Ohne Abi zum Fernsehstar
Frank Elstner hat Sendungen erfunden und moderiert wie kaum ein Zweiter. Heute wird er 75 Jahre alt und denkt keineswegs an Ruhestand.
BADEN-BADEN (dpa/afp) Ein bisschen rarer gemacht hat er sich schon in den vergangenen Jahren. Im Fernsehen ist Frank Elstner aber noch immer präsent. Er vermittelt den Eindruck, als hätte sein 75. Geburtstag am heutigen 19. April keine große Bedeutung. „Wann, wo und mit wem, werde ich nicht verraten“, sagt Elstner über seine Geburtstagsfeier. Seine Ehefrau Britta ließ gegenüber „Bild am Sonntag“immerhin so viel durchsickern: „Wir feiern ohne die Kinder, ohne große Party, nur wir beide in einer schönen Stadt in Europa.“
Das Leben in seiner Heimatstadt Baden-Baden und auf Reisen ist auch mit 75 Jahren noch voller Arbeit. Als Anstrengung sieht er das nicht. „Ich habe seit vielen Jahren nicht mehr den Eindruck, dass ich arbeite, sondern, dass ich ein interessantes Leben führe, was mir sehr viel Spaß macht.“Auch wenn die ARD den großen Moderator und Sendungserfinder („Spiel ohne Grenzen“, „Montagsmaler“, Wetten, dass..?“, „Verstehen Sie Spaß?“, „Menschen der Woche“) gerade mit einer von Kai Pflaume moderierten Werkschau zum Geburtstag gewürdigt hat – in die Vergangenheit zu schauen, ist so gar nicht seine Sache. „Jetzt, wo alle möglichen Menschen mich auf meine Vergangenheit ansprechen, fange ich auch an, hin und wieder mal ein bisschen zurückzublicken, aber ich muss mich erst daran gewöhnen.“
In den vergangenen Jahren habe sich bei ihm eigentlich nichts verändert. „Ich freue mich darüber, dass der Südwestrundfunk mir den Auftrag gegeben hat, weiter meine Tierfilme zu drehen.“Zwei große Dokumentationen pro Jahr sind geplant, gemeinsam mit dem Karlsruher Zoodirektor Matthias Reinschmidt. „Ich habe eine wunderschöne Beschäftigung für meine alten Tage gefunden.“Die Liebe zu Tieren verbinde sie in einer langjährigen Freundschaft, sagt Reinschmidt über Elstner: „Mit seiner Begeisterung für Naturund Artenschutz wirkt er auf Freunde wie Fremde ansteckend.“
Lebt Elstner, der einst Thomas Gottschalk zu Radio Luxemburg geholt hatte, ganz ohne Stress? Nein, sagt er. „Ich schlafe die Tage vorher nicht besonders gut, wenn ich eine Sendung habe, aber das ist keine Angst vor dem Versagen, sondern das ist einfach mein hoher Anspruch.“Es dauerte ein wenig, bis der junge Elstner diesen Ehrgeiz entwickelte. Erst als er durchs Abitur fiel, kam die Wende. Elstner ging als Moderator zu Radio Luxemburg. Das Radio wählte er, weil er infolge einer Krankheit ein Glasauge trägt und sich nicht für fernsehtauglich hielt. Im Radio erhielt Elstner auch den Vornamen Frank. Eigentlich heißt er Timm, doch weil sein Kollege in einer Doppelmoderation Tom hieß, musste er für sich einen neuen Vornamen wählen. Ein Radiostar war geboren. Wie viele Sendungen waren es insgesamt seit den ersten Hörspielaufzeichnungen in Kindertagen? Elstner lacht kurz, er weiß es nicht, es scheint ihm auch nicht wichtig zu sein. „Ich habe noch nie nachgezählt.“An manches Glas Sekt zu runden Zahlen könne er sich erinnern, etwa zur 600. Folge von „Jeopardy“oder zur 500. Ausgabe von „Menschen der Woche“.
Auch Thomas Gottschalk fühlt sich bis heute eng mit Elstner verbunden. Er habe ihm seine Karriere zu verdanken, übermittelt Gottschalk aus Kalifornien. „Frank Elstner ist mit Abstand der freundlichste Mensch, der mir in diesem Geschäft begegnet ist.“Hätte Elstner ihm nicht ohne Not „Wetten, dass..? vererbt, wäre er nicht das, was er heute ist, sagt Gottschalk.
Beim Blick auf die aktuelle Fernsehunterhaltung ist Elstner auch gar nicht pessimistisch. Zwar sei es zu seiner Zeit bei „Wetten, dass..?“einfacher gewesen, 20 Millionen Menschen zu binden als heute fünf Millionen. „Ich finde, dass man sich daran gewöhnen muss, seine Zielgruppenprogramme zu suchen und sich damit zu erfreuen.“Aber warum sollte nicht eines Tages wieder jemand eine Idee haben, die der ganzen Familie gefällt? „Es gibt genügend junge Moderatoren, die begierig sind nach Erfolg, die begabt sind und denen ich viel zutraue.“