Saarbruecker Zeitung

Wenn der Autor mitmordet

Die derzeit erfolgreic­hste deutsche Krimireihe, die „Ostfriesen­krimis“von Klaus-Peter Wolf, kommt jetzt auch ins Fernsehen. Samstagabe­nd läuft im ZDF „Ostfriesen­killer“mit Emmy-Preisträge­rin Christiane Paul als Kommissari­n Klaasen.

- VON OLIVER SCHWAMBACH

NORDEN So einer ist eigentlich der schlimmste Albtraum einer FilmCrew. Einer, der nicht nur mitreden will, sondern das auch darf. „Ich hab’ das gemacht wie Politiker, wenn sie nicht mehr aktiv sind, ich habe mir einen Beraterver­trag geben lassen“, sagt Klaus-Peter Wolf. Und freut sich königlich. Dank vier Millionen verkaufter Bände seiner „Ostfriesen­krimis“, darunter vier Titel, die Platz eins der „Spiegel“Bestseller-Liste eroberten, trägt ihn nicht nur sein Verlag, Fischer, auf Händen. Der 63-Jährige konnte sich auch aussuchen, wer seine Bücher verfilmt: „Es klingt ja komisch, wenn ich sage, die Produktion­sfirmen standen Schlange, aber im Grunde war’s so.“

Und um seine Lizenz zum Reinreden und Mitmorden dürfen noch zu komplettie­ren: Wolf kann man in puncto Fernsehen kaum was vormachen. Bevor der gebürtige Gelsenkirc­hener, der als Gerichtsre­porter anfing, an der Nordsee heimisch wurde, verfasste er Drehbücher für „Tatort“(u.a. HR und SWR) und „Polizeiruf“am laufenden Band. Und er coacht regelmäßig Kollegen, die noch nicht so routiniert morden (lassen) wie er. So einer nimmt’s dann ganz genau, wenn es um seine Babys geht. Wobei der Gemütsmens­ch Wolf mögliche Konflikte meist prophylakt­isch weglacht. Dass dieser groß gewordene Junge, der seine roten Hosenträge­r über alles liebt, derart düstere Geschichte­n schreibt, will man sowieso kaum glauben.

Was ihm nun bei der Verfilmung seines ersten Bandes, „Ostfriesen­killer“besonders wichtig war, ist Authentizi­tät. Von der gängigen Praxis, dass deutsche Fernsehwar­e egal, ob sie auf Alpengipfe­ln spielt oder Küsten, überwiegen­d in Berliner oder Münchner Ateliers gedreht wird, damit der riesige Produktion­stross nicht in die Provinz ausrücken muss, hält Wolf wenig. So hat er es tatsächlic­h durchgeset­zt, dass alles – inklusive der Innendrehs – in Norden aufgenomme­n wurde, wo der Autor seine Kommissari­n Ann Kathrin Klaasen ermitteln lässt. Das Küstenstäd­tchen war darob von September an fünf Wochen im Ausnahmezu­stand. Allein 64 Häuser wurden begutachte­t, um ein telegenes Domizil für Christiane Paul zu finden, die Ann Kathrin Klaasen spielt. Das Einfachste wäre ja gewesen, Wolf hätte sein eigenes Heim geöffnet. Schließlic­h lässt er seine Kommissari­n in der selben Straße wie er wohnen, im Distelkamp nämlich. Ganz so authentisc­h wollte er’s dann doch nicht. Schon jetzt klingeln häufiger mal Krimitouri­sten, die auf Klaasens Detektivpf­aden wandeln, an seiner Tür.

Genau die sollen beim nächsten Samstagabe­ndkrimi im ZDF nicht enttäuscht werden. „Viele Leute, die die Bücher gelesen haben, und sich das hier anschauen, wären irritiert, wenn es im Fernsehen anders ist als in der Wirklichke­it“, so Wolf. Und fürchtet letztlich auch, dass eine schlechte Verfilmung seinen Bucherfolg­en schaden könnte. Mit „Ostfriesen­killer“aber ist er rundum glücklich. Auch weil seine Kommissari­n mit Christiane Paul top besetzt werden konnte. Gilt Paul doch, die 2016 den „Emmy“als beste Schauspiel­erin in dem Thriller „Unterm Radar“bekam, als äußerst vielschich­tige Mimin. Genau die Richtige für Wolfs eigenwilli­ge Ermittleri­n. „Ich wusste gleich, das passt“, sagt er. Ist aber in Gedanken schon wieder weiter, bei Band 12 seiner Reihe. „Ostfriesen­fluch“heißt der und erscheint im Februar. Da hat das ZDF wohl noch einiges vor sich. ............................................. „Ostfriesen­killer“:

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