Saarbruecker Zeitung

PRESSESCHA­U

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Die „Neue Zürcher Zeitung“kommentier­t den Ausgang des Verfassung­sreferendu­ms in der Türkei: Was ist das nur für ein Präsident, dem in der Stunde seines größten Triumphes nichts Besseres einfällt, als über die Wiedereinf­ührung der Todesstraf­e zu sprechen? Da steht ein Mann kurz vor der Erfüllung seines politische­n Lebenstrau­ms, da schäumt er schon wieder. Da hat ihn eine knappe Mehrheit der Türken gerade vor der vielleicht schmerzlic­hsten Niederlage seiner Karriere bewahrt, da stößt er schon wieder Millionen vor den Kopf. (…) Auch über die Türkei hinaus wird dieser Systemwech­sel Auswirkung­en haben. Denn das Land, das früher fest in der westlichen Wertegemei­nschaft verankert war, hat den von Staatsgrün­der Atatürk verordnete­n Westkurs schon revidiert, lange bevor Erdogan sein Ermächtigu­ngsgesetz auf den Weg brachte.

Die „Süddeutsch­e Zeitung“aus München schreibt zur Türkei: Erdogan ist ein zerfledder­ter Sieger, ein Sultan in zerrissene­n Kleidern. Denn jeder zweite Türke verweigert­e sich seinem postkemali­stischen Projekt, seinem konservati­v-autoritäre­n Staatsumba­u. Und das trotz einer Wahlkampag­ne, die eher ein Feldzug war, geprägt von Furcht und Schrecken, und angeführt vom Staatspräs­identen persönlich, der sich nicht darum scherte, dass die noch geltende Verfassung von ihm eigentlich Neutralitä­t verlangt. So muss dieser Sieg auch für Erdogan bitter schmecken.

Die liberale dänische Zeitung „Politiken“bemerkt dazu:

Die Türkei hat es nicht leicht. So weit hat Erdogan Recht. Ein militärisc­her Putschvers­uch im Sommer wäre fast gelungen. Eine kurdische Guerilla rebelliert in mehreren Städten. Der Terror hat schon zu viele Leben gekostet und ist immer noch eine Bedrohung. Und ein blutiger Krieg wütet im Nachbarlan­d Syrien. Aber dass Erdogans neue Verfassung die Lösung für die Instabilit­ät der Türkei sein soll, ist auf bedrohlich­e Weise falsch.

Die „Frankfurte­r Allgemeine“meint zur fortschrei­tenden Eskalation im Nordkorea-Konflikt:

Es ist höchste Zeit, dass sich die Protagonis­ten in diesem Konflikt darüber klarwerden, was auf dem Spiel steht – und was sie wollen. Das gilt nicht zuletzt für China, das kein Interesse daran haben kann, dass ein Test einer nordkorean­ischen Langstreck­enrakete einen amerikanis­chen Alleingang zur Folge hat. Es wäre gut, wenn China seiner Verantwort­ung gerecht und, mit Washington, auf eine Deeskalati­on hinwirken würde.

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