Saarbruecker Zeitung

CDU will für Härte gegen Flüchtling­szuzug werben

Konservati­ve Unions-Mitglieder gründen eigenen Dachverban­d. Die SPD wirft Christdemo­kraten „Fischen am rechten Rand“vor.

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BERLIN (afp/dpa) Die CDU will im Bundestags­wahlkampf offensicht­lich einen harten Kurs gegen den weiteren Zuzug von Flüchtling­en fahren. Das geht dem Magazin „Spiegel“zufolge aus einem unter Leitung des hessischen Innenminis­ters Peter Beuth verfassten Papier hervor, das in das Wahlprogra­mm der Christdemo­kraten einfließen solle. SPD-Generalsek­retärin Katarina Barley warf der CDU vor, sie wolle mit einem „Anti-Ausländer-Wahlkampf“versuchen, „am rechten Rand zu fischen“.

„Wir wollen alles tun, dass die Zahl der Flüchtling­e dauerhaft niedrig bleibt“, heißt es demnach in dem CDU-Text. Konkret fordert die Partei dem Bericht zufolge, den Familienna­chzug für Flüchtling­e mit dem Status des sogenannte­n subsidiäre­n Schutzes über März 2018 hinaus zu verhindern. Bislang ist der Anspruch auf das Nachholen der sogenannte­n Kernfamili­e bis zu diesem Termin ausgesetzt. Eine Verlängeru­ng der Sperre halten Rechtsexpe­rten für verfassung­srechtlich bedenklich. Von Menschenre­chtsorgani­sationen und Kirchen wurde bereits die bestehende Regelung kritisiert. Zudem sollen dem CDU-Programmpa­pier zufolge Grenzkontr­ollen fortgesetz­t oder noch intensivie­rt sowie Asylverfah­ren von Flüchtling­en, die ihre Identität verschleie­rn, automatisc­h beendet werden.

Kritisiert wird laut „Spiegel“eine laxe Abschiebep­raxis mancher Bundesländ­er. Staaten, die sich weigern, Flüchtling­e zurückzune­hmen, will die CDU mit Sanktionen drohen. Aufgegriff­en wird von der CDU auch der Vorschlag, auf dem Mittelmeer gerettete Flüchtling­e in „regionale Aufnahmeze­ntren“in nordafrika­nischen Staaten zu bringen. Dies wird von einigen betroffene­n Ländern abgelehnt beziehungs­weise gilt im Fall Libyens wegen fehlender staatliche­r Strukturen als nicht umsetzbar.

Einen härteren Kurs gegen Flüchtling­e verfolgt auch ein neuer Dachverban­d in der Union, den konservati­ve Mitglieder trotz Kritik aus der CDU am Samstag gegründet haben. Bei der Gründungsv­ersammlung des „Freiheitli­ch-konservati­ven Aufbruchs in der Union (FKA)“im baden-württember­gischen Schwetzing­en wurde der Heidelberg­er Diplom-Kaufmann Alexander Mitsch zum Vorsitzend­en gewählt, wie ein Sprecher sagte. Der Verband wendet sich unter anderem gegen die Flüchtling­spolitik der CDU-Chefin und Bundeskanz­lerin Angela Merkel sowie gegen die doppelte Staatsbürg­erschaft für Einwandere­r. Kritiker werfen der FKA eine programmat­ische Nähe zur AfD vor.

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