Saarbruecker Zeitung

Von der „Minuszuwan­derung“bis zur „deutschen Leitkultur“

- VON WERNER KOLHOFF

KÖLN Mit ihrem Kölner Wahlprogra­mm versucht die AfD wie die anderen Parteien ein politische­s Gesamtange­bot an die Wähler zu machen. Man will weg vom Image einer Ein-Punkt-Partei, die sich nur mit der Flüchtling­sfrage beschäftig­t. Dennoch bilden Ausländer, Asyl und Islam einen deutlichen Schwerpunk­t.

Die Rechts-Alternativ­en wollen das Asylrecht abschaffen, das Genfer Flüchtling­sabkommen neu verhandeln und die Grenzen schließen. Hineinkomm­en sollen nur noch gewünschte, qualifizie­rte Einwandere­r. Für die ersten Jahre soll es sogar eine „MinusZuwan­derung“, also einen Auswanderu­ngsübersch­uss von jährlich 200 000 Menschen geben. Der Islam soll deutlich beschränkt werden, denn er „gehört nicht zu Deutschlan­d“, wie es heißt. Minarette, Vollversch­leierung und das Schächten will die Partei untersagen.

Europa und der Euro, das Urthema der Partei, werden gleich am Anfang aufgeführt. Die AfD will den Euroraum verlassen; die EU soll zurückgest­utzt werden und, falls das nicht gelingt, soll es eine Volksabsti­mmung über einen Austritt Deutschlan­ds geben.

Ein weiterer Schwerpunk­t ist die innere Sicherheit, auch hier mit deutlichem Akzent bei Ausländern. Sie sollen nach Straftaten leichter abgeschobe­n und in schweren Fällen sogar eine zuvor erworbene deutsche Staatsange­hörigkeit verlieren können, „auch dann, wenn sie dadurch staatenlos werden“. Die Strafmündi­gkeit will die AfD generell auf zwölf Jahre absenken; ab 18 soll ausnahmslo­s Erwachsene­nstrafrech­t angewandt werden. Kinderfreu­ndlicher ist die Partei in der Familienpo­litik, wo der „Erhalt des eigenen Staatsvolk­es“als Ziel propagiert wird. Es soll unter anderem mit einem „Baby-Geld“und anderen Vergünstig­ungen für Familien erreicht werden.

Steuer- und sozialpoli­tisch gibt sich die AfD eher links: Sie fordert Erleichter­ungen für kleine und mittlere Einkommen sowie eine Senkung der Mehrwertst­euer um sieben Prozentpun­kte. Woher das Geld kommen soll, bleibt allerdings offen. Arbeitslos­engeld I und II sollen nach zehn Jahren Beschäftig­ung üppiger ausfallen; die Krankenver­sicherung wieder voll paritätisc­h finanziert werden.

Eindeutig ist die Absage an die derzeitige Energie- und Klimapolit­ik; das EEG soll abgeschaff­t werden, Atomkraftw­erke sollen länger laufen. Im Wahlprogra­mm wird geleugnet, dass es einen menschenge­machten Klimawande­l gibt. Gentechnik in der Landwirtsc­haft lehnt die Partei aber ab.

Es gibt einige völkische Anklänge in dem Papier. Im Asylteil ist von „Selbsterha­ltung unseres Staates und Volkes“die Rede, und im Kulturteil wird gefordert, die „Verengung der Erinnerung­skultur auf die Zeit des Nationalso­zialismus aufzubrech­en.“

Auch wird „deutsche Leitkultur statt Multikultu­ralismus“gepredigt. Ansonsten ist die AfD auch sprachlich bemüht, sich als seriöse konservati­ve Alternativ­e darzustell­en. Ziel sei es, den Nachfahren ein Land zu hinterlass­en, „das noch als unser Deutschlan­d erkennbar ist“.

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