Mit Klepper und Knollennase
Der norwegische Illustrator Øyvnd Torseter nimmt uns mit seinem Buch „Der siebente Bruder“mit auf Abenteuerreise.
SAARBRÜCKEN Wie ein Held sieht er nicht eben aus, der Hans mit großer Knollennase, kleinen Äuglein und Schlapphut. Doch er ist einer. Auf seinem zimperlichen Gaul prescht er los, seine sechs Brüder zu suchen, die verschwunden sind, obwohl der König ihn lieber zu Hause behalten hätte. Hans macht sich mit dem nicht eben maulfaulen Klepper auf zu einer skurrilen Aventiure, die ihn durch tief Wälder, über brüchige Holzstege und steile Bergeshöhen zu einer Trollhöhle führen wird.
Der norwegische Illustrator Øyvnd Torseter ist immer gut, wenn es darum geht, prägnante, eigenwillige Figuren zu schaffen. Mit „Der siebente Bruder oder Das Herz im Marmeladenglas“erzählt er die schräge Version eines norwegischen Volksmärchens, irgendwo zwischen Bilderbuch und Graphic Novel angesiedelt. Hans findet nicht nur in einem Bach ein Saxofon, mit dem er einst in der Trollhöhle einen Kraken besänftigen wird, er befreit auch einen Elefanten, dessen Rüssel in einem Baumstamm klemmt, und wird so einen Helfer in der Not haben.
Torseters Illustrationen sind experimentell, collagenartig zusammengesetzt, teils sieht man die Schnittkanten. Er zeichnet frei, ohne Vorentwurf, mit Tusche und Tinte, Acryl und Pastell, mal in düsteren Tönen, mal in knalliger, aber immer ästhetisch wirkender Farbigkeit. Und was er zeichnet, wirkt wie aus dem Underground, ist surreal, trägt zuweilen auch eine fast altmeisterliche Handschrift.
Die Trollhöhle ist nahezu endlos, mit schwankenden Kastenaufzügen, böse unkenden Totenköpfen und gedärmartigen Ablagerungen. Und der riesenhafte Troll wirkt wie eine Art alptraumhafte HieronymusBosch-Gestalt oder eine in Formalin eingelegte Verwachsung aus dem Pathologiemuseum.
So salopp wie die Zeichnungen sind auch die urkomischen Dialoge. Natürlich gibt es auch eine eingesperrte, allerdings durchaus souveräne Prinzessin, die Held Hans befreien muss. Und dann wären da noch die verschwundenen Brüder und das Trollherz im Höhlenkeller, hinter Steinschlag und Krake. Wie der vielfach preisgekrönte Øyvind Torster Hans auf dieser irrwitzigen Abenteuerfahrt alles richten lässt, ist bizarr, vergnüglich und lesenswert. .............................................