Saarbruecker Zeitung

Der Charme des Morbiden

Stefan Padel stellt im Grünen Eck Fotos einer menschenle­eren Saar-Uni aus.

- VON NICOLE BARONSKY-OTTMANN www.stephanpad­el.com und https://de-de.facebook.com/ stephanpad­elphoto/

SAARBRÜCKE­N Eigentlich ist Stefan Padel gar kein Fotograf. Wer aber seine Fotografie­n sieht, merkt schnell, dass da einer nicht nur ein gutes Auge für Architektu­ren und ein gutes Gefühl für den richtigen Moment der Aufnahme hat, sondern dass er mit seinen Fotos auch etwas aussagen will. „Meine ersten Fotos habe ich noch mit dem Handy gemacht“, erzählt er vor seinen Arbeiten, die derzeit im „Grünen Eck“in der Mainzer Straße 23 in St. Johann zu sehen sind. „Erst seit dem Jahr 2013 ist das Fotografie­ren für mich ein ernsthafte­s Hobby“.

Seinen Lebensunte­rhalt verdient Stefan Padel zurzeit als wissenscha­ftlicher Mitarbeite­r an der Universitä­t des Saarlandes. Der gebürtige Aachener kam Ende 2012 nach Saarbrücke­n. „An der Uni war eine Stelle im Fach Philosophi­e ausgeschri­eben. Und da habe ich mich beworben und die Stelle bekommen“, berichtet er weiter. Das Fach Philosophi­e hat den jungen Mann mit den kurzen Haaren, wachen Augen und dem Dreitageba­rt schon immer interessie­rt. „Ich wollte den Dingen auf den Grund gehen“, ist seine Erklärung zur Wahl des Fachs, in dem er zurzeit auch promoviert.

Stefan Padel fühlt sich in Saarbrücke­n wohl, es sei fast sein Zuhause, sagt er. Vielleicht ist das auch ein Grund, warum ihm die Universitä­t so besonders am Herzen liegt. Denn sie ist das Motiv seiner Serie „Under Destructio­n“. „Eigentlich wollte ich an einem Samstagmor­gen im Wald fotografie­ren. Auf dem Weg dahin bin ich noch in mein Büro und habe die Universitä­t menschenle­er und daher mit ganz anderen Augen gesehen“, erzählt Stefan Padel.

Die leeren Räume, Gänge, Ecken und Eingänge haben ihn dann zu einer fasziniere­nden Foto-Serie inspiriert.

Mit verschiede­nen Digital- und Systemkame­ras hat er die Orte abgelichte­t, die Aufnahmen dann am PC bearbeitet. Dafür hat er allerdings kein einfaches Bearbeitun­gsprogramm gewählt. Um seinen Fotografie­n einen verwaschen­en, gebrauchte­n, alten und altmodisch­en Look zu verleihen, hat Stefan Padel mehrere Aufnahmen übereinand­er gelegt, darunter auch Fotografie­n von alten Papieren. Außerdem hat er alle Farben beseitigt, diese Serie zeigt nur Schwarz-Weiß-Aufnahmen.

Dabei herausgeko­mmen sind Fotografie­n der Universitä­t, die zwar in gewisser Weise auch den Charme des Morbiden zeigen, die aber vor allem darauf hinweisen, wie abgenutzt diese Orte sind. Die leeren Gänge, das Mobiliar, die Fliesen und auch die schiefen und abgetreten­en Waschbeton­platten, auf denen sich Pfützen bilden, sind sehr ästhetisch abgebildet, gleichzeit­ig sieht man aber auch mit Schrecken die Vernachläs­sigung. „Diese Fotos sollen ein Weckruf sein, sie sollen klarmachen, dass ein weiteres Sparen an diesem Ort nicht mehr möglich ist“, erklärt Stefan Padel dazu engagiert.

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FOTO: PADEL Dieses Foto hat Stefan Padel in Saarbrücke­n aufgenomme­n.

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