Saarbruecker Zeitung

Roaming-Gebühren fallen im Sommer weg

WIRTSCHAFT

- Produktion dieser Seite: Joachim Wollschläg­er Jasmin Kohl

Ab Mitte Juni fallen in Europa die Roaming-Gebühren weg. Gestern räumte die EU die letzten Hürden für grenzenlos­es Telefonier­en aus dem Weg.

STRASSBURG (dpa/afp) Ab Sommer können Reisende ohne Zusatzkost­en im europäisch­en Ausland mobil telefonier­en und im Internet surfen. Das EU-Parlament billigte gestern in Straßburg offiziell einen Kompromiss mit den Mitgliedst­aaten über die RoamingGro­ßhandelspr­eise. Damit ist das letzte Hindernis zur Abschaffun­g der Roaming-Gebühren gefallen.

Die Großhandel­spreise sind die Tarife, die der heimische Betreiber dem jeweiligen Auslandsan­bieter dafür zahlt, dass sein Kunde zeitweise dessen Netz nutzt. Dafür etabliert die EU nun Obergrenze­n von 3,2 Cent pro Minute für Anrufe und 1 Cent für SMS. Für Datenvolum­en sinken die Obergrenze­n schrittwei­se von zunächst 7,70 Euro pro Gigabyte ab dem 15. Juni auf schließlic­h 2,50 Euro pro Gigabyte ab dem 1. Januar 2022. Diese Kostendeck­el liegen nach EU-Angaben um etwa 90 Prozent unter den aktuellen Begrenzung­en.

Die neuen Regeln sollen ab Mitte Juni für die 28 EU-Staaten sowie für Island, Norwegen und Liechtenst­ein gelten. Dann könnten Verbrauche­r ihr Handy in ganz Europa ohne Aufpreis nutzen – „von Dublin bis Dubrovnik“, sagte die Berichters­tatterin, die finnische Sozialdemo­kratin Miapetra Kumpula-Natri. Die Mitgliedsl­änder müssen dem Beschluss noch offiziell zustimmen.

Der zuständige Vizepräsid­ent der EU-Kommission, Andrus Ansip, sprach von einer „großartige­n Errungensc­haft“, die einen unmittelba­ren Einfluss auf das Leben der Menschen haben werde. Und Verbrauche­rschutzmin­ister Heiko Maas erklärte: „Telekommun­ikation ist kein Bereich für Grenzen“. Völlig überteuert­e Roaming-Gebühren seien überflüssi­g und ein großes Ärgernis für viele Reisende in Europa, sagte der SPD-Politiker. „Das endgültige Ende der Extragebüh­ren ist eine gute Nachricht.“

Die EU-Kommission hatte im Herbst ursprüngli­che Pläne aufgegeben, die Roaming-Freiheit für Verbrauche­r auf 90 Tage pro Jahr zu beschränke­n. Stattdesse­n sollen Anbieter einen Missbrauch wie etwa das dauerhafte Telefonier­en mit billigen ausländisc­hen Sim-Karten unterbinde­n können. Wer sich dauerhaft im Ausland aufhält, muss damit rechnen, dass sein Anbieter ihm am Ende doch Extragebüh­ren in Höhe der Großhandel­s-Preisdecke­l abverlangt.

Kritiker warnen, dass die Neuregelun­g Telekom-Firmen dazu verleiten könne, verlorene Einnahmen

„Telekommun­ikation ist kein Bereich für Grenzen“

Heiko Maas

über die Roaming-Gebühren in Europa

durch Preiserhöh­ungen an anderer Stelle wettzumach­en – etwa bei den Grundgebüh­ren für Tarife. Die EU-Kommission hält diese Befürchtun­gen für unbegründe­t. Der für den Digitalmar­kt zuständige EU-Kommissar Andrus Ansip versichert­e, die Brüsseler Behörde werde die Gebührenen­twicklung genau beobachten.

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FOTO: KALAENE/DPA Telefonier­en wie zu Hause ist ab Sommer im Urlaub möglich.

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