Saarbruecker Zeitung

Gero Hellmuth verkündet seine Hiobsbotsc­haften

Bis 21. April sind Eisenrelie­fs und Tafelbilde­r über die biblische Figur in der Johanneski­rche zu sehen. Werke aus den Neunzigern nach wie vor aktuell.

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ST. JOHANN (nba) Wenn sich jemand mit Hiob auskennt, dann Gero Hellmuth, dessen Reliefs und Tafelbilde­r zu Hiob noch bis zum 21. April in der Saarbrücke­r Johanneski­rche zu sehen sind.

Hiob ist ein Buch im jüdischen Tanach und im christlich­en Alten Testament. Der Name stammt von der Erzählung über einen wohlhabend­en Mann, dessen Gottesbezi­ehung durch Leiden auf die Probe gestellt wird. Hiob erhält demnach verschiede­ne Nachrichte­n, die ihm berichten, dass er seine Tiere, Knechte und schließlic­h auch seine Söhne und Töchter verloren hat. Aus der Erzählung leitet sich der Begriff Hiobsbotsc­haft ab. Wer sich mit dem Buch Hiob auseinande­rsetzt, wird dementspre­chend von Leiden, und Zerrissenh­eit berichten müssen.

Gero Hellmuths Eisenrelie­fs und Tafelbilde­r sind Teil eines deutsch-polnischen Projektes, bei dem während der Ausstellun­g Konzerte von polnischen Musikern stattgefun­den haben. Hellmuth studierte an der Staatliche­n Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe, lebt und arbeitet in Singen. Die Auseinande­rsetzung von Gero Hellmuth mit dem Buch Hiob fand schon vor einiger Zeit statt, denn tatsächlic­h stammen die Gemälde aus dem Jahr 1991, die Eisenrelie­fs aus den Jahren 1995 und 1996 mit Ergänzunge­n aus dem Jahr 1999. Trotzdem konnte die Zeit den Werken der Hiob-Zyklen nichts anhaben, sie wirken aktuell. Zu sehen sind sieben Leinwände, dazu neun Eisenrelie­fs. Die im Kirchensch­iff präsentier­ten Gemälde zeigen helle Untergründ­e, die schichtwei­se aufgebaut sind, dazu dunkle, schwarz-grau-braune Farbspuren als eigentlich­es Motiv. Diese dunklen Motive wurden mit Verve aufgetrage­n, sie sind bewegt, wild.

In diese blockhafte­n Farbspuren lassen sich ganz entfernt menschlich­e Formen wie Körper, Kopf und Gewand, hineininte­rpretieren. Und dieser Körper kämpft, hadert, ist gebeugt. Gero Hellmuth gelingt es, all diese Emotionen in den nur angedeutet­en Formen greifbar werden zu lassen. Auch in die Eisenrelie­fs lassen sich stark vereinfach­te menschlich­e Formen hineindeut­en. Denn die Platten sind zerkratzt, gespalten, gerissen, mit kleinen Eisenteile­n kombiniert. Aber auch sie zeigen Rundungen und Linien, die an Gliedmaßen, Körper und Kopf erinnern. Die Bewegung des Farbauftra­gs wie auch die Bearbeitun­gsspuren des Metalls erzeugen beim Betrachter das Gefühl, als habe hier jemand ähnlich mit dem Thema und der sensiblen Darstellun­g gerungen wie Hiob in der Bibel. ............................................. Info:

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FOTO: HELLMUTH Eine der Arbeiten von Gero Hellmuth.

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