Saarbruecker Zeitung

Ronaldo zerstört den Traum vom Wunder

Die Bayern scheiden im Viertelfin­ale der Champions League aus. Der Weltfußbal­ler schießt beim 4:2 für Real Madrid drei Tore.

- VON THOMAS NIKLAUS

MADRID (sid) Adios, FC Bayern: Der Traum vom erneuten Triple geht für Bayern München auch unter Trainer Carlo Ancelotti nicht in Erfüllung. Nach einem höchst unglücklic­hen 2:4 (2:1, 0:0) nach Verlängeru­ng in einem Krimi bei Titelverte­idiger Real Madrid steht der deutsche Rekordmeis­ter erstmals seit 2011 nicht mindestens im Halbfinale der Champions League. In den entscheide­nden Phasen hatten die aufopferun­gsvoll kämpfenden Münchner allerdings jede Menge Pech. Der vorentsche­idende Treffer des dreifachen Torschütze­n Cristiano Ronaldo zum 2:2 (105.) fiel aus klarer Abseitspos­ition, zudem spielten die Bayern nach Gelb-Rot für Arturo Vidal (84.) zu diesem Zeitpunkt in Unterzahl. So fiel Ronaldo, der lange unauffälli­g blieb, auch sein dritter Treffer gegen aufgerückt­e Münchner nicht schwer (110.), ebenso wenig wie Marco Asensio der letzte Treffer (112.).

Der riskante Einsatz von Mats Hummels und Jérôme Boateng sowie von Torjäger Robert Lewandowsk­i zahlte sich am Ende nicht aus, auch wenn der Pole per Foulelfmet­er zur Führung traf (52.). Der bis dahin unauffälli­ge Ronaldo, der im Hinspiel (1:2) doppelt getroffen hatte, besorgte das zwischenze­itliche 1:1 (76.), ehe ein Eigentor von Real-Kapitän Sergio Ramos (77.) den Bayern zunächst die Verlängeru­ng bescherte. Die Fehlentsch­eidung des Schiedsric­hter-Gespanns um Viktor Kassai (Ungarn) warf die dezimierte­n Gäste dann entscheide­nd zurück.

Nach den drei Halbfinal-Pleiten unter Pep Guardiola war zum vierten Mal nacheinand­er eine spanische Mannschaft Endstation für den Serienmeis­ter der Bundesliga. Die Hypothek, die sich der FC Bayern durch das 1:2 im Viertelfin­al-Hinspiel in München sechs Tage zuvor aufgeladen hatte, erwies sich als zu schwer. Darüber hinaus schien den Münchnern lange der letzte Glaube zu fehlen, den Rückstand wettzumach­en zu können. Erst nach dem Treffer von Lewandowsk­i änderte sich das.

Die Bayern konnten allerdings froh sein, zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch im Spiel zu sein. Nach gutem Beginn, aber nur wenigen Chancen hatten sie sich die Kontrolle über das Spiel entreißen lassen. Die Abwehr um Hummels und Boateng wankte, nur der Abschlusss­chwäche von Real war es geschuldet, dass die Münchner nicht schon zur Pause alle Hoffnungen fahren lassen mussten.

Ein Glücksfall war der Pfiff von Schiedsric­hter Kassai, der die Berührung von Casemiro an Arjen Robben als Foul wertete. Lewandowsk­i traf zu seinem sechsten Champions-League-Treffer gegen Real. Es folgten eine hektische Schlusspha­se und eine zunächst offene Verlängeru­ng – mit dem unglücklic­hen Aus für die Bayern.

Mit dem Ausscheide­n geht bei den Münchnern die Ära einer großen Mannschaft zu Ende. Für Kapitän Philipp Lahm war sein 113. Spiel in der Champions League sein letztes internatio­nales, er tritt am Saisonende ebenso ab wie Xabi Alonso zurück. Franck Ribéry (34) und Robben (33) befinden sich auf der Zielgerade­n ihrer Laufbahn. Die Startelf der Münchner war ihre älteste in der Geschichte der Champions League: 30 Jahre und 116 Tage im Schnitt.

In seinem bislang wichtigste­n Spiel als Bayern-Trainer hatte Ancelotti alles auf eine Karte gesetzt und Hummels und Boateng aufs Spielfeld geschickt. Die Besetzung der Innenverte­idigung war eine Überraschu­ng. „Natürlich“, sagte Klubchef Karl-Heinz Rummenigge kurz vor dem Anpfiff, „ist es ein kleines Risiko“. Am Ende waren Hummels und Boateng chancenlos gegen ein Real in Überzahl – und stehend k.o.

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FOTO: JULIEN/AFP Arjen Robben (links) fällt im Strafraum von Real Madrid, nachdem ihn Reals Casimero gefoult hat. Den fälligen Elfmeter verwandelt­e Robert Lewandowsk­i zum 1:0 für die Münchner.

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