Saarbrückens Polizei stellt sich neu auf
Sparzwang ist seit Jahren bei der Saar-Polizei an der Tagesordnung. In Burbach und Brebach führte zwar an neuen Leuten auf wichtigen Positionen kein Weg vorbei. Aber eine generelle Abkehr vom Personalabbau ist das nicht.
SAARBRÜCKEN Schwarzes Sakko, Jeans, Hemd, heute ohne Krawatte. Gepflegter Freizeitlook. Und dabei bleibt’s. Denn Thomas Kolz wird sich an diesem Tag nicht mehr zum Dienst in der Polizeiinspektion Burbach umziehen. Zuletzt war Kolz ihr stellvertretender Leiter. Sein Wagen wird nie wieder einen Arbeitstag lang vor dem weißen Flachbau parken. In Burbach,
„Die Respektlosigkeit gegenüber Polizei, Feuerwehr und Sanitätern hat mir zu schaffen gemacht.“
Thomas Kolz,
Heinrich-Barth-Straße 2, ist die rund 110-köpfige Inspektion zuhause, eine der größten Polizeidienststellen im Saarland.
Neu-Sechziger Kolz ist nur noch Gast. Er hat die allerersten Schritte in den Ruhestand gemacht. Er wird heute reinschauen, ein bisschen zurückblicken und sich dann wieder verabschieden. Aber fast 43 Dienstjahre haben Spuren hinterlassen. Einen Berg aus Erinnerungen. An die Unfallopfer, den Schmerz der Hinterbliebenen, die Wut der Bestohlenen, Betrogenen, Beraubten. „So etwas brennt sich ein“, sagt Kolz. Erst recht, wenn jemand wie er mit nicht mal 17 Jahren dazustieß und dabeiblieb. Allen Veränderungen zum Trotz. „Der Beruf hat sich im Laufe der Jahre verändert“, sagt der NeuPensionär. Auch, weil das Verhältnis zu den Bürgern heute anders sei. Was Kolz gefällt? „Sie sind aufgeklärter und kennen sich besser aus.“Die Kehrseite? „Die in den vergangenen Jahren gewachsene Respektlosigkeit gegenüber Polizei, Feuerwehr und Sanitätern hat mir zu schaffen gemacht und mich am Ende genervt.“
Respektlosigkeit. Ein Stichwort, das Kolz’ Nachfolger Achim Schneider aufgreift. Der ist seit 1979 im Polizeidienst, gehört seit 2001 zur Dienststelle für den Westen Saarbrückens und wird sich von dort 2019 in den Ruhestand verabschieden. „Die Akzeptanz für unsere Maßnahmen war früher stärker in der Bevölkerung.“Aber Spaß macht ihm der Beruf immer noch. Er will Schritt halten mit dem Wandel, den ständig neuen Herausforderungen. Drogen und Alkohol sind mehr denn je im Spiel, wenn Menschen aneinandergeraten und die Polizisten mit „extremsten Beleidigungen überziehen“. Von denen erfährt auch Wolfgang Schäfer, Chef in Burbach, ständig. „Wir stehen für einen respektvollen Umgang mit dem Bürger. Aber den erwarten wir auch für uns“, sagt er. Denn die Arbeit ist ohnehin hart genug. 14 000-mal pro Jahr wenden sich Bürger hilfesuchend an das Team der Inspektion. Zu rund 2500 Unfällen rücken Schäfers Kollegen aus, rund 6000 Strafanzeigen müssen sie bearbeiten.
Deutlich kleiner als die Inspektion Burbach ist das Polizeiteam im Saarbrücker Osten. An der Saarbrücker Straße ist noch die Inspektion Brebach zuhause. Auch sie hat einen neuen stellvertretenden
Jörg Weintraut,
Leiter. Jörg Weintraut, aus der Inspektion St. Johann herübergewechselt, ist Nachfolger von Robert Hauer. Der ging, wie Thomas Kolz, in den Ruhestand. Weintraut, Jahrgang 1962, ist seit 1980 bei der Polizei. Und jetzt auf einer Dienststelle, die es nicht mehr geben wird, wenn die neue Großinspektion Saarbrücken in der Mainzer Straße einmal fertig ist. Aber bis dahin muss jemand mit PI-Chef Helmut Schliwinski die Brebacher Dienststelle leiten. Weintraut: „Der Zeitplan für den Bau der Großinspektion liegt ja noch nicht vor.“
Einstweilen ist in Brebach Arbeit genug zu erledigen, wird der neue zweite Mann Einsätze im Saarbrücker Osten und in Kleinblittersdorf planen und durchziehen, den Chef der PI vertreten, Aufgaben erledigen, die ihm Schliwinski überträgt, und mit anderen Behörden, etwa bei der Stadt, zusammenarbeiten. Außerdem leitet Weintraut den zehnköpfigen Ermittlungs- und Servicedienst der PI. Weintrauts Team bearbeitet pro Jahr mehrere hundert Fälle der sogenannten „einfachen lokalen Kriminalität“vom Ladendiebstahl über die Sachbeschädigung bis zur Körperverletzung. Und doch ändert all die Arbeit, die in der Inspektion Brebach zu leisten ist, nichts am vom Land vorgegebenen Sparkurs für B-Dienststellen wie in Brebach. Sie tragen die Hauptlast bei dem Vorhaben, bis 2020 bei der Polizei 300 Stellen abzubauen. Geht jemand in den Ruhestand,
ehemaliger Leiter der Polizeiinspektion Burbach „Der Zeitplan für den Bau der Großinspektion liegt
ja noch nicht vor.“ stellvertretender Leiter in Brebach,
über seine neue Aufgabe in der sogenannten B-Inspektion
gibt es keinen Ersatz. Das war nach der Pensionierung des stellvertretenden PI-Chefs anders. Dafür wird in Brebach ein Dienstgruppenleiter nicht ersetzt, der auf eine andere Position in der Polizei wechselte.