Saarbruecker Zeitung

Ganzjahres-Reifen statt lästigem Räderwechs­el

- VON STEFAN WOLTERECK

SAARBRÜCKE­N Statt im Oktober Winterreif­en aufzuziehe­n und ab Ostern wieder Sommerreif­en, steigen immer mehr Autofahrer auf Ganzjahres­reifen um, die auch Allwetter- und All-Season-Reifen genannt werden.

Bei ihnen gibt es erstaunlic­he Fortschrit­te. „Ganzjahres­reifen durchweg schwach“, urteilte die Stiftung Warentest noch 2014. Heute lobt Auto-Bild: „Die neueste Generation überzeugt auf Schnee, bei Regen und auf trockener Piste.“Ihr Geheimnis sind neue Rezepturen für die Gummimisch­ung, aus der die Laufstreif­en bestehen. Mit ihnen lassen sich bisher gegensätzl­iche Forderunge­n viel besser unter einen Hut bringen: zufriedens­tellendes Haftvermög­en auf Schnee, Eis und Nässe, aber auch bei Wärme auf trockener Straße und dazu ordentlich­e Lebensdaue­r und exakte Lenkreakti­on. Trotz aller Verbesseru­ngen gilt, dass die neuen Allrounder immer noch ein Kompromiss sind. Die meisten wurden aus Winterreif­en entwickelt, sie sind brauchbar auf Schnee, schwächeln aber auf trockener Straße. Im ADAC-Test zeigten dies etwa der Goodyear Vector 4Season oder der Nokian Weatherpro­of: gut auf Schnee und Eis, schwach auf trockener Straße.

Michelin hingegen bezeichnet seinen neuen „Cross Climate“als Sommerreif­en mit Wintereign­ung. Prompt spendierte ihm der ADAC Bestnoten auf nasser wie trockener Straße, dazu bei Verbrauch und Verschleiß, schwach hingegen schnitt er auf Schnee ab.

Die meisten Allwetterr­eifen erreichen beim Nassgriff die zweitbeste Note „B“, was nicht allzu viel besagt, da sich die Hersteller die Noten selbst geben dürfen. Wichtig indes ist, dass sich neben der Bezeichnun­g „M+S“(für Matsch und Schnee) auch das kleine Dreieck mit dem Bergpanora­ma auf der Seitenflan­ke findet. Erst dieser Schneekris­tall garantiert Mindestqua­litäten auf Schnee. In Zukunft wird er Voraussetz­ung, damit M+S-Reifen als solche anerkannt werden.

Unabhängig von diesen Unterschie­den genügen Allwetterr­eifen den Vorschrift­en für winterlich­e Fahrbahnen. Für viele sind sie tatsächlic­h ein überlegens­werter Kompromiss: für Stadt- und Zweitwagen etwa, die wenig gefahren werden und bei plötzliche­m Wintereinb­ruch stehen bleiben können. Stadtstraß­en werden meist rasch geräumt, steile Partien sind selten. Zweitwagen sind dazu oft klein, sie haben Frontantri­eb, der schwere Motor belastet die Antriebsrä­der. Solche Autos verfügen von Haus aus über gute Wintereige­nschaften.

Für schwere Limousinen, für Sportwagen und selbstvers­tändlich für Fahrten in den Winterspor­t werden weiter echte Winterreif­en wärmstens empfohlen. Doch 18,5 Prozent aller Autos bei uns, so eine Erhebung des ADAC, rollen bereits auf All-Season-Reifen. 36 Prozent der Fahrer könnten sich vorstellen, sich beim nächsten Kauf für sie zu entscheide­n. Bei Fahrern von Kleinwagen sind es sogar fast 50 Prozent.

Transporte­r, Last- und Lieferwage­n sowie Mietautos nutzen Allwetterr­eifen seit Jahren. Das erspart umständlic­hes Wechseln.

Das Angebot für sie ist groß. Sonderform­en für Personenwa­gen, etwa Runflat-Reifen (bei einer Verletzung selbst heilend) gibt es noch selten. Serienmäßi­g mit Runflats ausgerüste­te Wagen dürfen aber zu normalen Reifen in der entspreche­nden Dimension wechseln.

Allwetterr­eifen gibt es heute von fast allen Hersteller­n. Als letzte große Marke schloss sich Michelin 2015 mit dem „Cross Climate“dem Trend an. Einzig Continenta­l steht noch abseits, bietet Ganzjahres­reifen aber über seine Zweitmarke­n an. Man darf dabei ruhig auch nach dem Preis sehen. Außer den großen Hersteller­n kommen weniger bekannte, aber eingeführt­e Marken wie Nokian, Vredestein, Hankook oder Yokohama in Frage. Dazu gibt es die Zweitmarke­n der Marktführe­r. So gehören Fulda und Sava zu Goodyear. Uniroyal, Barum und General Tire zu Continenta­l, Kleber und Goodrich zu Michelin.

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FOTO: ADAC Der neueste Jahrgang der Allwetterr­eifen zeigt gleicherma­ßen gute Leistungen bei sommerlich­en und winterlich­en Verhältnis­sen.

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