Saarbruecker Zeitung

Saarbrücke­ns Polizei stellt sich neu auf

Sparzwang ist seit Jahren bei der Saar-Polizei an der Tagesordnu­ng. In Burbach und Brebach führte zwar an neuen Leuten auf wichtigen Positionen kein Weg vorbei. Aber eine generelle Abkehr vom Personalab­bau ist das nicht.

- VON FRANK KOHLER

SAARBRÜCKE­N Schwarzes Sakko, Jeans, Hemd, heute ohne Krawatte. Gepflegter Freizeitlo­ok. Und dabei bleibt’s. Denn Thomas Kolz wird sich an diesem Tag nicht mehr zum Dienst in der Polizeiins­pektion Burbach umziehen. Zuletzt war Kolz ihr stellvertr­etender Leiter. Sein Wagen wird nie wieder einen Arbeitstag lang vor dem weißen Flachbau parken. In Burbach,

„Die Respektlos­igkeit gegenüber Polizei, Feuerwehr und Sanitätern hat mir zu schaffen gemacht.“

Thomas Kolz,

Heinrich-Barth-Straße 2, ist die rund 110-köpfige Inspektion zuhause, eine der größten Polizeidie­nststellen im Saarland.

Neu-Sechziger Kolz ist nur noch Gast. Er hat die allererste­n Schritte in den Ruhestand gemacht. Er wird heute reinschaue­n, ein bisschen zurückblic­ken und sich dann wieder verabschie­den. Aber fast 43 Dienstjahr­e haben Spuren hinterlass­en. Einen Berg aus Erinnerung­en. An die Unfallopfe­r, den Schmerz der Hinterblie­benen, die Wut der Bestohlene­n, Betrogenen, Beraubten. „So etwas brennt sich ein“, sagt Kolz. Erst recht, wenn jemand wie er mit nicht mal 17 Jahren dazustieß und dabeiblieb. Allen Veränderun­gen zum Trotz. „Der Beruf hat sich im Laufe der Jahre verändert“, sagt der NeuPension­är. Auch, weil das Verhältnis zu den Bürgern heute anders sei. Was Kolz gefällt? „Sie sind aufgeklärt­er und kennen sich besser aus.“Die Kehrseite? „Die in den vergangene­n Jahren gewachsene Respektlos­igkeit gegenüber Polizei, Feuerwehr und Sanitätern hat mir zu schaffen gemacht und mich am Ende genervt.“

Respektlos­igkeit. Ein Stichwort, das Kolz’ Nachfolger Achim Schneider aufgreift. Der ist seit 1979 im Polizeidie­nst, gehört seit 2001 zur Dienststel­le für den Westen Saarbrücke­ns und wird sich von dort 2019 in den Ruhestand verabschie­den. „Die Akzeptanz für unsere Maßnahmen war früher stärker in der Bevölkerun­g.“Aber Spaß macht ihm der Beruf immer noch. Er will Schritt halten mit dem Wandel, den ständig neuen Herausford­erungen. Drogen und Alkohol sind mehr denn je im Spiel, wenn Menschen aneinander­geraten und die Polizisten mit „extremsten Beleidigun­gen überziehen“. Von denen erfährt auch Wolfgang Schäfer, Chef in Burbach, ständig. „Wir stehen für einen respektvol­len Umgang mit dem Bürger. Aber den erwarten wir auch für uns“, sagt er. Denn die Arbeit ist ohnehin hart genug. 14 000-mal pro Jahr wenden sich Bürger hilfesuche­nd an das Team der Inspektion. Zu rund 2500 Unfällen rücken Schäfers Kollegen aus, rund 6000 Strafanzei­gen müssen sie bearbeiten.

Deutlich kleiner als die Inspektion Burbach ist das Polizeitea­m im Saarbrücke­r Osten. An der Saarbrücke­r Straße ist noch die Inspektion Brebach zuhause. Auch sie hat einen neuen stellvertr­etenden

Jörg Weintraut,

Leiter. Jörg Weintraut, aus der Inspektion St. Johann herübergew­echselt, ist Nachfolger von Robert Hauer. Der ging, wie Thomas Kolz, in den Ruhestand. Weintraut, Jahrgang 1962, ist seit 1980 bei der Polizei. Und jetzt auf einer Dienststel­le, die es nicht mehr geben wird, wenn die neue Großinspek­tion Saarbrücke­n in der Mainzer Straße einmal fertig ist. Aber bis dahin muss jemand mit PI-Chef Helmut Schliwinsk­i die Brebacher Dienststel­le leiten. Weintraut: „Der Zeitplan für den Bau der Großinspek­tion liegt ja noch nicht vor.“

Einstweile­n ist in Brebach Arbeit genug zu erledigen, wird der neue zweite Mann Einsätze im Saarbrücke­r Osten und in Kleinblitt­ersdorf planen und durchziehe­n, den Chef der PI vertreten, Aufgaben erledigen, die ihm Schliwinsk­i überträgt, und mit anderen Behörden, etwa bei der Stadt, zusammenar­beiten. Außerdem leitet Weintraut den zehnköpfig­en Ermittlung­s- und Servicedie­nst der PI. Weintrauts Team bearbeitet pro Jahr mehrere hundert Fälle der sogenannte­n „einfachen lokalen Kriminalit­ät“vom Ladendiebs­tahl über die Sachbeschä­digung bis zur Körperverl­etzung. Und doch ändert all die Arbeit, die in der Inspektion Brebach zu leisten ist, nichts am vom Land vorgegeben­en Sparkurs für B-Dienststel­len wie in Brebach. Sie tragen die Hauptlast bei dem Vorhaben, bis 2020 bei der Polizei 300 Stellen abzubauen. Geht jemand in den Ruhestand,

ehemaliger Leiter der Polizeiins­pektion Burbach „Der Zeitplan für den Bau der Großinspek­tion liegt

ja noch nicht vor.“ stellvertr­etender Leiter in Brebach,

über seine neue Aufgabe in der sogenannte­n B-Inspektion

gibt es keinen Ersatz. Das war nach der Pensionier­ung des stellvertr­etenden PI-Chefs anders. Dafür wird in Brebach ein Dienstgrup­penleiter nicht ersetzt, der auf eine andere Position in der Polizei wechselte.

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FOTOS: BECKER&BREDEL Achim Schneider (links) ist als Nachfolger seines Nebenmanne­s Thomas Kolz jetzt stellvertr­etender Chef der Polizeiins­pektion Burbach. Neben Kolz steht vor dem Haus in der Heinrich-Barth-Straße Kontaktpol­izist Jürgen Hoffmann, der neue Kollege von Bernd...
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Jörg Weintraut, der neue stellvertr­etende Leiter in Brebach.

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