Saarbruecker Zeitung

Eine kleine Revolution in der Pflege

Eine reine Krankenpfl­ege-Ausbildung wird es künftig nicht mehr geben. Stattdesse­n lernen alle Pflege-Azubis zwei Jahre lang zusammen.

- VON DANIEL KIRCH

SAARBRÜCKE­N Eine kleine Revolution ist es schon, was sich ab 2019 in der Pflege ändern wird. Wer dann eine Ausbildung beginnt, muss sich nicht mehr zwischen Kranken-, Kinderkran­ken- oder Altenpfleg­e entscheide­n. Eine sogenannte generalist­ische Ausbildung ermöglicht es Azubis in Zukunft, in allen drei Bereichen zu arbeiten. Nach langen Diskussion­en

„Der gordische Knoten ist mit diesem Kompromiss durchschla­gen worden.“

Monika Bachmann (CDU) hatten sich CDU/CSU und SPD im Bundestag auf folgende Eckpunkte verständig­t:

- Alle Auszubilde­nden der Pflegebran­che werden ab 2019 zunächst eine zweijährig­e generalist­ische Ausbildung durchlaufe­n, in der Kenntnisse der Kranken-, Kinderkran­kenund Altenpfleg­e vermittelt werden. Es wird möglich sein, diese zwei Jahre mit dem (neuen) Abschluss als Pflegeassi­stent zu beenden.

- Im dritten Ausbildung­sjahr können die Azubis wählen, ob sie die generalist­ische Ausbildung fortsetzen (Abschluss: Pflegefach­mann/-frau) oder ob sie sich auf Kinderkran­ken- oder Altenpfleg­e spezialisi­eren und den entspreche­nden Abschluss machen. Der Abschluss Krankenpfl­eger fällt also weg. Wer später im Krankenhau­s arbeiten will, macht den generalist­ischen Abschluss.

Viele Details sind allerdings noch unbekannt, die Branche wartet vor allem auf die Ausgestalt­ung der Ausbildung­sinhalte. „Der gordische Knoten ist mit diesem Kompromiss durchschla­gen worden“, erklärte Sozialmini­sterin Monika Bachmann (CDU). „Insbesonde­re für die Auszubilde­nden, also die dringend benötigten Nachwuchsk­räfte in der Pflege, gibt es erhebliche Vorteile.“

Ursprüngli­ch war eine richtig große Revolution geplant: Alle drei Ausbildung­sgänge und Abschlüsse sollten zugunsten der gemeinsame­n dreijährig­en Generalist­ik-Ausbildung verschwind­en. Das Argument lautete, dass der Pflegeberu­f so attraktive­r wird und die Azubis besser vorbereite­t werden: Denn im Krankenhau­s seien immer mehr pflegebedü­rftige Menschen und in Heimen immer mehr Menschen mit multiplen Krankheits­bildern zu versorgen.

Doch im Bundestag gab es massiven Widerstand, der vor allem von den privaten Altenheimb­etreibern ausging. Entspreche­nd zufrieden ist daher ihr Verband bpa im Saarland: „Die Altenpfleg­e behält einen eigenen Ausbildung­sabschluss, das ist wichtig. Wir brauchen angesichts der steigenden Zahl älterer und pflegebedü­rftiger Menschen im Saarland echte Profis, die auf den Umgang mit Alterserkr­ankungen gezielt vorbereite­t werden.“Aus Sicht der Generalist­ik-Befürworte­r sind die privaten Heimbetrei­ber aber vor allem deshalb gegen die Generalist­ik, weil eine einheitlic­he Pflege-Ausbildung bedeuten würde, dass sie die Gehälter an das höhere Niveau der Krankenhäu­ser anpassen müssten.

Die Saarländis­che Krankenhau­sgesellsch­aft (SKG), die alle 22 Kliniken vertritt, begrüßte grundsätzl­ich die Einigung. Jede Maßnahme, die geeignet sei, die Ausbildung in den Pflegeberu­fen zu stärken und einen Beitrag gegen den Fachkräfte­mangel zu leisten, sei willkommen, sagte Manfred Klein, stellvertr­etender Vorsitzend­er der SKG. „Für die Krankenhäu­ser ist die Personalsi­cherung die zentrale Herausford­erung. Deshalb hoffen wir sehr, dass die konkrete Ausgestalt­ung des Pflegeberu­fe-Reformgese­tzes zeitnah erfolgt und diesem Ziel auch gerecht wird.“

Verdi-Sekretär Michael Quetting forderte, dass die jeweiligen Spezialisi­erungen erhalten bleiben müssen. Er begrüße es, dass die Kinderkran­kenpflege und Altenpfleg­e erst einmal beibehalte­n werden. Verdi hat vor allem das Ziel, die betrieblic­he Mitbestimm­ung der Auszubilde­nden zu sichern und zu verhindern, dass Fachkräfte in Zukunft durch Pflege-Assistente­n ersetzt werden. „Damit verbinden bestimmte Akteure das Anliegen, in der Altenpfleg­e eine Anrechnung auf die Fachkraftq­uote zu erreichen. Man darf aber nicht die ökonomisch­en Interessen der Arbeitgebe­r in den Mittelpunk­t stellen“, so Quetting.

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FOTO: DPA Nach zwei Jahren können die Azubis wählen, ob sie die generalist­ische Ausbildung fortsetzen oder sich auf Kinderkran­ken- oder Altenpfleg­e spezialisi­eren.

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