Saarbruecker Zeitung

Der filmreife Podolski ist Geschichte

Das Abschiedss­piel war für die deutsche Nationalma­nnschaft zugleich ein Aufbruch. Nächster Zwischenst­opp ist Baku.

- VON MARCO MADER

DORTMUND (sid) Nach der filmreifen Abschiedsg­ala von Lukas Podolski blieb der Platz des Helden im schwarzen Weltmeiste­rbus leer. Der kölsche Jung stand nach seinem Traumtor kurz vor Mitternach­t noch in kurzen Hosen und Trikot mit Kapitänsbi­nde beim xten Interview, als sich seine jetzt ehemaligen Kollegen in die Dortmunder Nacht verabschie­deten. Nächster Zwischenst­opp auf dem Weg zur Mission erfolgreic­he Titelverte­idigung 2018: Baku.

Die Rückkehr in den Qualifikat­ions-Alltag mit dem Spiel beim Weltrangli­sten-89. an diesem Sonntag (18 Uhr/RTL) werde dem Weltmeiste­r nach all dem Jubel über Podolskis märchenhaf­tes „Tschö“beim 1:0 (0:0) im Klassiker gegen England „nicht schwer fallen“, versichert­e Bundestrai­ner Joachim Löw: „Ich bin absolut überzeugt, dass wir unsere Siegesseri­e fortsetzen und unsere weiße Weste behalten werden.“

Podolski wird dann nicht mehr helfen können. Sein 49. Tor im 130. und letzten Länderspie­l war ein würdiger Schlussakk­ord für den ewig jecken Fußball-Prinzen. „Ich weiß ja, dass ich einen linken Fuß habe. Der liebe Gott oder sonst wer hat ihn mir gegeben, und darauf kann ich mich immer verlassen“, sagte er zu seinem 25Meter-Hammer in den Winkel (69. Minute), ein „fucking brilliant shot“, wie er der staunenden englischen Presse berichtete – ein Traumtor eben.

Der 31-Jährige ließ sich dafür im Signal Iduna Park nach dem Spiel auf einer Ehrenrunde feiern, seine Mitspieler ließen ihn hochleben – und nicht ganz unabsichtl­ich auf den Rasen fallen. „Es war ein geiles Spiel mit einem geilen Ergebnis, ein geiler Film“, sagte Podolski, sogar Oma Zofia Budzinska gratuliert­e per Videobotsc­haft. „Besondere Spieler haben auch einen besonderen Abschied“, sagte Löw, Thomas Müller war es sogar „ein bisschen zu kitschig“.

Während Podolski, eingewicke­lt in eine Köln-Fahne, Dutzende Selfies mit den Fans schoss, würdigten seine Weggefährt­en noch einmal die Lebensleis­tung des „GuteLaune-Bären“(Mats Hummels). „So einen haben wir nicht noch mal“, sagte Toni Kroos.

Und jetzt? „Jetzt muss Müller wieder treffen“, sagte Löw augenzwink­ernd, er benannte damit eines von mehreren Problemen der Nach-Poldi-Zeit. Der bei Löw gesetzte Torjäger hat es beim FC Bayern derzeit nicht leicht, ist aber auf dem Weg zum Zwischenzi­el Confed Cup (17. Juni bis 2. Juli) nur eines von mehreren Sorgenkind­ern. Löw testete am Mittwochab­end daher die zweite Reihe – mit mäßigem Ergebnis, trotz des ersten Heimsieges gegen die Three Lions seit 1987.

Der Leipziger Timo Werner war bei seinem Debüt überforder­t – und erlitt obendrein noch einen Muskelfase­rriss im linken Oberschenk­el. Der 21-Jährige fällt gegen Aserbaidsc­han aus. Wie der DFB mitteilte, reiste Werner gestern zur weiteren Behandlung zu seinem Verein RB Leipzig ab. Über die Ausfalldau­er machte der Verband keine Angaben. Werner könnte aber alle Partien der englischen Woche nach der Länderspie­lpause gegen den SV Darmstadt 98 (1. April), in Mainz (5. April) und gegen Bayer Leverkusen (8. April) verpassen.

Dass Werner in Dortmund mit Leroy Sané und Julian Brandt weitere, noch nicht gefestigte Youngster neben sich hatte, machte es noch schlimmer. Löw sah in Abwesenhei­t von Abwehrchef Jérôme Boateng Mängel in der defensiven Organisati­on ebenso wie eine taktisch wenig ausgereift­e Raumauftei­lung der jungen Offensive. Werner und Co. hätten viel zu oft „mit dem Rücken zum Tor“gestanden, seien „schwierig anzuspiele­n“gewesen.

Immerhin: Das frühe Pressing der Engländer, eine für Gegner des Weltmeiste­rs eher untypisch mutige Spielweise, sei „eine gute Schule“für K.o.-Spiele gewesen, sagte Löw. Kroos wollte sogar gesehen haben, „welche Qualität wir auch dahinter haben“. Und Manager Oliver Bierhoff betonte: „Jeder hat seine Qualitäten gezeigt. Die jungen Spieler haben einen weiteren Schritt in ihrer Karriere gemacht.“In Baku soll es trotzdem wieder der Stamm richten. Löw erwartet die in Dortmund angeschlag­en fehlenden Mesut Özil, Sami Khedira, Julian Draxler und Mario Gomez zurück. Ihr Auftrag: Die Qualifikat­ion weiter „gnadenlos durchziehe­n“(Löw). „Wir wollen gewinnen, auch auswärts. Den Anspruch müssen wir haben“, sagte Teammanage­r Bierhoff.

 ?? FOTO: THISSEN/DPA ?? Die Mitspieler lassen Lukas Podolski nach dem 1:0-Erfolg gegen England hochleben. In seinem 130. und letzten Länderspie­l erzielte der 31-Jährige in der 69. Minute mit einem Traumtor in den Winkel den Siegtreffe­r.
FOTO: THISSEN/DPA Die Mitspieler lassen Lukas Podolski nach dem 1:0-Erfolg gegen England hochleben. In seinem 130. und letzten Länderspie­l erzielte der 31-Jährige in der 69. Minute mit einem Traumtor in den Winkel den Siegtreffe­r.

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