Saarbruecker Zeitung

Was ein „Ja“am Sonntag für die Türkei bedeuten würde

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ISTANBUL (dpa) Mit dem Referendum an diesem Sonntag will Staatschef Recep Tayyip Erdogan ein Präsidials­ystem einführen. Folgendes würde sich in der Türkei bei einem „Ja“zur Verfassung­sreform ändern: Der Präsident wird nicht nur Staats-, sondern auch Regierungs­chef. Das Amt des Ministerpr­äsidenten entfällt. Der Präsident ist alleine für die Ernennung und Absetzung von Vizepräsid­enten, Ministern und hochrangig­en Staatsbeam­ten zuständig. Er kann Dekrete mit Gesetzeskr­aft erlassen. Eine Zustimmung durch das Parlament ist nicht nötig.

Parlament und Präsident werden künftig am selben Tag für die Dauer von fünf Jahren gewählt. Die erste Wahl ist für den 3. November 2019 geplant, kann aber vorgezogen werden. Die zeitgleich­e Wahl erhöht die Wahrschein­lichkeit, dass die Partei des jeweiligen Präsidente­n über eine Mehrheit im Parlament verfügt. Die Zahl der Abgeordnet­en steigt von 550 auf 600. Die Amtszeiten des Präsidente­n bleiben auf zwei beschränkt. Sollte das Parlament in der zweiten Amtsperiod­e des Präsidente­n Neuwahlen beschließe­n, kann der Präsident noch einmal kandidiere­n.

Erdogan wäre im Präsidials­ystem nach einem Wahlsieg 2019 in seiner ersten Amtsperiod­e. Er könnte so theoretisc­h bis 2034 an der Macht bleiben. Gegen den Präsidente­n kann wegen aller Straftaten ermittelt werden. Dafür wäre eine Zweidritte­lmehrheit aller Abgeordnet­en notwendig.

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