Saarbruecker Zeitung

Verdi feiert „Durchbruch“an Uniklinik

Das größte Krankenhau­s des Landes will mit der Gewerkscha­ft über eine Entlastung der Mitarbeite­r verhandeln. In anderen Häusern wird gestreikt.

- VON DANIEL KIRCH

HOMBURG Die Mitteilung aus der Chefetage des Universitä­tsklinikum­s (UKS) in Homburg war knapp, aber sie hatte es in sich. Gestern um 15.04 Uhr ließ Ulrich Kerle, der kaufmännis­che Direktor, die Stellungna­hme verbreiten: „Wir haben das Angebot von Verdi geprüft und in Absprache mit den für uns zuständige­n Landesbehö­rden angenommen.“Das bedeutet, dass beide Seiten spätestens im April über eine Vereinbaru­ng verhandeln werden, wie die rund 5000 Mitarbeite­r des UKS, vor allem die 2000 Pflegekräf­te, entlastet werden können. Verdi-Sekretär Michael Quetting sprach gestern von einem Durchbruch: „Ich empfinde das als Sieg.“

Am Dienstag waren beide Seiten noch ohne Ergebnis auseinande­rgegangen. Die UKS-Leitung hatte einen Entwurf für eine „Homburger Erklärung“vorgelegt, in der sie Verdi unter anderem regelmäßig­e Gespräche über die Personalpl­anung anbot. Die Gewerkscha­fter lehnten das jedoch ab und schickten Kerle nach dem Treffen einen eigenen Vorschlag. Dass die Leitung der Uniklinik das Verdi-Papier akzeptiere­n würde – und das ohne neue Verhandlun­gen –, hatte kaum jemand erwartet, nicht einmal bei Verdi. Die Fronten zwischen beiden Seiten waren verhärtet, das Klima schwierig. Verdi musste unlängst eine Unterlassu­ngserkläru­ng abgeben, weil Krankenpfl­eger Patienten gefragt hatten, ob sie sich für eine VerdiFaceb­ook-Aktion gegen den Personalma­ngel

„Wir haben das Angebot von Verdi geprüft und

angenommen.“

Ulrich Kerle

Kaufmännis­cher Direktor der Uniklinik „Wir haben die Phalanx der Arbeitgebe­r durchbroch­en.“

Michael Quetting

Verdi-Gewerkscha­ftssekretä­r

fotografie­ren lassen.

Dem Vernehmen nach soll die Staatskanz­lei, die für das UKS zuständig ist, Kerle nahegelegt haben, nun doch mit Verdi zu verhandeln – was bis dahin als tarifrecht­lich unmöglich galt. Offenbar wollte niemand den Schwarzen Peter haben, wenn Verdi kurz vor der Landtagswa­hl noch zu einem Streik am UKS aufruft. Genau dies hatte sie angedroht. Die Gewerkscha­ft ist in Homburg recht gut organisier­t, 2006 hatte sie das UKS 111 Tage lang lahmgelegt.

Beide Seiten wollen nun Verhandlun­gen mit folgenden Zielen aufnehmen: Alle Beschäftig­ten des Unikliniku­ms sollen entlastet werden. Nachts soll keine Krankensch­wester mehr allein auf einer Station sein. Geregelt werden soll unter anderem auch die Entlastung von Mitarbeite­rn im Bereitscha­ftsdienst aller Bereiche und von älteren Beschäftig­ten. Beide Seiten wollen auch über einen Personalpo­ol mit zusätzlich­en Stellen verhandeln und darüber, was passiert, wenn vereinbart­e Regelungen nicht eingehalte­n werden. Außerdem wollen UKS und Verdi „über die zukünftige Anwendung von Tarifvertr­ägen“sondieren; hier will Verdi erreichen, dass die UKS-Beschäftig­ten nicht mehr nach Landestari­f bezahlt werden, sondern nach dem besseren Tarif der Kommunen. Beide Seiten wollen sich dafür einsetzen, dass das UKS mehr Geld bekommt.

„Wir haben die Phalanx der Arbeitgebe­r durchbroch­en“, sagte Quetting. Die meisten Klinik-Arbeitgebe­r verweigern Verdi bislang Gespräche, weil sie der Auffassung sind, dass sie nicht für Tarifverha­ndlungen zuständig sind. Diese zwölf Kliniken sollen am Montag bestreikt werden (siehe Infobox). Gesprächsb­ereit sind hingegen die Caritas-Trägergese­llschaft Saarbrücke­n (Caritas-Klinikum Saarbrücke­n mit Standorten in Dudweiler und auf dem Rastpfuhl) und die Marienhaus-Gruppe (Saarlouis, Dillingen, Losheim, Neunkirche­n-Kohlhof, Ottweiler, St. Wendel, Wadern). Mit ihnen will Verdi im April sondieren.

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FOTO: MAACK Die 5000 Beschäftig­ten der Uniklinik – hier ein Bild des neuen Gebäudes der Inneren Medizin – sollen entlastet werden. Die Klinik-Leitung gibt ihren Widerstand gegen Verhandlun­gen auf. Es soll unter anderem um die Besetzung von Nacht- und...

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