„Es geht in Richtung Scharia-Gesetze“
INTERVIEW FARUK ÖZDEMIR
SAARBRÜCKEN Als erster Vorsitzende der Alevitischen Gemeinde Saarland verfolgt Faruk Özdemir (48) die türkische Politik genau. Der gebürtige Türke ist mit 14 Jahren ins Saarland gekommen. Hat Sie das Ergebnis des Referendums überrascht?
ÖZDEMIR Ja, schon. Ich hatte Hoffnung, dass die Nein-Stimmen doch überwiegen. Es hätte ja auch so kommen können, aber es wurde mit unfairen Mitteln gekämpft. Das war keine normale Wahl.
Die Deutschtürken haben mit 63,1 Prozent für die Verfassungsreform gestimmt.War das zu erwarten? ÖZDEMIR Ja. Es gibt auch in Deutschland Türken, die Erdogan heilig sprechen wollen. Inhalte spielen keine Rolle mehr. Das ist noch nie so gewesen. Die Türkei wendet sich von den europäischen Werten klar ab. Es geht in Richtung Scharia-Gesetze. Und was die Integration der Deutschtürken angeht: Die ist auf der Strecke geblieben. Türkisch wird zwar an einigen Schulen angeboten, die Lehrer sprechen aber kaum oder gar nicht Deutsch und vermitteln religiöse und nationalistische Werte. Meine Tochter kam einmal aus der Schule und hat erzählt, dass sie im Türkischunterricht Gebete auswendig lernen soll. Ich war geschockt.
Welche Konsequenzen sollte Deutschland aus dem Abstimmungsverhalten ziehen?
ÖZDEMIR Man müsste bei Adam und Eva anfangen (lacht). Mit der Bildung geht es los. Dazu gehört auch die Vermittlung von Werten. Es müsste mehr Förderung nicht nur für Deutschtürken, sondern für Migranten allgemein geben.
Die Fragen stellte Jasmin Kohl. Das vollständige Interview lesen Sie unter www.saarbruecker-zeitung.de/interviews