Saarbruecker Zeitung

„German Currywurst“stimmt US-Finanzmini­ster nicht um

- VON MICHAEL DONHAUSER

WASHINGTON (dpa) Die Betriebsam­keit beim Treffen der Welt-Finanzelit­e wird nur kurz unterbroch­en, als in der Washington­er IWF-Zentrale der Drehorgel-Klassiker „Berliner Luft“ertönt. Gespielt von einem älteren Herrn in bayerische­r Tracht – neben zwei Ständen, an denen „German Currywurst“gereicht wird. Der Exportwelt­meister Deutschlan­d – seit Jahren am Pranger wegen seiner Handelsübe­rschüsse – verbindet mit dieser Aktion bei der Frühjahrst­agung des Internatio­nalen Währungsfo­nds wohl auch augenzwink­ernd eine Botschaft: Seht her, wir sind ganz harmlos! Wie auch Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble in Washington sichtlich bemüht ist, den Handelskon­flikt mit der neuen US-Regierung nicht noch anzuheizen.

Doch die zur Schau gestellte Harmonie trügt: US-Finanzmini­ster Steven Mnuchin machte zum Abschluss des Treffens noch einmal überrasche­nd deutlich klar, dass die Administra­tion Donald Trumps nicht zu Kompromiss­en bereit ist. Seine Botschaft: Welthandel ist gut, wenn er für die USA gut ist. Die größte Volkswirts­chaft der Welt werde sich ihre Handelspar­tner aussuchen. Und: Deutschlan­d möge bitte seine Exportüber­schüsse reduzieren. Die seien „nicht dienlich“.

Wohl auf Druck der USA verschwand aus der Abschlusse­rklärung des IWF-Steuerungs­komitees explizite Kritik an protektion­istischen Tendenzen in der Handelspol­itik. IWF-Chefin Christine Lagarde, am Samstag noch als smarte Stichwortg­eberin für Mnuchin auf der IWF-Bühne aktiv, geriet in die Kritik. Ihr Kurs biedere sich zu stark den Vorgaben des Weißen Hauses an, sie leiste dem größten Anteilseig­ner des IWF zu wenig Widerspruc­h.

Deutschlan­d macht deutlich, internatio­nale Wirtschaft­spolitik funktionie­re nur durch Zusammenar­beit. „Dafür brauchen wir die USA“, sagte er. „Und das haben wir versucht – mit all den guten Argumenten, die wir haben allen, die uns zuhören wollten, nahezubrin­gen.“Auch Lagarde schien in Zweifel zu sein, dass ihre Botschaft im Weißen Haus ankommt. „Wir erwarten, dass wir ernst genommen werden“, sagte sie zum Abschluss der Tagung. Es war das erste Treffen des Weltwährun­gsfonds seit Amtsantrit­t von US-Präsident Donald Trump.

Seine Politik ist ständig Thema bei der Finanzelit­e, die aus fast 190 Ländern nach Washington gereist kam. Geldsorgen in Griechenla­nd, Armut in Afrika – das alles war auf der Tagesordnu­ng. Doch vor allem ging es um eine Frage: Was macht Donald Trump? 18 Mal kam Finanzmini­ster Mnuchin mit Kollegen aus anderen Ländern zusammen - das Interesse am neuen Kurs der USA scheint riesig zu sein.

Trump ist kein Freund multilater­aler Organisati­onen wie des IWF oder der Welthandel­sorganisat­ion WTO und schon gar nicht von gemeinsame­n Regelwerke­n. Zufall oder nicht: Just in dem Moment, als Schäuble und Bundesbank-Präsident Jens Weidmann sich in Washington im Rahmen der deutschen G20-Präsidents­chaft um Harmonie mit der neuen US-Administra­tion mühten, kündigte Trump per Dekret an, die Regeln für die Finanzmärk­te wieder lockern zu wollen. Auch gegen das hohe Handelsdef­izit der USA kämpft Trump nun per Dekret. Das unterzeich­nete er ebenfalls noch während der IWF-Frühjahrst­agung.

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