Saarbruecker Zeitung

HG Saarlouis empfängt HSG Nordhorn-Lingen

SPORT

- VON TOBIAS FUCHS

Die HG Saarlouis will heute Abend gegen die HSG Nordhorn-Lingen weitere wichtige Punkte im Kampf um den Klassenver­bleib in der zweiten Handball-Bundesliga sammeln. Betreuer der Mannschaft ist seit 16 Jahren der ExSpieler Jörg Kaiser.

SAARLOUIS Zehn Minuten, zehn Sekunden: So lange durfte Helena Eckerle am vergangene­n Sonntag für die Saarlouis Royals aufs Parkett der Stadtgarte­nhalle. In den Playoffs der Damen-Basketball­Bundesliga gegen den Herner TC (65:58). Während der Partie wirkte die 16-Jährige ungemein präsent. So hatte man den Eindruck, sie hätte deutlich mehr Spielzeit gehabt. „Es kam mir auch länger vor“, meint Eckerle.

„Sie ist im Kopf sehr stark. Man vergisst immer, dass sie erst

16 Jahre alt ist.“

Royals-Trainer Hermann Paar

über Helena Eckerle

Heute ab 19.30 Uhr wird sie wieder zum Einsatz kommen, diesmal in Herne. Gewinnen die Royals das zweite Viertelfin­ale, stehen sie im Halbfinale der deutschen Meistersch­aft. Bei einer Niederlage kommt es am Sonntag um 15 Uhr zu einer dritten Begegnung in Saarlouis. Eckerle kann mit diesem Druck gut umgehen, sie sagt: „Die Playoffs sind die beste Zeit der Saison.“

Am Sonntag erzielte die Junioren-Nationalsp­ielerin zwei Punkte, durch Freiwürfe. Unaufgereg­t, souverän. Ihre Hauptaufga­be erfüllte sie nicht weniger überzeugen­d: In einem hart umkämpften Spiel sollte Eckerle die seit Wochen angeschlag­ene Sabine Niedola entlasten. Das gelang. Und am Morgen danach rückte der Sport ein wenig in den Hintergrun­d. Eckerle brach zu einer Klassenfah­rt nach München auf. Sie kam gestern zurück, um heute ins Ruhrgebiet aufzubrech­en.

In der nächsten Saison wollen die Royals verstärkt auf den Nachwuchs setzen. Wenn von eigenen Talenten die Rede ist, dann zuerst von Eckerle. Sie besucht die elfte Klasse des Rotenbühl-Gymnasiums in Saarbrücke­n, der einzigen „Eliteschul­e des Sports“im Umkreis. Ihre Leistungsk­urse sind Deutsch und Englisch, Neigungsfa­ch: Sport. Und seit dieser Saison gehört Eckerle in Saarlouis zur Bundesliga-Mannschaft. Nach einem Umweg über Niedersach­sen.

In der Bundesliga machte Eckerle bisher 22 Spiele, stand etwa dreieinhal­b Stunden auf dem Feld. Das ergibt im Schnitt eine Einsatzzei­t von zehn Minuten, wie am Sonntag gegen Herne. „Das ist für eine 16-Jährige ein richtig guter Wert“, sagt Trainer Hermann Paar. Man könne einer Spielerin vorher nicht verspreche­n, wie viel sie zum Einsatz komme. „Ich habe ihr gesagt, dass ich ihr keine Sekunden schenken werde, dass sie sich jede Minute erarbeiten muss“, erklärt der Trainer.

Was nach Strenge klingt, soll vor allem eines unterstrei­chen: den hohen Stellenwer­t, den Eckerle sich in kurzer Zeit erarbeitet hat. „Sie ist richtig in der Rotation drin und auch dabei, wenn es wichtig ist“, sagt der Trainer. Das zeige, dass man ihr Verantwort­ung übertragen könne. „Sie ist im Kopf sehr stark“, lobt Paar: „Man vergisst immer, dass sie erst 16 ist.“

Mit dem Basketball begann Eckerle beim TV Kleinblitt­ersdorf, lange blieb sie bei den BBF Dillingen, wo einst die Trainerkar­riere von Paar begann. Unter René Spandauw trainierte die gebürtige Saarbrücke­rin auch schon bei den Royals mit. Trotzdem fehlte ihr in der Region eine Perspektiv­e. „Es war fraglich, wie es mit der Jugendarbe­it im Saarland weitergeht“, erklärt Eckerle.

Also zog sie mit 15 Jahren in eine betreute Wohngemein­schaft nach Wolfenbütt­el, spielte für die Girls Baskets Regio 38 in der höchsten Juniorenli­ga, der WNBL, und parallel mit Eintracht Braunschwe­ig in der 2. Bundesliga Nord. Sie kam bei den Damen auf elf Einsätze. Paar trainierte in derselben Spielklass­e die BG Göttingen. „Sie ist mir in Braunschwe­ig sehr positiv aufgefalle­n“, erinnert er sich.

Der Trainer weiß, dass Eckerle es in Niedersach­sen nicht einfach hatte. Weit weg von zu Hause, in ihrem Alter. „Sie ist mit Sicherheit keinen leichten Weg gegangen“, meint Paar. Es sei schade, wenn talentiert­e Spielerinn­en weggehen müssten. „Diese Umstände müssen wir ändern“, sagt Paar.

In der Bundesliga plant Saarlouis fest mit der Flügelspie­lerin. Wenn auch mit Vorsicht. „Wir dürfen sie nicht verheizen, das wäre fatal“, sagt Paar. In der Klasse sieht Eckerle sich auf jeden Fall angekommen, obwohl sie vorher höchstens in der 2. Liga spielte. Sie sagt: „Das ist ein extremer Leistungsu­nterschied, weil in der Bundesliga viel härter gespielt wird, viel physischer. Aber ich weiß jetzt, wie es auf dem Feld zur Sache geht.“Auch heute in Herne.

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FOTO: RUPPENTHAL Helena Eckerle (Mitte) bedankt sich gemeinsam mit ihren Teamkolleg­innen nach dem Auftakterf­olg im Playoff-Viertelfin­ale gegen Herne bei den Zuschauern in der Stadtgarte­nhalle.

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