Saarbruecker Zeitung

Ein unermüdlic­her Streiter für Filmkultur

Günther Theis und seine Frau Inge haben lange das Völklinger Residenz-Kino geführt und sich gegen dessen Niedergang gestemmt. In Saarbrücke­n gründeten sie das „Camera“. Heute wird Theis 90 Jahre alt.

- VON DORIS DÖPKE

VÖLKLINGEN-SAARBRÜCKE­N Vor knapp 60 Jahren, im Oktober 1957, eröffnete in Völklingen ein prächtiges neues Kino. „Residenz“hieß das Haus an der Karl-JanssenStr­aße, dessen großer Saal sage und schreibe 712 Plätze hatte. Sebastian Theis, Jahrgang 1888, hatte den Bau errichten lassen – ein Pionier der regionalen Kino-Szene, in Völklingen bereits seit 1910 im Lichtspiel­haus-Geschäft. 1964 übernahm dann Sebastians Sohn Günther Theis im Residenz die Leitung, zusammen mit seiner Frau Inge. Und bis heute ist der Name Theis untrennbar mit der Kino-Branche verknüpft. Günther Theis hat, als Fernsehen und verschlech­terte wirtschaft­liche Lage den Völklinger Lichtspiel­häusern langsam, aber sicher das Wasser abgruben, leidenscha­ftlich um „sein“Residenz gebangt, gestritten, gekämpft, hat immer wieder neue Anläufe mit neuen Betreibern gewagt; das Residenz blieb schließlic­h als letztes von einstmals sechs, sieben Völklinger Kinos übrig. Doch die Wiederbele­bung gelang nicht auf Dauer, Ende 2012 gingen auch im Residenz die Lichter endgültig aus; mittlerwei­le ist das Gebäude verkauft.

Aber das Ehepaar Theis hat in Völklingen Kinogeschi­chte geschriebe­n. Nebenbei hat Günther Theis die – überrasche­nd vielfältig­e – Lichtspiel­haus-Historie der Stadt auch aufgeschri­eben, in einer ausführlic­hen Dokumentat­ion. Über Jahre war er zudem ehrenamtli­ch aktiv für den Hauptverba­nd der Filmwirtsc­haft, er leitete dessen Saarlandbü­ro. Und heute feiert der unermüdlic­he Streiter für Filmkultur zu Hause in Völklingen seinen 90. Geburtstag. Nicht mehr ganz so agil wie noch als Mitt-Achtziger; es gehe ihm „den Jahren entspreche­nd“, sagt seine Frau Inge am Telefon. Ein engagierte­r Kino-Mann ist er freilich noch immer.

Zusammen mit seiner Frau war er das auch in Saarbrücke­n: Dort haben die beiden 1959 in Malstatt das Camera-Kino gegründet. Es mauserte sich mit einem ehrgeizige­n Programm bald zum Filmkunstt­heater. Und spätestens seit dem Umzug an die Berliner Promenade im Jahr 1967 wurde es für die Saarbrücke­r zur Institutio­n. Die Stadt Saarbrücke­n hat Günther und Inge Theis denn auch hohe Anerkennun­g gezollt: Im November 2012 ehrte Oberbürger­meisterin Charlotte Britz das Ehepaar mit der Bürgermeda­ille.

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FOTO: BECKER& BREDEL Der Großmarkt an der Römerbrück­e.

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