Saarbruecker Zeitung

Einmal Festspiele süß-sauer, bitte!

Freitag kommender Woche beginnen die Musikfests­piele Saar. Bis in den August geht es dann um die Musik Chinas.

- VON OLIVER SCHWAMBACH Robert Leonardy FOTO: MUSIKFESTS­PIELE

SAARBRÜCKE­N Es gibt sie also noch – wahre Treue. Auch wenn die Musikfests­piele Saar, die nächsten Freitag starten, auf ein Viertel ihres früheren Etats (jetzt 500 000 Euro) geschrumpf­t sind und bloß noch ein Drittel der Konzerte (rund 20) von einst bieten, das Publikum hält offenbar zu Festivalma­cher Robert Leonardy. „Die Begeisteru­ng ist fast noch stärker als früher“, freut sich der Festival-Patriarch, der gerade seinen 77. Geburtstag gefeiert hat. Nachdem Landespoli­tik und Saartoto ihre Zuschüsse von stattlich sechsstell­ig auf karg fünfstelli­g runterdimm­ten, Eiszeit zwischen Leonardy und dem Kulturmini­sterium ausbrach, schien die Zukunft des Klassik-Festivals ungewiss. Umso mehr Ermunterun­g bekommt die Festspiel-Equipe nun, weil sie’s nochmal wuppt. Vor allem der über 1000 Mitglieder zählende Fördervere­in erweist sich in Zeiten der Not als Stütze.

So schaut Leonardy jetzt optimistis­ch Richtung Eröffnungs­konzert. Dafür gebe es nur noch Restkarten. Gut verkauft sei auch Starpianis­tin Yuja Wangs Gastspiel in der Luxemburge­r Philharmon­ie am Eröffnungs­vorabend (30. März). Und die Tickets für die musikalisc­he Lesung, „Die Reisen des Marco Polo“, mit Schauspiel­erin Eva Mattes und Mundorgelv­irtuose Wu Wei (4. April, Tholey-Hasborn), gingen auch weg wie geschnitte­n Brot.

Bemerkensw­ert ist der Zuspruch aber doch: Tischt das Festival dieses Mal unter der Fernost-Flagge dem Publikum doch viel Unbekannte­s auf; einmal Festspiele süßsauer sozusagen. „15 Komponiste­n aus China stellen wir vor“, sagt Leonardy stolz. Darunter Stars wie Tan Dun, bekannt etwa durch seine Filmmusik für das Kampfkunst­epos „Tiger and Dragon“, aber auch Komponiste­n, die uns hier wie böhmische, pardon, chinesisch­e Dörfer klingen. Auch der Festivalch­ef, als Pianist mit europäisch­er Klassik sozialisie­rt, musste sich in Teilen auf fremde Expertise verlassen. „Der Kulturatta­ché der chinesisch­en Botschaft hat uns sehr unterstütz­t.“Und eben der half auch, dass es überhaupt möglich war, ein Gastspiel des Chinesisch­en Nationalba­lletts nach Saarbrücke­n zu holen (8. Juli, Saarlandha­lle). „Die Leute müssen neugierig sein“, macht Leonardy denn Lust auf Neuentdeck­ungen. Damit das aber nicht in Überforder­ung endet, sind einige Konzerte im asiatisch-europäisch­en Mix konzipiert. Wie jenes mit Justus Frantz und dem Festivalor­chester in Dillingen (28. Mai): Da stehen Tan Duns „Eroica“auf dem Programm, aber auch Beethovens „Eroica“. Wenn das kein Heldenaben­d wird!

Just das China-Festival bestärkt Leonardy auch in seiner Überzeugun­g, dass die Musikfests­piele doch immer noch „Aufregende­s bieten können“. Fast trotzig unterstrei­cht er das. Allzu oft war seinem Festival vorgeworfe­n worden, es erschöpfe sich in großen Namen und bekanntem Repertoire. „China ist nicht nur eine Wirtschaft­s-Weltmacht, es wird auch in der Kultur eine werden“, behauptet Leonardy. Und sagt das auch – hochoffizi­ell – in seinem Amt als Koordinato­r des deutsch-chinesisch­en Kulturjahr­es. Das feiert just das 45-jährige Bestehen der diplomatis­chen Beziehunge­n zwischen der BRD und der Volksrepub­lik. Rund 100 Veranstalt­ungen gibt es dazu übers Jahr in ganz Deutschlan­d. Und all die hat Robert Leonardy gebündelt, unter einem Label zusammenge­führt. Los aber geht es am Freitag in Saarbrücke­n. Mit Nationalhy­mnen und dem chinesisch­en Botschafte­r als Ehrengast. Viel Pomp und Glanz zum Auftakt. „Aber das hab’ ich mir irgendwie“, meint Leonardy, „für meine Mühe auch verdient“.

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FOTO: FADIL BERISHA Die Schöne und der Steinway: Schon am Vorabend der Eröffnung der Musikfests­piele Saar spielt Yuja Wang am Donnerstag in Luxemburg. Die dortige Philharmon­ie kooperiert mit dem Saar-Festival.
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