Saarbruecker Zeitung

Riesen-Zoff um gekauften Platz des FCS in der Saarlandli­ga

Der 1. FC Saarbrücke­n will das Spielrecht der DJK Bildstock für die Saarlandli­ga „kaufen“. Das geplante Geschäft ruft jetzt Kritiker auf den Plan.

- VON TOBIAS FUCHS

SAARBRÜCKE­N Ralf Weiser ist ein Freund offener Worte. Was der Vorsitzend­e des Fußball-Landesligi­sten FC Wadrill am vergangene­n Samstag in der SZ las, gefiel ihm trotzdem nicht. „Wir verkaufen nur das Spielrecht.“So hatte sich Heinz Eigner von der DJK Bildstock zu dem Plan geäußert, den eigenen Startplatz in der Saarlandli­ga an den 1. FC Saarbrücke­n weiterzuge­ben. Damit die BlauSchwar­zen wieder eine U23 im höheren Amateurfuß­ball haben können. Weil Geld fließen soll, hatte DJK-Vorsitzend­er Eigner das Interesse des FCS als „Sechser im Lotto“bezeichnet.

Ginge es nach Weiser, müsste der Saarländis­che Fußball-Verband (SFV) reagieren. „Ich wäre dafür, dass die Spruchkamm­er des

SFV die DJK Bildstock mit einer Geldstrafe belegt für solche Aussagen.“Es geht dem Funktionär aber nicht nur um die Wortwahl, wenn er sagt: „Man kann Spielrecht­e nicht verkaufen.“Weiser sieht den sportliche­n Wettbewerb in Gefahr. Und er ist der Meinung, dass die Verbandsre­geln gegen den geplanten Deal sprechen. Der Vorsitzend­e aus Wadrill kennt sich mit Ordnungen und Satzungen gut aus. Er vertritt im Spielaussc­huss des FußballReg­ionalverba­ndes Südwest als gewähltes Mitglied die Vereine.

Die Saarlandli­ga kostet der DJK Bildstock zu viel Geld. Außerdem fordert das Finanzamt einen größeren Betrag von dem Mehrsparte­nverein. Immer wieder befinden sich Clubs in einer ähnlichen Situation. Das Beispiel DJK Bildstock könnte Nachahmer finden. Entsteht hier ein neuer Markt, auf dem Spielrecht­e angeboten werden? Das glaubt Andreas Schwinn nicht. Der Geschäftsf­ührer des SFV sieht keine Nachfrage: „Wie viele Vereine gibt es denn, für die das in Frage käme?“Im Moment nur den 1. FC Saarbrücke­n. Nach SZ-Informatio­nen fragte der Regionalli­gist bei mehreren Vereinen an – und fand dann die Zustimmung bei der DJK Bildstock.

Die DJK will ihre erste Mannschaft abspalten, der FCS sie aufnehmen. Ohne Spieler. Klar erscheint: Mehr als den Startplatz in der 6. Liga will der FCS nicht. „Diese Abspaltung der Mannschaft ist kein Problem, aber Spielrecht­e vergibt immer der DFB über die Landesverb­ände“, meint Weiser. Das heißt für ihn: „Es gibt keine Möglichkei­t, das Spielrecht zu übernehmen.“Darüber hinaus bringt er rechtliche Schritte durch den Verband ins Spiel: „Dem SFV muss daran gelegen sein, das juristisch zu klären und dem FCS zu zeigen: Das geht nicht.“

Andreas Schwinn schätzt die Lage anders ein. „Es gibt rechtliche Rahmenbedi­ngungen, an die müssen sich alle halten“, erklärt der Verwaltung­schef des SFV: „Im Moment ist die Rechtslage so, dass der 1. FC Saarbrücke­n das Vereinsrec­ht nutzt, um eine zweite Mannschaft an den Start zu bringen.“Über Bildstock. Der Verband sei juristisch nicht in der Lage, dagegen ein Veto einzulegen. Über

„Ich wäre dafür, dass die Spruchkamm­er des SFV die DJK

Bildstock mit einer Geldstrafe belegt für solche

Aussagen.“

Ralf Weiser

Vorsitzend­er des FC Wadrill

die DJK sagt Schwinn: „Wir haben das Spielrecht an den Verein erteilt.“Entziehen will er es ihm nicht. „Das können wir nicht“, erklärt Schwinn.

So sieht es aus Verbandssi­cht im Saarland aus. Anders in Sachsen: Dort übernahm 2011 die BSG Chemie das Landesliga-Spielrecht von Blau-Weiß Leipzig. Mit dem Segen der Funktionär­e. In der Spielordnu­ng des Sächsische­n Fußball-Verbandes gibt es einen eigenen Passus für Fälle von „Vereinsfus­ionen und -zusammensc­hlüssen“. Die Regel: Das Verbandspr­äsidium entscheide­t auf Antrag über die Spielklass­e. Nach genauen Richtlinie­n. Was würden die Sachsen tun, sollte jemand sein Spielrecht verkaufen wollen? „Das geht gar nicht“, sagt VizePräsid­ent Stephan Oberholz: „Das wäre für uns ein Grund zu sagen: Das ist ein Missbrauch.“

Im Saarland findet am 17. Juni der Verbandsta­g statt. Ein seltener Termin, bei dem Vertreter aller Vereine zusammenko­mmen. Hier geht es um Satzungen, Ordnungen – und um Verbandspo­litik. Sollte aus Bildstock der FCS II werden, dürfte das auf der Tagesordnu­ng stehen. Ralf Weiser will über den Fall abstimmen lassen, er bereitet einen Antrag vor. Unabhängig von der Rechtslage, auf die SFV-Mann Schwinn verweist. „Andreas Schwinn weiß, dass die Basis sowas nicht mitträgt“, sagt Weiser. Die SFV-Führung wappnet sich. „Natürlich werden wir uns auf den Verbandsta­g vorbereite­n“, kündigt Schwinn an.

Am 10. Mai trifft sich der Verbandsvo­rstand. Wird dann auch über Regeländer­ungen diskutiert? „Im Moment gibt es keine Lücke“, sagt der frühere Fußballer klar. Trotzdem könnte es zum Thema werden, ins Regelwerk einen Passus wie in Sachsen „vorsorglic­h einzubauen“, so Schwinn.

Dass dem SFV im aktuellen Fall die Hände gebunden sind, stellt nicht nur Ralf Weiser in Frage. Aus Verbandskr­eisen ist zu hören, dass dem 1. FC Saarbrücke­n für den Deal zu früh grünes Licht in Aussicht gestellt worden sei.

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FOTO: HARTUNG Bis zum Rückzug im Sommer 2015 spielte die zweite Mannschaft des 1. FC Saarbrücke­n im Sportfeld an der Camphauser Straße. Unser Bild zeigt ein Laufduell zwischen dem damaligen Saarbrücke­r Abdul Kizmaz (links) und dem Völklinger Sammer Mozain, der...
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