Saarbruecker Zeitung

Mehr Demokratie auf der Vereinsfah­ne

Der Verein Fides e.V. will als „Think Tank“zu einem Zusammenle­ben mit mehr Bürgerbete­iligung beitragen. Ein neues Buch soll helfen.

- VON GERRIT SCHERER Fides e.V.

SAARBRÜCKE­N Dass Krankenpfl­eger, Feuerwehrl­eute und Seelsorger mit ihren Berufen etwas zu einer funktionie­renden Gesellscha­ft beitragen, ist unbestritt­en. Aber kann das auch für Wirtschaft­sprüfer gelten? Ja, fand Christian Marettek und gründete das „Forschungs­institut Demokratie leben

Christian Marettek Saarbrücke­n (Fides e.V.)“. Das war vor genau zwei Jahren. Inzwischen ist der Verein als gemeinnütz­ig anerkannt und hat viele Pläne.

„Das Hauptprobl­em, das wir angehen wollen, ist die wachsende Politikver­drossenhei­t“, so Christian Marettek. Aber er und die anderen Mitglieder wollen die nicht etwa durch Demonstrat­ionen oder politische Aktivitäte­n auffangen. „Wir sind parteipoli­tisch neutral“, so der Vorsitzend­e des Vereins. Vielmehr gehe es den Mitglieder­n um Lösungsans­ätze für grundsätzl­iche Probleme. Eines davon ist nach Meinung des Vereins, dass die Bürger zu wenig in politische Entscheidu­ngen eingebunde­n werden.

Am besten zeige sich das an öffentlich­en Bauprojekt­en. Mit seinen rund 20 Mitglieder­n will Fides e.V. Wege zu mehr Bürgerbete­iligung entwickeln. Als langjährig­er Berater öffentlich­er Einrichtun­gen weiß der Steuerbera­ter und Wirtschaft­sprüfer Christian Marettek, dass das nicht leicht ist. „Aber wenn wir nur ein bisschen was verbessern können, sind wir schon zufrieden“, sagt er.

Und das will Fides e.V. auf unterschie­dlichen Ebenen: indem der Verein der Politik Ideen liefert, bei der öffentlich­en Verwaltung, in Unternehme­n, Vereinen und Familien. „Demokratie bedeutet auch, wertschätz­end miteinande­r umzugehen“, so Maretteks Frau Ulrike, ebenfalls Vorstandsm­itglied.

Der Titel des Buches, das Marettek in Zusammenar­beit mit dem Verein geschriebe­n hat, ist deshalb in doppelter Weise zu verstehen: „Wege zu gelingende­r Führung“lautet der. „Gelingend bedeutet einerseits erfolgreic­h aus unternehme­rischer Perspektiv­e, anderersei­ts auch, dass dabei niemand auf der Strecke bleibt oder Burnout bekommt. Das geht wunderbar zusammen“, findet er. Die Grundsätze, die es dafür zu beachten gilt, schildert er in seinem

„Das Hauptprobl­em, das wir angehen wollen, ist

die wachsende Politikver­drossenhei­t.“

Buch. Die Psychologi­e müsse mehr Raum in der Betriebswi­rtschaft einnehmen, findet Marettek.

Das habe er in dem Buch versucht und schildert darin viele Fallbeispi­ele, von denen auch Leute etwas haben sollen, die keine Führungspo­sition bekleiden. Die Fallbeispi­ele aus dem Buch reichen von Mobbingvor­würfen im Stadtplanu­ngsamt bis zur Neuaufstel­lung des Sportverei­ns. „Es wird aufgezeigt, wie mehr Menschen zufrieden sein können?, so Marettek. Fides e.V. sei es wichtig gewesen, dass jeder das Buch verstehen und gebrauchen kann. „Demokratis­ierung des Wissens? nennt Marettek das.

An dem Werk haben mehrere Vereinsmit­glieder mitgewirkt, auch Manuel Hipfel, der bei Fides e.V. eine Ausbildung zum Kaufmann für Marketingk­ommunikati­on macht und das als sehr speziell empfindet: „Man hat sozusagen alles neu aufgebaut“, sagt der 24-Jährige.

Sein Job ist es auch, das Buch unter die Leute zu bringen. Dazu hat der Verein einen Stand auf dem Saarbrücke­r Altstadtfe­st geplant. Außerdem sollen Seminare zur Stress- und Konfliktbe­wältigung stattfinde­n und Ideen zur Stadtentwi­cklung gesammelt werden.

„Unser Ziel ist es erstmal nicht, besonders viele Mitglieder zu gewinnen. Wir wollen der Gesellscha­ft durch unsere Ideen was zurückgebe­n“, sagt Christian Marettek.

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FOTO: FIDES/HOFRA/MANDALKA Manuel Hifel, Dietrich Bickelmann, Christian Marettek und Ulrike Marettek (von links) engagieren sich gegen Politikver­drossenhei­t.

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