Saarbruecker Zeitung

Das tolle, aber nicht so wichtige Erlebnis

Der TuS Herrensohr hat vor knapp 1300 Zuschauern gegen Regionalli­gist 1. FC Saarbrücke­n zwar mit 1:3 verloren, sich aber prima aus der Affäre gezogen. Der Pokalhit war jedoch nur Nebensache. Für Trainer Eichmann zählt die Saarlandli­ga.

- VON PATRIC CORDIER

HERRENSOHR Nur mit einem Handtuch bekleidet bahnt sich Kevin Behrens den Weg durch den Kabinentra­kt am Herrensohr­er Sportplatz. Der Stürmer des Fußball-Regionalli­gisten 1. FC Saarbrücke­n will Daniel Hein, Torwart des Saarlandli­gisten TuS Herrensohr, sein Trikot schenken. „Das hast du dir verdient“, sagt der Profi zu Hein, der FCS-Fan ist. „Das war ein unbeschrei­blicher Abend für mich“, erklärt Hein, der sonst mit dem Fanclub „Supporters“den FCS anfeuert: „Eine ganz neue Perspektiv­e. Einfach ein Traum.“

Hein und Behrens waren beim 3:1 (1:0)-Sieg des Favoriten FCS vor etwa 1300 Zuschauern in Herrensohr am Mittwoch zwei der auffälligs­ten Akteure. Zwei Stunden vor der Szene in der Kabine hatte TuS-Torwarttra­iner Uwe Ballas – Vater von Zweitliga-Profi Florian Ballas von Dynamo Dresden – seinen Schützling nochmal richtig eingestimm­t: „Daniel wird seinen Jab machen. Er ist keine Spur nervös.“Tatsächlic­h: Hein strahlte Ruhe aus. Und auch die Viererkett­e des Saarlandli­ga-Aufsteiger­s TuS Herrensohr stand gut. Davor sorgte eine Dreierreih­e zusätzlich für Stabilität.

Der frühere FCS-Profi und -Trainer Bernd Eichmann ließ seine TuS-Mannschaft kontern. Den ersten Konter nutzte Jannick Kurz zum vermeintli­chen 1:0 für den Außenseite­r. Doch Schiedsric­hter Fabian Knoll aus Kleinottwe­iler sah den Angreifer in der 14. Minute im Abseits. „Wir haben das umgesetzt, was wir uns vorgenomme­n hatten“, lobte Eichmann. Nur ein Mal stimmte die Abstimmung nicht. Manuel Zeitz spielte einen Pass in die Schnittste­lle der TuS-Abwehr – Tammo Harder ließ Hein keine Chance und brachte die Gäste in Führung (37. Minute).

„Wir sind zurückgeko­mmen, das war stark“, sagte Eichmann: „Aber leider konnten wir das 1:1 nicht lange halten. Sonst wäre der FCS vielleicht nervös geworden.“Sechs Minuten nach der Pause patzte FCS-Torwart Ricco Cymer. Clemens Baltes glich aus dem Getümmel zum 1:1 aus. Die Freude dauerte keine 120 Sekunden. Dann schüttelte Behrens zwei Verteidige­r ab und überwand Hein zur erneuten Führung. Der FCSStürmer traf sieben Minuten vor dem Ende nach Vorarbeit von Harder auch zum 3:1-Endstand.

Dirk Lottner

„Herrensohr hat eine sehr gute, spielerisc­h starke Mannschaft“, lobte Saarbrücke­ns Trainer Dirk Lottner. Er ergänzte: „Wir haben das seriös und ernsthaft zu Ende gespielt und freuen uns nun auf das Halbfinale gegen den FC Homburg.“Der Sieg seiner Mannschaft hätte höher ausfallen können, doch Hein wuchs gegen seinen Lieblingsv­erein über sich hinaus. „Meine Vorderleut­e haben nicht viel zugelassen. Und für das, was auf das Tor kommt, bin ich zuständig“, sagte Hein, der acht Monate pausiert hatte und zum Restrunden­beginn wieder ins Tor der Herrensohr­er zurückgeke­hrt war.

Während der FCS spielfrei ist, kehrt für Herrensohr am Sonntag um 15 Uhr der Alltag wieder ein. „Es war für die Spieler sicher ein tolles Erlebnis“, sagt Eichmann, „aber wir spielen nun beim VfB Dillingen. Und wenn es vielleicht komisch klingt: Das ist für uns das wichtigere Spiel.“Das wichtige Erinnerung­sstück – das Trikot von Behrens – wird bei FCS-Fan Hein einen Ehrenplatz bekommen.

„Herrensohr hat eine sehr gute, spielerisc­h starke Mannschaft.“

 ?? FOTO: ?? Herrensohr­s Daniel Hein (graues Trikot) klärt mit dem Fuß die Situation. Er zeigte im Spiel gegen seinen Lieblingsc­lub Saarbrücke­n starke Paraden.
FOTO: Herrensohr­s Daniel Hein (graues Trikot) klärt mit dem Fuß die Situation. Er zeigte im Spiel gegen seinen Lieblingsc­lub Saarbrücke­n starke Paraden.

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