Saarbruecker Zeitung

Tierschutz­bericht: Finanznot bedroht drei Saar-Heime

Mit dem Ende der Legislatur­periode endet auch die Amtszeit des Tierschutz­beauftragt­en des Saarlandes. Er würde gerne weitermach­en – und hat bereits viele Ideen.

- VON UTE KIRCH

SAARBRÜCKE­N (ukl) Der saarländis­che Tierschutz­beauftragt­e HansFriedr­ich Willimzik schlägt Alarm: Drei von vier saarländis­chen Tierheimen sind in finanziell­er Not, heißt es in seinem nun vorgelegte­n dritten Tätigkeits­bericht. Die Heime in Homburg und Niederlinx­weiler seien von Insolvenz bedroht, das Saarbrücke­r Tierheim könne seine Finanzieru­ng mittelfris­tig ebenfalls nicht sicherstel­len. Ziel müssten Verträge sein, wonach sich umliegende Kommunen am Unterhalt beteiligen. Mit dem Bericht zieht Willimzik auch Bilanz seiner dreijährig­en Amtszeit, die mit Ende der Wahlperiod­e des Landtags abläuft. Der neuen Landesregi­erung empfiehlt er die Entwicklun­g eines nachhaltig­en Tierschutz-Konzepts.

PÜTTLINGEN Die Situation der Tierheime, der Einsatz für eine Kennzeichn­ungspflich­t für Hunde und Katzen oder der Kampf gegen Tierversuc­he und Wildtiere im Zirkus – dies sind nur einige der Themen, mit denen sich Hans-Friedrich Willimzik beschäftig­t hat, seit ihn der Landtag im Februar 2014 zum ersten saarländis­chen Tierschutz­beauftragt­en gewählt hat. Mit Ende der Legislatur­periode endet auch die Amtszeit des 66-Jährigen. Landtagspr­äsident Klaus Meiser (CDU) habe ihm aber am Mittwoch zugesagt, dass sich der neue Landtag im Mai mit allen Landesbeau­ftragten befassen und über eine Fortsetzun­g diskutiere­n werde.

„Wenn mich der Landtag wählt, würde ich weitermach­en“, kündigt Willimzik an. Dass es sich um ein Ehrenamt handelt, sei in Ordnung: „Das macht einen frei im Auftreten.“Doch wünsche er sich, dass dem nächsten Landestier­schutzbeau­ftragten eine hauptamtli­che Hilfskraft zumindest als Halbtagsst­elle zur Seite gestellt wird. „Ich bekomme so viele Anfragen, dass es mir leider nicht immer möglich ist, diese neben meiner Arbeit zu beantworte­n“, sagt er.

Sein dritter Tätigkeits­bericht, den er jetzt vorgelegt hat, enthält neben einer Bilanz auch Appelle an die Politik. „Ich empfehle der neuen Landesregi­erung, ein nachhaltig­es Tierschutz­konzept zu entwickeln, in dem die Aufgaben und Ziele klar präzisiert werden. Eine vorausscha­uende und pragmatisc­he Planung ist besser, als Problemen hinterherz­ulaufen“, sagt der Tierarzt. Auch dürfe die 2014 vom Landtag angeregte Bundesrats­initiative zur Kennzeichn­ung von Hunden und Katzen nicht aus den Augen verloren werden. „Wir sprechen so viel über das fehlende Geld für Tierheime. Mit einer solchen Registrier­ung könnten wir hier sehr viel sparen. Es ist eine Schande, dass da nichts passiert.“

Drei von vier saarländis­chen Tierheimen seien finanziell unterverso­rgt. So drohe den Tierheimen in Niederlinx­weiler und Homburg die Insolvenz. Zwar habe das Umweltmini­sterium Ende 2016 dem Homburger Tierheim 300 000 Euro für Neubauten bewilligt, doch gestalte sich der laufende Unterhalt problemati­sch. Mittelfris­tig könne auch das Tierheim in Saarbrücke­n seine Finanzieru­ng nicht mehr gewährleis­ten. Ziel müsse es sein, mit diesen Heimen wie mit dem Dillinger Tierheim einen Konsortial­vertrag abzuschlie­ßen, so dass sich auch alle umliegende­n Kommunen am Unterhalt beteiligen. Die Linke im Landtag sieht den Bund in der Pflicht. Dieser müsse dafür sorgen, dass die Kommunen die Tierheime absichern könnten. „Solange das nicht geschieht, muss das Land einspringe­n“, sagt der Abgeordnet­e Ralf Georgi. Willimzik weist darauf hin, dass die Bundesregi­erung im Koalitions­vertrag die Unterstütz­ung der Tierheime vereinbart habe. „Sechs Monate vor der Wahl ist davon leider noch überhaupt nichts umgesetzt.“

Das Saarland solle sich für die Ernennung eines Bundestier­schutzbeau­ftragten einsetzen, um dem Tierschutz ein größeres Gewicht zu verleihen. „Ich würde mich hierfür auch selbst ins Gespräch bringen“, meint Willimzik.

Ein weiteres Anliegen ist für ihn der Umgang mit Fundtieren und verletzten Wildtieren. „Hier gehen die Kommunen ganz unterschie­dlich vor. Es wäre daher hilfreich, wenn das Land einheitlic­he Rahmenrich­tlinien vorgeben könnte, damit alle Handelnden die entspreche­nde Rechtssich­erheit und Orientieru­ngshilfe erhalten, die sie dringend benötigen.“Der Tierschutz müsse stärker in den Lehrplänen verankert werden – mit dem 2016 zum zweiten Mal aufgelegte­n Jugend-Tierschutz-Preis sei ein erster Schritt getan.

In seiner Amtszeit sei der Tierschutz das erste Mal stärker in das Bewusstsei­n vieler Politiker gerückt. „Wir haben den ersten Schritt getan und wir haben noch einen weiten Weg zurückzule­gen“, sagt er. Umweltmini­ster Reinhold Jost (SPD) bescheinig­te er gute Arbeit etwa bei der Einrichtun­g zentraler Tierschutz­stationen. So sei 2015 in Püttlingen die Wildvogela­uffangstat­ion geschaffen worden, in diesem Jahr soll eine Einrichtun­g für Exoten folgen. Auch in der Bevölkerun­g habe der Tierschutz an Bedeutung gewonnen. Dies zeige sich an den „Milchbars“in verschiede­nen Orten, an denen Milchbauer­n ihre Produkte zu einem fairen Preis verkaufen.

 ?? FOTO: WILLIMZIK ?? Für verletzte Wildvögel wie diesen Uhu wurde 2015 eine Auffangsta­tion eröffnet.
FOTO: WILLIMZIK Für verletzte Wildvögel wie diesen Uhu wurde 2015 eine Auffangsta­tion eröffnet.
 ?? FOTO: WILLIMZIK ?? Der Landestier­schutzbeau­ftragte HansFriedr­ich Willimzik.
FOTO: WILLIMZIK Der Landestier­schutzbeau­ftragte HansFriedr­ich Willimzik.

Newspapers in German

Newspapers from Germany