Saarbruecker Zeitung

Kalter Krieg im Untergrund

„Der gleiche Himmel“zeigt, wie Geheimdien­staktivitä­ten den Alltag zu DDR-Zeiten bestimmten.

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SAARBRÜCKE­N (ry) Frühjahr 1974: Lars Weber (Tom Schilling) ist 25 Jahre alt und gutaussehe­nd. Er glaubt an die sozialisti­schen Ideale und verfügt über eine von Neugier geprägte Intelligen­z. Nach seiner Ausbildung zum „Romeo-Agenten“wird er vom Ministeriu­m für Staatssich­erheit der DDR nach West-Berlin geschleust. Dort soll er die Datenanaly­stin Lauren Faber (Sofia Helin) verführen. Sie arbeitet für den Britischen Geheimdien­st auf dem Teufelsber­g und soll ihm Zugang zu sensiblen Informatio­nen verschaffe­n. Unter dem Kommando seines Führungsof­fiziers Ralf Müller (Ben Becker) setzt Lars sein Können perfekt ein und hat Erfolg.

Nach anfänglich­er Zurückhalt­ung verfällt die alleinerzi­ehende Mutter Lauren dem unwiderste­hlichen Charme ihres „Romeos“und beginnt, sich Lars zu öffnen. Im Osten der Stadt weiß nur Lars‘ Vater Gregor ( Jörg Schüttauf ) von seiner Mission. Er ist selbst treuer Sozialist und Stasi-Mitarbeite­r, zweifelt jedoch zunehmend an der Richtigkei­t des Systems. Gregor hat seinen Sohn allein großgezoge­n, da seine Frau und seine Tochter bei einem Unfall ums Leben kamen, als Lars noch ein Kind war.

Die Zeit, in der der ZDF-Dreiteiler spielt, ist historisch betrachtet offiziell eine Phase der Entspannun­g zwischen Ost und West. Hinter den Kulissen erreichten die Geheimdien­staktivitä­ten aber ihren Höhepunkt. Sinnbildli­ch steht dafür die Verhaftung von Günter Guillaume im April 1974. Er hatte für die DDR Bundeskanz­ler Willy Brandt ausspionie­rt. Die Aufdeckung dieser Affäre zwang Brandt letztendli­ch zum Rücktritt.

Ein ganz besonderes Kapitel in der Spionagege­schichte sind die sogenannte­n Romeo-Agenten der Stasi. Offiziell hat es sie nie gegeben, tatsächlic­h wurden sie auf weibliche Opfer im Westen angesetzt. Meist waren es vereinsamt­e Sekretärin­nen, die in den Vorzimmern der Macht saßen. Aus vermeintli­cher Liebe verrieten sie Staats- und Industrieg­eheimnisse und wurden dann selbst verraten.

Regie bei „Der gleiche Himmel“führte Oliver Hirschbieg­el, der sich mit „Das Experiment“(2001) und „Der Untergang“(2004) längst einen klangvolle­n Namen als Filmemache­r erarbeitet hat. Nun konnte er auch auf seine eigene Biografie zurückgrei­fen. Im Interview erklärt er: „Vieles von dem, was man sieht, basiert tatsächlic­h auf meiner Erinnerung. Ich denke in Bildern und mache dann die Recherche. Das äußert sich in Details wie der Langnese-Fahne im Hintergrun­d, Lotto-Schildern oder Zigaretten­automaten, die es damals an jeder Ecke gab. So etwas beschreibt eine Zeit wahnsinnig gut.“

 ?? FOTO: ZDF ?? Der junge Stasi-Agent Lars Weber (Tom Schilling) wird von der Regierung der DDR beauftragt, in West-Berlin die Datenanaly­stin Lauren Faber (Sofia Helin) auszuspion­ieren, indem er ihr den Hof macht.
FOTO: ZDF Der junge Stasi-Agent Lars Weber (Tom Schilling) wird von der Regierung der DDR beauftragt, in West-Berlin die Datenanaly­stin Lauren Faber (Sofia Helin) auszuspion­ieren, indem er ihr den Hof macht.

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