Saarbruecker Zeitung

Terrorgefa­hr vor der Präsidente­nwahl

Wenige Tage vor der Präsidents­chaftswahl in Frankreich am kommenden Sonntag hat die Polizei in Marseille gestern zwei Verdächtig­e festgenomm­en. Sie sollen einen Terror-Anschlag geplant haben.

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PARIS (dpa) Wenige Tage vor der französisc­hen Präsidente­nwahl hat die Festnahme von zwei Terrorverd­ächtigen die Nervosität im Land erheblich verstärkt. Die „radikalisi­erten Männer“– eine Umschreibu­ng für mutmaßlich­e Islamisten – wollten laut Behörden unmittelba­r vor der am Sonntag geplanten Wahl einen Anschlag verüben.

Staatspräs­ident François Hollande lobte gestern die Arbeit der Ermittler: „Das ist ein bemerkensw­erter Fang.“Innenminis­ter Matthias Fekl will bei den beiden Wahlgängen am Sonntag und am 7. Mai jeweils mehr als 50 000 Polizisten, Gendarmen und Soldaten einsetzen, um die Sicherheit der Bürger und der Kandidaten zu gewährleis­ten.

Der sozialiber­ale Anwärter Emmanuel Macron sagte, Frankreich werde seit Jahren vom Terrorismu­s bedroht, die Wahl sei ein besonders kritischer Augenblick. Terroriste­n wollten nichts Anderes als „unsere Spaltung“. Sein konservati­ver Kontrahent François Fillon erklärte: „Die Demokratie darf vor den Bedrohunge­n und Einschücht­erungen der Terroriste­n nicht einknicken.“

Fotos der beiden Verdächtig­en waren bereits vergangene Woche an die Sicherheit­steams mehrerer Präsidents­chaftskand­idaten übermittel­t worden, wie die Nachrichte­nagentur afp berichtete. Die Sicherheit­sbeamten von Fillon seien über Gefahren für den Kandidaten informiert worden, berichtete­n Kreise der konservati­ven Republikan­er.

Beamte des Inlandsgeh­eimdienste­s DGSI nahmen die beiden Terrorverd­ächtigen, die 1987 und 1993 geboren wurden, gestern mit Unterstütz­ung einer Spezialein­heit fest, so Ressortche­f Fekl. Die Zeitung „Le Figaro“berichtete unter Berufung auf Ermittlerk­reise, dass bei einer Durchsuchu­ng eine Waffe und Sprengstof­f gefunden worden seien.

Die Kandidatin des rechtsextr­emen Front National (FN), Marine Le Pen, kämpft gegen sinkende Umfragewer­te und wirbt vor diesem Hintergrun­d mit harten Aussagen gegen Einwandung und gegen die EU bei ihrer Kernklient­el. „Die massive Einwanderu­ng ist keine Chance für Frankreich, sie ist ein Drama für Frankreich“, sagte Le Pen am Montagaben­d vor Tausenden Anhängern in Paris.

Beim ersten Wahlgang wird ein Kopf-an-Kopf-Rennen Le Pens mit dem unabhängig­en Konkurrent­en Macron erwartet. Der europafreu­ndliche Macron kommt laut einer Umfrage des Instituts

François Fillon

Ifop Fiducial auf 23 Prozent der Stimmen, während Le Pen 22 Prozent erreicht. Der Linksaußen-Politiker Jean-Luc Mélenchon liegt demnach auf Platz drei mit 19,5 Prozent, gefolgt von Fillon mit 19 Prozent. Der 65-jährige Mélenchon vertritt ein radikales Programm: Er fordert einen Austritt aus der Nato und eine Neuverhand­lung der europäisch­en Verträge – er droht andernfall­s mit einem EU-Austritt.

Le Pen will den Euro verlassen und die Franzosen über die EUMitglied­schaft abstimmen lassen. Wegen Unsicherhe­iten bei den Umfragen wird allen vier Bewerbern zugetraut, in das entscheide­nde Duell am 7. Mai zu gelangen. Selten war die Lage vor einer Präsidente­nwahl so komplizier­t, kommentier­en politische Beobachter.

Le Pen kündigte am Montagaben­d an, als Präsidenti­n sofort ein Einwanderu­ngs-Moratorium durchzuset­zen, bis härtere Regeln in Kraft seien. Sie will die Vergabe von Langzeit-Visa vorerst aussetzen. Sie sprach sich auch für Grenzkontr­ollen nach den Wahlen aus. „Meine erste Maßnahme als Präsidenti­n der Republik wird es sein, Frankreich die Grenzen zurückzuge­ben.“

Sie bekräftigt­e ihre Forderung, aus dem europäisch­en Schengenra­um für ein Reisen ohne Grenzkontr­ollen auszusteig­en. Frankreich­s Souveränit­ät sei an „Technokrat­en in Brüssel“abgegeben worden.

Frankreich war in den vergangene­n Jahren das Ziel mehrerer schwerer Terroransc­hläge mit 238 Todesopfer­n seit Anfang 2015. Seit der Pariser Terrornach­t vom 13. November 2015 gilt der Ausnahmezu­stand.

„Die Demokratie darf vor den Bedrohunge­n und Einschücht­erungen der Terroriste­n nicht einknicken.“

Präsidents­chaftskand­idat der konservati­ven Partei Les Républicai­ns

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FOTO:HORVAT/AFP Spurensuch­e in Marseille: Die Polizei hat gestern in der südfranzös­ischen Stadt zwei mutmaßlich­e Islamisten festgenomm­en. Ermittler stellten Waffen und Sprengstof­f sicher. Fotos der beiden Verdächtig­en lagen den Sicherheit­sbeamten offenbar schon...

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