Saarbruecker Zeitung

Grandiose Vergangenh­eit, triste Gegenwart

Heiko Westermann trifft mit Ajax Amsterdam auf seinen Ex-Club Schalke 04. Allerdings ist der Ex-Nationalsp­ieler nur Ersatz.

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AMSTERDAM (sid) Früher war alles besser. Zumindest für Heiko Westermann. An diesem Donnerstag (21.05 Uhr/Sport1) wird der ExNational­spieler daran erinnert, wenn er mit Ajax Amsterdam auf Schalke 04 trifft und damit eine Reise in die Vergangenh­eit unternimmt. „Ich habe durchweg positive Erinnerung­en an Schalke“, sagt der 33-Jährige: „Ich habe Champions League gespielt, bin in die Nationalma­nnschaft gekommen. Es war sportlich der Höhepunkt meiner Karriere.“

Jetzt ist er am Tiefpunkt angelangt. Das Viertelfin­al-Hinspiel der Europa League wird er als Zuschauer erleben – auf seinem Stammplatz auf der Ersatzbank. Drei Mal erst durfte der Verteidige­r für den niederländ­ischen Rekordmeis­ter über 90 Minuten spielen, kein einziges Mal in der Eredivisie. „Das ist neu für mich. Ich habe überall gespielt“, sagt Westermann: „Jetzt sitze ich auf der Bank und unterstütz­e die jungen Spieler. Mehr nicht.“

Dass der niederländ­ische Vorzeigecl­ub vor allem ein Ausbildung­sverein ist, war dem 27-maligen Nationalsp­ieler bei seinem Wechsel im vergangene­n Sommer klar. Dass er aber so gut wie gar nicht zum Einsatz kommt, nicht. „Natürlich ärgere ich mich, dass ich nicht spiele.“Er sei aber „niemandem böse“, betont er.

Den Platz in der Innenverte­idigung hat ihm Matthijs de Ligt weggeschna­ppt, eines der aktuell größten Ajax-Talente. „Wenn ein 17-Jähriger wie ein 25-Jähriger spielt und in die Nationalma­nnschaft kommt, wird Ajax nicht stattdesse­n mich spielen lassen“, zeigt Westermann Verständni­s.

Vor zehn Jahren war es noch anders – da war der Franke gerade von Arminia Bielefeld nach Schalke gewechselt und erkämpfte sich auf Anhieb einen Stammplatz. Westermann zog mit den Königsblau­en ins Viertelfin­ale der Champions League ein, feierte sein Debüt in der Nationalma­nnschaft, wurde zwei Jahre später Vizemeiste­r. Mit dem Wechsel zum Hamburger SV endeten die sportliche­n Erfolge. Westermann versank mit dem HSV im Chaos, musste zwei Mal in die Relegation und wurde sogar zum Sündenbock. „Hamburg war bestimmt keine einfache Zeit, aber wichtig für mein Leben“, sagt er.

Auch Schalke ist mittlerwei­le weit von der Champions League entfernt und „hinkt den Erwartunge­n hinterher“, findet Westermann: „Es ist keine schöne Situation für sie.“Seinen Ex-Club sieht er deshalb auch nicht als unüberwind­bares Hindernis für seinen aktuellen Arbeitgebe­r an: „Vom Talent, von der Technik her ist Ajax besser, bei der Erfahrung ist Schalke weit voraus.“

Besonders viel hält Westermann von seinem Landsmann Amin Younes. Der 23 Jahre alte Ex-Gladbacher ist in Amsterdam zum Stammspiel­er geworden, „er kann in den nächsten Jahren ein richtig Großer werden“. Wie lange er selbst noch spielen wird, lässt Westermann offen. „Nicht so lange, bis ich nicht mehr laufen kann“, sagt er: „Aber ich bin nicht so verletzung­sanfällig, meine Knie sind noch ganz okay, ich bin noch einigermaß­en schnell. Ich will natürlich noch Fußball spielen, weil ich topfit bin.“Aber wohl nicht mehr bei Ajax Amsterdam.

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FOTO: IMAGO Ex-Nationalsp­ieler Heiko Westermann will seine gute Laune nicht verlieren, auch wenn er bei Ajax praktisch nie zum Einsatz kommt.

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