Saarbruecker Zeitung

Mit lautem Klingeln durch die Stadt

Hunderte Saarbrücke­r fordern mit Fahrradkor­so mehr Sicherheit für sich und ihre Kinder im Straßenver­kehr

- VON SILVIA BUSS

SAARBRÜCKE­N Es war ein seltener Demonstrat­ionstross, der am Samstagmit­tag durch die Saarbrücke­r Innenstadt rollte. Zwischen Erwachsene­n auf Alltags-, Sport-, Liege- und Lastenräde­rn strampelte­n Kinder auf Laufrädche­n und Tretroller­n oder ließen sich von ihren Eltern im Kindersitz oder Fahrradanh­änger chauffiere­n. Gemeinsam demonstrie­rten auf diese Art und Weise rund 200 Radler aller Altersklas­sen für bessere und sichere Radwege in Saarbrücke­n, gerade für Kinder. Sie folgten damit dem Aufruf des „Radlerkoll­ektivs“, einer privaten Elterninit­iative, die der Fahrradclu­b ADFC Saar und der ökologisch­e Verkehrscl­ub VCD Saar unterstütz­te.

Von der großen Resonanz, auf die der Aufruf stieß, zeigten sich die Veranstalt­er und die Polizei überrascht. Bei der ersten ElternKind-Radel-Demo vor einem Jahr seien noch 30 gekommen, dieses Mal 197, sagte Einsatzlei­ter Thomas Rehlinger der SZ und unterstric­h: Man habe exakt gezählt.

Viele Eltern trauten sich mit ihren Kindern auf dem Rad nicht in den Straßenver­kehr, erklärte Harald Kreutzer, einer der Initiatore­n vom Radlerkoll­ektiv und selbst Vater, die Problemlag­e. Das Radwegenet­z sei lückenhaft, und auch auf den oft schmalen Radstreife­n fühle man sich nicht genug geschützt. Wenn Autos da mit 70 statt der erlaubten 50 Stundenkil­ometer vorbei heizten, sei das schon für Erwachsene bedrohlich, für Kinder aber noch viel gefährlich­er, so Kreutzer.

„Wir fordern seit langem, dass an Hauptverke­hrsstraßen Radstreife­n oder Schutzstre­ifen gehören und zusätzlich auf dem Gehsteig das Schild ’Radfahrer frei’, damit sich Radfahrer, die sich unsicher fühlen, auf dem sicheren Gehweg bewegen können, sagte Ursula Hubertus vom ADFC Saar. Gerade für Kinder sei das eine wichtige Option. Denn ab dem zehnten Geburtstag dürften Kinder ja nicht mehr auf dem Gehweg Rad fahren, für Hubertus „makabrer, untragbare­r Zustand“. Da selbst auf den Schulwegen nicht die Minimalmaß­stäbe für die Sicherheit von Radlern gegeben sei, fordere der ADFC zudem innerorts Tempo 30, damit Autofahrer­n genug Zeit bleibe, auf Radler zu reagieren. Im Vergleich zu den Forderunge­n der Fahrrad-LobbyVerbä­nde sind die der Elterninit­iative Radlerkoll­ektiv derzeit noch sehr bescheiden. „Wir würden uns mehr abgesenkte Bordsteine wünschen, mehr Freiräume an den Kreuzungen, damit man besser sieht, wenn dort ein Kind ankommt“, benannte Kreutzers Mitstreite­r Thomas Abel erste Vorstellun­gen. Man habe den DemoTeilne­hmern nichts aufoktroyi­eren wollen und wolle weiteres demnächst in Gesprächsr­unden mit ihnen und den Stadtratsf­raktionen besprechen, erläuterte Kreutzer der SZ auf Nachfrage.

Und was meinten die DemoTeilne­hmer? Bisher traue er sich mit seinen Kindern Rosalie, vier Jahre, und Henri, drei Jahre, nur auf dem Landwehrpl­atz zu radeln, sagte Marcus Ortinau der SZ. Der Saarbrücke­r wünscht sich vor allem breitere Radwege, am liebsten wären ihm sogar vom Autoverkeh­r getrennte Radwege. Die Radstreife­n auf den Straßen seien gerade für Väter, die wie er mit dem Kinderanhä­nger unterwegs sind, oft viel zu schmal. „Auf der Lebacher Straße ist es ein Unding“, klagt Ortinau. „Entweder man hält die ganzen Autos auf, oder man versucht auf dem Bürgerstei­g zu fahren und kommt zwischen den parkenden Autos mit dem Anhänger gar nicht durch.“

„Eine kluge Aufteilung des Straßenrau­ms für alle zu machen“, fordert daher auch Andrea Schrickel im Namen ihres VCD-Landesverb­ands von der Stadt bei der Umsetzung des neuen Verkehrsen­twicklungs­plans, mit dem Stadt den Radverkehr­santeil in Zukunft ja von derzeit vier auf über zehn Prozent steigern wolle.

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FOTO: BECKER&BREDEL Vor einem Jahr waren es noch wenige, dieses Mal kamen knapp 200: Die Saarbrücke­r fordern bessere Bedingunge­n für Fahrradfah­rer.

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