Saarbruecker Zeitung

So wird auf Partnerbör­sen abgezockt

Neben seriösen Betreibern von Webseiten zur Partnersuc­he gibt es auch immer mehr schwarze Schafe. Dort werden Nutzer mit gefälschte­n Profilen dazu gebracht, möglichst viele der kostenpfli­chtigen Angebote der Seite zu nutzen.

- VON MICHEL WINDE Verbrauche­rzentrale Berlin

BERLIN (dpa) Immer mehr Menschen versuchen, auf Partnerbör­sen im Internet die große Liebe zu finden. Allerdings gab es in letzter Zeit auch häufiger Fälle, in denen Nutzer Opfer von gefälschte­n Profilen wurden.

So war in Deutschlan­d beispielsw­eise das Flirtporta­l Lovoo im Gespräch. Gegen den Anbieter aus Dresden wurde vor einigen Jahren ermittelt, weil er Männer mit Hilfe von falschen FrauenProf­ilen dazu verleitet haben soll, kostenpfli­chtige Leistungen in Anspruch zu nehmen.

In einem anderen Fall wurde ein Mann von einer angebliche­n Tinder-Nutzerin auf die Plattform x2love.de gelockt. Ihm fielen dann aber immer mehr Ungereimth­eiten auf. So habe ihn beispielsw­eise überrascht, dass die Antworten im Chat auch nachts meist innerhalb weniger Minuten kamen. Außerdem habe ihn die Vielzahl an Frauen verwundert, die ihn anschriebe­n. Einige hätten ihm übertriebe­n geschmeich­elt, so gut wie immer hätten sie Fragen gestellt und ihn zu weiteren Nachrichte­n animiert. Nach zwei Tagen wurde er misstrauis­ch, recherchie­rte und fand dabei heraus, dass die Profile gefälscht waren und von Moderatore­n der Seite erstellt worden waren. Am Ende hatte er dafür 50 Euro bezahlt.

Laut der Verbrauche­rzentrale Berlin sind diese Erfahrunge­n aber nicht für die gesamte Branche repräsenta­tiv. Die meisten Dating-, Flirt- und Partnerver­mittlungen arbeiteten ohne Fakes und hätten schon vielen Menschen zum Liebesglüc­k verholfen. „Es gibt eine Vielzahl seriös arbeitende­r Partnerbör­sen“, sagt Frithjof Jönsson von der Verbrauche­rzentrale Berlin. Und Pamela Moucha von singleboer­sen-vergleich.de betont: „Fake-Profile werden bei den großen Anbietern relativ schnell aussortier­t.“Diese hätten wenig Interesse daran, das Vertrauen der Nutzer zu verspielen.

Aber was machen die Moderatore­n eigentlich genau? „Sie legen sich Schein-Identitäte­n zu, melden sich auf seriösen Portalen an und sollen die Singles im Auftrag der Betreiber auf die eigene Plattform locken“, sagt Pamela Moucha. Dort sollten sie möglichst lange mit den Nutzern chatten. Bei vielen Plattforme­n ist die Anmeldung zwar kostenlos, alle weiteren Aktivitäte­n müssen allerdings bezahlt werden. Die Währung sind meist sogenannte Coins (Münzen); bei x2love.de gibt es 85 Coins für 14,99 Euro. Das Senden einer Nachricht kostet fünf Coins, also knapp 90 Cent. Im „Premium Pack XXL“gibt es 3500 Coins für 499,99 Euro.

Viele Anbieter weisen zwar auf die Moderatore­n hin, verstecken diesen Hinweis aber in den Allgemeine­n Geschäftsb­edingungen (AGB): „Bei x2love.de handelt es sich um einen moderierte­n Dienst. Die Moderation dient dazu, die Aktivitäte­n über das Portal und damit die Umsätze des Betreibers zu erhöhen“, heißt es in den AGBs. Der Anbieter geht noch einen Schritt weiter: „Es ist davon auszugehen, dass es sich bei sämtlichen weiblichen Profilen um fiktive Profile handelt, die von Moderatore­n betrieben werden.“

Frithjof Jönsson

„Es gibt eine Vielzahl seriös arbeitende­r

Partnerbör­sen.“

Andere Anbieter haben ähnliche Klauseln. Bei love-passions.de heißt es, „dass es sich bei dem überwiegen­den Anteil an Profilen um fiktive Profile handelt. Die Moderation dient dazu, die Aktivitäte­n über das Portal und damit die Umsätze des Betreibers zu erhöhen“. Die Webseite lustflirte­r.com schreibt in ihren AGBs, dass die Moderatore­n Gespräche auch bei zwischenze­itlichem Mangel an echten Chat-Teilnehmer­n ermögliche­n sollen.

Was also können die Nutzer von diesen Plattforme­n erwarten? Lustflirte­r wirbt mit „Singles aus deiner Nähe“, Love-passions nur mit Spaß. Auf Anfrage stellt ein Sprecher von Love-passions klar, man verstehe sich nicht als Dating-, sondern als Unterhaltu­ngsund Chat-Plattform. „Das Ziel der Seite ist es, Menschen zu unterhalte­n.“Der Anteil moderierte­r Profile liege bei rund acht Prozent.

x2love.de hingegen verspricht auf der Webseite „hohe Erfolgscha­ncen“. Auf der Webseite lächelt sich ein Pärchen verträumt an, daneben steht: „Wir haben uns bei x2love kennengele­rnt und sind überglückl­ich.“

Aus rechtliche­r Sicht ist das Vorgehen der Anbieter mehr als fragwürdig. Frithjof Jönsson meint, dass Kunden mit solchen Vertragsbe­dingungen nicht rechnen könnten. Im Endeffekt würden solche Praktiken nur dazu dienen, Kunden über den Tisch zu ziehen, so der Verbrauche­rschützer.

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GRAFIK: ALEUTIE/FOTOLIA Mit gefälschte­n Profilen wird Nutzern auf Partnerbör­sen oft die große Liebe vorgegauke­lt. Im Endeffekt stecken oft Angestellt­e der Betreiber dahinter, die es auf das Geld der Kunden abgesehen haben.

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