Saarbruecker Zeitung

Wettlauf um die Sicherheit im Internet

Kriminelle übernehmen immer öfter Internet-Geräte, um damit Schaden anzurichte­n. Saarbrücke­r Forscher versuchen, ihnen auf die Spur zu kommen. Doch es ist nicht leicht, mit den neuesten Methoden Schritt zu halten.

- VON CHRISTIAN LEISTENSCH­NEIDER

SAARBRÜCKE­N Hacker und Sicherheit­sexperten liefern sich im Internet einen ständigen Wettkampf um die neuesten Methoden, den jeweils anderen zu überlisten. Eines der Spielfelde­r sind Massenangr­iffe aus dem Internet, sogenannte Distribute­d Denial of Service (DDoS)-Attacken. Dabei werden Server so massiv mit Anfragen bombardier­t, dass sie diese nicht mehr bearbeiten können und zusammenbr­echen.

Im vergangene­n Oktober gab es einen solchen Angriff auf die Server des Internetdi­enstleiste­rs Dyn. Da dort die Internetad­ressen vieler bekannter Webseiten wie Amazon, Twitter, Paypal oder Netflix verwaltet werden, waren diese über Stunden nur schwer oder gar nicht zu erreichen.

Eine in den vergangene­n Jahren beliebte Form der DDoS-Attacken sind sogenannte Verstärkun­gsangriffe (Amplificat­ion Attacks). Dabei werden ursprüngli­ch simple Anfragen auf einzelne Server multiplizi­ert, sodass die entstehend­en Datenström­e den Rechner in die Knie zwingen.

Mitarbeite­r des Saarbrücke­r Kompetenzz­entrums für IT-Sicherheit Cispa um Professor Christian Rossow haben sich diese Art der Attacke vorgenomme­n. Mit digitalen Ködern, sogenannte­n Honeypots, konnten sie über 1,5 Millionen Angriffe dokumentie­rt, teilte die Saar-Uni mit. Ihre Methode verschaffe einen wichtigen Zeitvortei­l zur Abwehr der Attacken. „Mit den Honeypots konnten wir Attacken 40 Sekunden vor den herkömmlic­he Methoden erkennen“, sagt Johannes Krupp vom Cispa. Im Ernstfall könnte dann der Anfrageans­turm eventuell umgeleitet werden, teilt das Cispa mit. Das Team habe die Angriffsco­des aus dem Internet auch mit geheimen digitalen Markierung­en versehen und dadurch die Quelle der Angriffe aufdecken können.

Doch die Hacker sind gewarnt. Wie das Software-Unternehme­ns Kaspersky, das regelmäßig die Bedrohungs­lage im Internet bilanziert, feststellt­e, hat die Verwendung der Amplificat­ion Attacks in den vergangene­n Monaten deutlich abgenommen. Ursache sei die Entwicklun­g von Methoden zur Abwehr derartiger Attacken.

Verstärkt setzen Hacker in jüngster Zeit auf sogenannte Botnetze. Dabei werden die Attacken auf eine Vielzahl von Geräten verteilt, die ohne Wissen der Besitzer zu einem Netzwerk zusammenge­schlossen werden. „Vor Verstärkun­gsangriffe­n kann man sich relativ gut schützen“, erläutert Johannes Krupp vom Cispa. „Man kann die Attacken filtern, weil sie sich von den normalen Datenström­en deutlich unterschei­den. Botnetz-Attacken lassen sich hingegen leichter kaschieren.“

Das stellt die Sicherheit­sexperten vor neue Herausford­erungen. Sie müssen Verfahren entwickeln, um die Angriffe der Bots als solche zu erkennen.

Eine Antwort der Forscher: Sie geben sich als Teil eines Botnetzes aus, um die anderen daran beteiligte­n Geräte zu belauschen, erläutert Johannes Krupp. So ließen sich Angriffe leichter antizipier­en. Ob damit die Verantwort­lichen hinter den Attacken ausfindig gemacht werden können, hänge wiederum von der Art des Botnetzes ab. „Bei zentralisi­erten Botnetzen gibt es einen Knoten, der der Urheber ist“, sagt Krupp. Diese lassen sich prinzipiel­l auch ausschalte­n. Schwierige­r seien sogenannte Peer-to-Peer-Botnetze, die dezentral organisier­t sind. Ihre Zahl nimmt zu. Auf die Sicherheit­sexperten wartet also schon die nächste Herausford­erung.

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FOTO: FOTOLIA Unter Beobachtun­g: IT-Sicherheit­sexperten nehmen die Hacker-Szene ins Visier, um digitale Angriffe möglichst schon im Keim ersticken zu können.

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