Wahrheit und Vertuschung
Der Tod eines Ministers bringt in „Der Staat schweigt“Frankreichs Präsidenten in die Bredouille.
(ry) Der populärste Mann im französischen Regierungskabinett hat sich im Élysée-Palast umgebracht. Der Präsident der Republik Jacques Rohmerieu (Richard Berry) wird Zeuge, als sich sein Gesundheitsminister erschießt. Um die Gerüchte um den Selbstmord des Mannes einzudämmen, will Rohmerieu eine ehemalige Journalistin und renommierte Presseberaterin gewinnen – Claire Ferran (Rachida Brakni), die derzeit in einer Agentur des gegnerischen Lagers arbeitet. Die Presse erreichen immer mehr Gerüchte, die den Tod des Ministers erklären sollen – unheilbarer Krebs oder der Verdacht auf die Affäre seiner Frau mit dem Präsidenten.
Claire lässt sich auf das Angebot des Staatschefs ein. Ihr gelingt es, die Berichterstattung in eine für die amtierende Regierung positive Richtung zu lenken. Nur der Journalist Malisewski ( Thierry Neuvic) glaubt nicht an einen Selbstmord. Er setzt alles daran, auch seine Exfreundin Claire auf seine Seite zu ziehen. Obwohl sie Malisewskis Verdacht zunächst als Paranoia abtut, lassen sie dessen hartnäckige Zweifel nicht unberührt. Durch Malisewskis Recherche erfährt sie immer mehr neue Details, wie von den Plänen des Gesundheitsministers, bei den nächsten Präsidentschaftswahlen gegen Rohmerieu anzutreten. Doch erst Malisewskis größte Entdeckung macht Claire bewusst, dass die Affäre viel größer ist, als sie glaubte. Obwohl sich der Gesundheitsminister öffentlich stark für die Rechte der afrikanischen Flüchtlinge eingesetzt hat, sind mutmaßlich ganze afrikanische Familien für die Experimente eines Pharma-Unternehmens als menschliche Versuchsobjekte nach Frankreich eingeflogen worden. Und das allem Anschein nach mit Wissen und Billigung höchster Regierungskreise. Ist auch der Präsident eingeweiht? Und spielt er eventuell sogar ein falsches Spiel?
Mit „Der Staat schweigt“liefert Regisseur Frédéric Berthe einen packenden Thriller über Wahrheit, Vertuschung und Desinformationsstrategien mit großem Realitätsbezug und Ähnlichkeiten zu Affären in der Politik. Die Abgründe der modernen Mediendemokratie, auf die das Drama anspielt, wurden in Frankreich offenkundig sowohl bei den nachwirkenden Skandalen der Sarkozy-Präsidentschaft als auch durch die Enthüllungen um den zum Rücktritt gezwungenen Wirtschaftsminister des amtierenden Präsidenten Hollande.
1996 begann Frédéric Berthe mit einer Regieassistenz für die Serie „Terre indigo“. Acht Jahre später erschien sein erster Film „Alive“. Seit seinem letzten Kinostreifen „Les Invincibles“(2013) mit Gérard Depardieu realisierte Berthe zahlreiche Serien für das Fernsehen.