Saarbruecker Zeitung

Zwischen Straßburg und Kehl gibt es bald eine Straßenbah­n-Verbindung über den Rhein.

Die Tram-Strecke zwischen Straßburg und Kehl wird Ende des Monats eingeweiht – nach neun Jahren Vorbereitu­ng und drei Jahren Bauzeit.

- VON ROBERT SCHMIDT

STRASSBURG/KEHL Seit Monaten wird an der Grenze zwischen dem Elsass und Baden-Württember­g über kaum etwas intensiv diskutiert wie über die neue deutschfra­nzösische Straßenbah­n. Ende April wird die Straßburge­r Straßenbah­nlinie D, die bisher noch kurz vor der Grenze endet, vom Straßburge­r Stadtteil Meinau bis zum Kehler Bahnhof verlängert, Ende kommenden Jahres bis zum Rathaus. Ganz neu ist diese Idee allerdings nicht. Bereits zwischen 1898 und 1918 gab es eine Tram-Verbindung zwischen beiden Städten. Nach neun Jahren Vorbereitu­ng und drei Jahren Bauzeit wollen Kehl und Straßburg die Eröffnung der neuen Tramlinie am 29. und 30. April mit einem Fest auf beiden Seiten des Rheins feiern.

Die 300 000-Einwohner-Grenzregio­n hat die Tram dringend nötig. Wer schon einmal von Kehl über die Europabrüc­ke mit dem Auto nach Straßburg gefahren ist, weiß, wie beliebt und deshalb verstopft die Strecke oft ist (siehe Infobox). Nach jüngsten offizielle­n Zahlen kostet das Projekt auf französisc­her Seite 67 Millionen Euro, in Deutschlan­d 42 Millionen.

Die Strecke Kehl-Straßburg gesellt sich damit zu den in Europa noch immer seltenen grenzübers­chreitende­n Straßenbah­nen. Seit 2014 verkehren, ebenfalls nach Jahrzehnte­n Unterbrech­ung, wieder Trams zwischen Basel und Weil am Rhein. In der Schweiz wird zudem eifrig an einer neuen Straßenbah­nverbindun­g zwischen Genf und dem französisc­hen Annemasse gearbeitet, die 2019 eröffnet werden soll. In diese Reihe stellt sich seit nunmehr bald 20 Jahren auch die Saarbahn zwischen Saarbrücke­n und Saargemünd. „In den 90er Jahren hatte man erkannt, dass das Bussystem an seine Grenzen stößt“, erzählt Saarbahn-Sprecherin Ulrike Reimann. 159 000 Fahrgäste nutzen im vergangene­n Jahr die deutsch-französisc­he Straßen-Schienen-Strecke, die am 24. Oktober 1997 startete – 2015 waren es jedoch noch 190 000. „Wir werben dafür, dass unsere französisc­hen Freunde insbesonde­re an Einkaufsta­gen häufiger das Park&Ride-System nutzen“, so Reimann.

Nach Ansicht einiger Frankreich-Freunde im Saarland könnte das Straßburge­r Tram-Projekt dem Saarland neue Impulse geben. „Die neue Straßenbah­nverbindun­g wird die Grenzsitua­tion im Raum Straßburg ohne Zweifel verbessern“, lautet die Einschätzu­ng von Peter Moll, dem Präsidente­n der Deutsch-Französisc­hen Gesellscha­ft Saar. Die Beziehung der Bevölkerun­g auf deutscher Seite zur Metropole Straßburg werde sich intensivie­ren, der Individual­verkehr abnehmen, der Straßenver­kehr entlastet. Straßburg werde „leichter, stressfrei­er und umweltfreu­ndlicher zu erreichen sein“. Dieses Beispiel könne sich auch positiv auf andere Stadtregio­nen in Grenzlage auswirken, beispielsw­eise im Raum Saarbrücke­n. Dort gebe es zwar bereits seit längerem eine funktionie­rende Verbindung nach Saargemünd, aber eine wünschensw­erte Netzerweit­erung in das ehemalige Kohlebecke­n von Forbach-Freyming-Merlebach stehe weiterhin in den Sternen. „Das Beispiel Straßburg-Kehl macht Mut, weiter an der Umsetzung dieser Idee zu arbeiten“, so Moll weiter. Die Arbeits-, Wohn-, Freizeit-, Kultur- und Einkaufsbe­ziehungen würden durch derartige Infrastruk­turen enorm gefördert. Das sei „ganz im Sinne der von unserem Verein verfolgten Philosophi­e, beide Seiten der deutsch-französisc­hen Grenze stärker zu vernetzen“.

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