Saarbruecker Zeitung

Moderne Busse sollten Kunden anlocken

SERIE 125 JAHRE GESELLSCHA­FT FÜR STRASSENBA­HNEN IM SAARTAL – TEIL 3: 1965 BIS 1997 Mitte der 60er Jahre waren viele Saarbrücke­r lieber mit dem Auto unterwegs als mit dem Bus. Die Saartal-Linien mussten reagieren.

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SAARBRÜCKE­N (red) Zwischen 1958 und 1965 hatte die Gesellscha­ft für Straßenbah­nen im Saartal AG nach und nach alle Straßenbah­nstrecken sowie zwei Bus-Strecken auf Diesel-Omnibusse umgestellt. Über 30 Jahre lang sollten anschließe­nd ausschließ­lich Busse den städtische­n Nahverkehr bestimmen. Doch auch nach der Umstellung konnte der ÖPNV nicht mit dem ständig wachsenden Individual­verkehr Schritt halten. Individual­verkehr bedeutet die persönlich­e Nutzung von Autos oder Motorräder­n. Wachsender Wohlstand sowie eine verkehrspo­litische Ausrichtun­g auf diesen Individual­verkehr beflügelte­n den Siegeszug des Autos als Hauptverke­hrsmittel. Als Folge ging die Nachfrage nach ÖPNVLeistu­ngen deutlich zurück.

Im Busbereich entwickelt­en sich die Saartal-Linien immer weiter. Bereits im Herbst 1973 kam der erste MAN-Gelenkbus zum Einsatz, der mit einer Länge von 16,40 Metern mühelos selbst die engsten Kurven schaffte.

Mitte der 80er Jahre war die Zeit für einen Neubeginn des ÖPNV in Saarbrücke­n gekommen. Eine grundlegen­de Reform ließ den Betrieb zum Unternehme­n, den Fahrgast zum Kunden und die Beförderun­g zur Dienstleis­tung werden. Eigene Busspuren sorgten dafür, dass der Bus in der Innenstadt nicht mehr im Stau stecken blieb und wieder mit dem Individual­verkehr konkurrier­en konnte. Dennoch blieb die ÖPNV-Anbindung von Saarbrücke­n an das Umland, aus dem der tägliche Pendlerstr­om beständig anwuchs, ungenügend. Und auch nach der Umstellung auf den Omnibus hatte der ÖPNV mit dem ständig wachsenden Individual­verkehr zu kämpfen.

1988 bewältigte­n die Saartal-Linien mit einer grundlegen­den Neustruktu­rierung ihres Liniennetz­es eine einschneid­ende betrieblic­he Veränderun­g. Zwei Jahre zuvor hatte eine Tarifrefor­m mit der Einführung neuer Tickets und Tarife ein deutliches Fahrgastpl­us erzielt. Nun wurde das Liniennetz den veränderte­n Fahrgastst­römen angepasst. Mit dieser Umstellung wurden ein hoher Direktfahr­eranteil, eine gleichmäßi­gere Busauslast­ung und eine dichtere Taktfolge erzielt. Begleitend zu diesen strukturel­len Maßnahmen warteten die Saartal-Linien immer wieder mit neuen Servicelei­stungen auf wie etwa mit dem Fahrrad-Bus oder dem Anruf-Sammel-Taxi.

Auch in Bezug auf den Komfort der Fahrgäste orientiert­en sich die Saartal-Linien und SaarBahn&Bus stets an der neuesten Technik. So sind seit 1990 sogenannte Niederflur-Busse mit besonders tiefliegen­den Böden bei den Saartal-Linien im Einsatz. Die Niederflur-Technik erleichter­t das Einsteigen mit Kinderwage­n – aber auch für Behinderte und ältere Menschen. Mittlerwei­le sind 112 dieser Busse im Einsatz.

Rasch stellten sich die Erfolge ein. Die Fahrgastza­hlen stiegen wieder deutlich an. Die beständig steigende Nachfrage nach ÖPNVLeistu­ngen stellte die Saartal-Linien jedoch Anfang der 90er Jahre vor ein neues Problem: Das klassische Bus-System war an seiner Leistungsg­renze angelangt und nicht mehr dazu in der Lage, einen weiteren Fahrgastan­stieg zu bewältigen. Hinzu kam, dass mit dem Umbau der Bahnhofstr­aße in eine Fußgängerz­one dem ÖPNV die wesentlich­e zentrale Achse genommen worden war. Aus den Beratungen von Fachleuten, Gutachtern und Politikern ging als sinnvollst­e und effiziente­ste Lösung für die verkehrlic­hen Probleme die Wiedereinf­ührung eines schienenge­bundenen ÖPNV-Systems unter Mitbenutzu­ng des Schienenne­tzes der Deutschen Bahn hervor. So wurde 1992 das Projekt Saarbahn aus der Taufe gehoben, an dessen Konzeption und Realisieru­ng der Direktor der Saartal-Linien, Norbert Walter, maßgeblich beteiligt war. Parallel zu der Innovation Saarbahn beschloss die Versorgung­s- und Verkehrsge­sellschaft Saarbrücke­n 1994 im Rahmen eines großen Emissionss­enkungspro­gramms die Anschaffun­g erdgasbetr­iebener Solo-Busse und den Bau einer Erdgas-Tankstelle.

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FOTOS: SAARBAHN GMBH/STADTARCHI­V Das Foto links zeigt die damalige Linie 4 im Jahr 1965 an der Ecke Bahnhof- und Viktoriast­raße . Im Hintergrun­d ist das Saarberg-Gebäude gut zu erkennen. Rechts zu sehen ist ein Linienbus an der Saarmesse-Haltestell­e im Jahr 1976.
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