Auf der Suche nach Freiheit
Ein Mann und seine Enkelin geraten in „Die Maisinsel“zwischen zwei Konfliktparteien.
(ry) Seit dem Waffenstillstand von 1994 bildet der mächtige Fluss Enguri eine natürliche Grenze zwischen Georgien und der autonomen Republik Abchasien. Jedes Frühjahr entstehen in diesem Fluss regelmäßig kleine Inseln. Sie bestehen aus Treibgut, Gestein und Geröll. Der Boden ist fruchtbar und somit ideal für den Anbau von Getreide geeignet. Ein alter Bauer (Ilyas Salman) macht aus diesem Grund gemeinsam mit seiner 16-jährigen Enkelin (Mariam Buturishvili) auf einer dieser Inseln sein Boot fest und nimmt sie in Besitz.
In mühsamer Arbeit schaffen sie Werkzeug und Bretter auf die Insel und bauen damit eine Hütte. Sie bearbeiten den Boden, säen das Getreide, ruhen sich aus, fangen Fische und grillen sie auf einem Feuer.
Das Idyll und die Einsamkeit wird lediglich durch vereinzelte Grenzpatrouillen von Soldaten gestört, die der Großvater misstrauisch beobachtet. Die Soldaten mustern ihrerseits das Mädchen vom Ufer aus. Großvater und Enkelin arbeiten einträchtig in Harmonie.
Die Wochen vergehen, inzwischen steht der angebaute Mais mannshoch. Eines Tages fallen Schüsse, wenig später entdeckt das Mädchen im Kornfeld versteckt einen jungen Mann (Irakli Samushia). Er bittet sie, ihn nicht zu verraten. Sie läuft zu ihrem Großvater. Er sieht nach dem Jungen und entdeckt seine blutende Schusswunde. Wenig später nähert sich ein Boot mit abchasischen Milizen der Insel. Sie sind offensichtlich auf der Suche nach dem jungen Mann und stellen den Großvater zur Rede.
Das Drama ist eine archaische Geschichte von elementarer Wucht, eine Meisterleistung in emotional aufgeladenem Minimalismus. Das Werk schaffte es 2014 in die Auswahl für den Auslands-„Oscar“. Die bildgewaltige filmische Allegorie auf die menschliche Existenz wurde beim Filmfestival in Karlovy Vary 2014 mit dem Hauptpreis, dem „Kristallglobus“, als „Bester Film“ausgezeichnet.
Der georgische Regisseur George Ovashvili gilt nach einigen Kurzfilmen und jüngst drei Spielfilmen als einer der herausragenden Künstler seines Landes. Seine Inszenierungen zeichnen sich durch eine überaus klare und poetische Bildsprache aus, die Einflüsse so unterschiedlicher Vorbilder wie Robert Bresson („Lancelot, Ritter der Königin“) und Terrence Malick („The Tree of Life“) erkennen lässt. Sein Spielfilmdebüt „Gagma napiri“(„Das andere Ufer“, 2009) lief in zahlreichen Ländern in den Kinos und gewann rund 30 internationale Preise. 2009 wurde er von der Europäischen Filmakademie für den Preis „Europäische Neuentdeckung des Jahres“nominiert.