. Angekündigt hat sich zudem das russische Fernsehen. Und auch die Generalkonsulate aus den USA und Frankreich werden vertreten sein – neben einigen Hundert Freunden und Mitgliedern der Parteien, die dafür, je nach Wichtigkeit, ein bestimmtes Kontingent an Karten zugeteilt bekamen.
Nicht nur die Politiker haben Räume, um sich nach den Wahlergebnissen beraten und in Ruhe auf die Interviews vorbereiten zu können, sondern auch die Journalisten finden ideale Arbeitsbedingungen: Für sie gibt es eigene Zimmer und 50 „Boxen“mit Mobiliar, Stromund Internet-Anschluss.
Schiefgehen kann somit also nichts mehr. Oder? „Naja, das Schlimmste wäre, wenn Frau Kramp-Karrenbauer nicht pünktlich im Studio an ihrem Platz ist und die Kamera ein leeres Bild zeigt“, sagt Aufnahmeleiterin Franziska Hähn vom SR. Technisch haben die Bühnenbauer jedoch nach eigener Aussage alles im Griff. Die Sorge, dass sich irgendeine Lampe aus der aufwendigen Decken-Konstellation während einer Live-Übertragung lösen könnte, sei jedenfalls unbegründet. „Das darf es nicht geben, und das wird es nicht geben“, sagt Peter Wagner, Bühnenbild-Chef beim ZDF-Studio.
Auch Werner Schaar ist überzeugt, dass alles perfekt durchorganisiert ist. Schon ab der ersten Minute, wenn die Ministerpräsidentin an der Saarlandhalle eintrifft und dort einen eigenen Zugang hat. Damit nicht wieder das passieren kann, was bei der letzten Landtagswahl-Veranstaltung in den Messehallen geschah, als Kramp-Karrenbauer beim Hineingehen im Gedränge der Journalisten eine Kamera an den Kopf bekam. „Das“, denkt Schaar immer noch mit Schrecken zurück, „war der Super-Gau.“
„Ich bin sehr zuversichtlich. Das Ding läuft.“
Werner Schaar Abteilungsleiter in der Landtagsverwaltung über die Vorbereitungen