Erster Sieg für Vettel seit 18 Monaten
Vettel feiert den ersten Formel-1-Sieg seit mehr als anderthalb Jahren. Er profitiert von einem Strategie-Fehler bei Mercedes.
MELBOURNE (dpa/sid) Sebastian Vettel führte ein Tänzchen neben seinem „Gina“getauften Boliden auf. Dann stürzte er sich in die Arme der Ferrari-Mechaniker. Auf dem Siegerpodium zeigte er dann nach einer gefühlten Ewigkeit wieder einmal den berühmten Vettel-Finger. Der 29-Jährige startete nach einer Strategie-Panne von Mercedes mit seinem ersten
„Das war ein Weckruf für uns. Manchmal ist es für die Persönlichkeit ganz gut, wenn man eine Watsch’n bekommt.“
Toto Wolff
Mercedes-Teamchef
Formel-1-Sieg seit September 2015 ins erwartete Gigantenduell um den Weltmeister-Titel mit Lewis Hamilton. Mercedes hat nach 51 Siegen aus den vorherigen 59 Rennen wieder einen Gegner.
„Es ist unglaublich, einfach super“, sagte Vettel, dessen Vertrag bei Ferrari ausläuft: „Das Team hat sehr, sehr hart und viel gearbeitet. Das Auto ist einfach toll.“Der viermalige Weltmeister verwies den dreimaligen Titelträger Hamilton gestern beim Saisonstart in Melbourne um 9,9 Sekunden auf den zweiten Platz. Vettel jubelte: „Das war ein fantastisches Rennen von uns und genau das, was wir gebraucht haben.“Ferrari-Chef Sergio Marchionne erklärte: „Es wurde Zeit. Wir haben auf diesen Sieg fast anderthalb Jahre gewartet. Endlich wieder die italienische Nationalhymne zu hören, war sehr bewegend.“
Ein zu früher Reifenwechsel kostete den von Platz eins gestarteten Briten die Führung – und vermutlich den Sieg. „Wir haben eigentlich auch alles richtig gemacht“, sagte Hamilton: „So sind die Dinge manchmal.“Zum deutlich früheren Reifenwechsel im Vergleich zu Vettel sagte Mercedes-Teamchef Toto Wolff: „Wir waren ein bisschen früh, ein bisschen zu früh mit dem Stopp.“
Nach dem Start hatte Vettel sich hinter dem Mercedes eingereiht und problemlos seinen zweiten Rang verteidigt. Als er unter einer Sekunde hinter Hamilton lag, fuhr dieser in der 17. Runde an die Box und ließ die Reifen wechseln. Bis dahin gelang ihm ein Eintrag in die Formel-1-Bücher: Mit RekordWeltmeister Michael Schumacher ist Hamilton nun der einzige Pilot mit mehr als 3000 Führungsrunden. Mit den frischen Reifen raste Hamilton nahezu eine halbe Sekunde schneller pro Runde als der nun führende Vettel. Das Problem: Auf einmal steckte der Brite hinter Verstappen fest. Er hatte keine Chance, die notwendigen Sekunden gegen Vettel aufzuholen, der fünf Runden nach Hamilton neue Reifen aufziehen ließ. Vettel kam unmittelbar vor Verstappen und Hamilton zurück auf die Strecke. In der Mercedes-Box schlug Wolff wütend mit der Faust auf sein Pult. Es war die entscheidende Szene des Rennens.
„Dass er in den Verkehr gekommen ist, hat uns in die Hände gespielt“, sagte Vettel. Der frühe Stopp des 32-jährigen Hamilton in seinem Silberpfeil war der Wegbereiter für den ersten Sieg Vettels nach dessen längster Leidenszeit. Er hatte zuletzt vor 533 Tagen einen Sieg gefeiert. Wolff gab zu: „Der Ferrari war bärenstark, das wird ein heißer Ritt in diesem Jahr.“Er ergänzte: „Wir waren einfach nicht schnell genug. Und die Reifen haben zu schnell abgebaut. Das war ein Weckruf für uns. Manchmal ist es für die Persönlichkeit ganz gut, wenn man eine Watsch’n bekommt. Und das war heute der Fall.“
Im Jahr eins nach dem Rücktritt von Nico Rosberg, der in der vergangenen Saison im Mercedes Weltmeister geworden war, nährte Vettel mit seiner Watsch’n die Hoffnung auf seinen ersten Titel im Ferrari. Nico Hülkenberg musste sich dagegen mit Rang elf begnügen und verpasste im ersten Rennen für Renault die Punkteränge. Pascal Wehrlein hatte auf einen Start verzichtet, weil er sich nach einem Unfall im Januar für das erste von 20 Saisonrennen noch nicht fit genug gefühlt hatte. Dritter in Australien wurde Hamiltons neuer Teamkollege Valtteri Bottas, Vierter Vettels Stallrivale Kimi Räikkönen.