Zwischen Straßburg und Kehl gibt es bald eine Straßenbahn-Verbindung über den Rhein.
Die Tram-Strecke zwischen Straßburg und Kehl wird Ende des Monats eingeweiht – nach neun Jahren Vorbereitung und drei Jahren Bauzeit.
STRASSBURG/KEHL Seit Monaten wird an der Grenze zwischen dem Elsass und Baden-Württemberg über kaum etwas intensiv diskutiert wie über die neue deutschfranzösische Straßenbahn. Ende April wird die Straßburger Straßenbahnlinie D, die bisher noch kurz vor der Grenze endet, vom Straßburger Stadtteil Meinau bis zum Kehler Bahnhof verlängert, Ende kommenden Jahres bis zum Rathaus. Ganz neu ist diese Idee allerdings nicht. Bereits zwischen 1898 und 1918 gab es eine Tram-Verbindung zwischen beiden Städten. Nach neun Jahren Vorbereitung und drei Jahren Bauzeit wollen Kehl und Straßburg die Eröffnung der neuen Tramlinie am 29. und 30. April mit einem Fest auf beiden Seiten des Rheins feiern.
Die 300 000-Einwohner-Grenzregion hat die Tram dringend nötig. Wer schon einmal von Kehl über die Europabrücke mit dem Auto nach Straßburg gefahren ist, weiß, wie beliebt und deshalb verstopft die Strecke oft ist (siehe Infobox). Nach jüngsten offiziellen Zahlen kostet das Projekt auf französischer Seite 67 Millionen Euro, in Deutschland 42 Millionen.
Die Strecke Kehl-Straßburg gesellt sich damit zu den in Europa noch immer seltenen grenzüberschreitenden Straßenbahnen. Seit 2014 verkehren, ebenfalls nach Jahrzehnten Unterbrechung, wieder Trams zwischen Basel und Weil am Rhein. In der Schweiz wird zudem eifrig an einer neuen Straßenbahnverbindung zwischen Genf und dem französischen Annemasse gearbeitet, die 2019 eröffnet werden soll. In diese Reihe stellt sich seit nunmehr bald 20 Jahren auch die Saarbahn zwischen Saarbrücken und Saargemünd. „In den 90er Jahren hatte man erkannt, dass das Bussystem an seine Grenzen stößt“, erzählt Saarbahn-Sprecherin Ulrike Reimann. 159 000 Fahrgäste nutzen im vergangenen Jahr die deutsch-französische Straßen-Schienen-Strecke, die am 24. Oktober 1997 startete – 2015 waren es jedoch noch 190 000. „Wir werben dafür, dass unsere französischen Freunde insbesondere an Einkaufstagen häufiger das Park&Ride-System nutzen“, so Reimann.
Nach Ansicht einiger Frankreich-Freunde im Saarland könnte das Straßburger Tram-Projekt dem Saarland neue Impulse geben. „Die neue Straßenbahnverbindung wird die Grenzsituation im Raum Straßburg ohne Zweifel verbessern“, lautet die Einschätzung von Peter Moll, dem Präsidenten der Deutsch-Französischen Gesellschaft Saar. Die Beziehung der Bevölkerung auf deutscher Seite zur Metropole Straßburg werde sich intensivieren, der Individualverkehr abnehmen, der Straßenverkehr entlastet. Straßburg werde „leichter, stressfreier und umweltfreundlicher zu erreichen sein“. Dieses Beispiel könne sich auch positiv auf andere Stadtregionen in Grenzlage auswirken, beispielsweise im Raum Saarbrücken. Dort gebe es zwar bereits seit längerem eine funktionierende Verbindung nach Saargemünd, aber eine wünschenswerte Netzerweiterung in das ehemalige Kohlebecken von Forbach-Freyming-Merlebach stehe weiterhin in den Sternen. „Das Beispiel Straßburg-Kehl macht Mut, weiter an der Umsetzung dieser Idee zu arbeiten“, so Moll weiter. Die Arbeits-, Wohn-, Freizeit-, Kultur- und Einkaufsbeziehungen würden durch derartige Infrastrukturen enorm gefördert. Das sei „ganz im Sinne der von unserem Verein verfolgten Philosophie, beide Seiten der deutsch-französischen Grenze stärker zu vernetzen“.