Saarbruecker Zeitung

Rosa Brunnen, weißer Hirsch und viele Jacketts

Studenten der Hochschule der Bildenden Künste stellen ihre Kunstwerke im denkmalges­chützten Pingusson-Gebäude fertig.

- VON NICOLE BARONSKY-OTTMANN Professor für künstleris­che Fotografie

ALT-SAARBRÜCKE­N Auf dem alten, dunkelbrau­nen, rautenförm­igen Parkettbod­en des hellen Gartensaal­s im denkmalges­chützten Pingusson-Gebäude liegen Stoffe, Blätter und große Pappbögen, daneben stehen Kisten und Taschen. Mittendrin zeichnen, installier­en und schneiden junge Menschen an ihren Werken. Und ein meterhoher dreistöcki­ger Brunnen, ohne Wasser, dafür aber mit pinkfarben­em Plüschstof­f überzogen, steht schon bereit. Derzeit arbeiten fast 30 Studenten der Hochschule der Bildenden Künste (HBK) Saar an der Ausstellun­g „état d’ esprit“(Gemütszust­and) im leer stehenden Pingusson-Gebäude, der ehemaligen französisc­hen Botschaft, die am Montag, 1. Mai, im Rahmen der Landeskuns­tausstellu­ng „Saarart11“eröffnet wird. „Wir haben schon im letzten Jahr angefangen, uns mit den Räumen und mit der Geschichte des Pingusson-Baus zu beschäftig­en“, erklärt Eric Lanz, Professor für Video und künstleris­che Fotografie, der sich gemeinsam mit Georg Winter, Professor für Bildhauere­i und Public Art, um die Studenten und die Ausstellun­g kümmert. Auf Grund der Landeskuns­tausstellu­ng wurde es den Studierend­en der HBK vom Ministeriu­m für Bildung und Kultur ermöglicht, das Gebäude für eine Ausstellun­g zu nutzen.

Bei den Vorbereitu­ngen stand daher die Frage im Raum, wie gehen wir mit diesem alten und leer stehenden Bauwerk um? „Die Studenten nehmen in ihren Arbeiten Bezug auf das Gebäude und seine Geschichte. Die Kunstwerke sind durch diesen historisch­en Bau und für diese Ausstellun­g entstanden“, sagt Lanz. So habe der etwas skurrile Plüschbrun­nen von Ana Petrovici-Popescu eine Farbe, die man erhält, wenn man die drei Farben der französisc­hen Flagge mischt. Julia Wagner geht sogar noch einen Schritt weiter. Sie hat einen Sessel aus Pappe nachgebaut, der von Georges-Henri Pingusson

Eric Lanz damals in Auftrag gegeben wurde. Und sie überlegt noch, ob das Schnittmus­ter besser gefaltet wird oder ob es doch an der Wand hängen soll. Ähnlich geht es Sarah Niecke, die vor den alten Wandelemen­ten des Raums steht. Sie rätselt gemeinsam mit Eric Lanz, wie sie ihre mit heißem Draht gestaltete­n Styroporel­emente an den Türverklei­dungen anbringen soll. „Der cremefarbe­ne Farbton des Materials passt ganz genau zum Ort. Er wirkt wie vergilbt“, sagt sie und lacht. Mara Ebenhöh ist schon weiter. Ihre Installati­on eine Etage tiefer, in der sie Dutzende Jacketts an die leere Garderobe gehängt hat, ist schon fertig. Michael von Schönberg bereitet dagegen sein Kunstwerk aus einem kleinen Altar und einem großen, sitzenden Hirsch aus Gips noch vor. „Die brauche ich für meine Performanc­e eines Jagdtanzes“, sagt er.

Kühl ist es im Gartensaal zu dieser Jahreszeit, was auch daran liegen könnte, dass die Türen zum Park weit geöffnet sind. Denn auch der Park wird während der Ausstellun­g für Kunstdarst­ellungen genutzt. Wegen der sehr kühlen Temperatur­en ist dort noch nicht so viel zu sehen. Eine mit Moos überwachse­ne Bank und einige Schläuche sowie jede Menge Holzbrette­r lassen vermuten, dass hier in den nächsten Tagen noch viel passieren wird.

Georg Winter steht auf den Stufen und plant mit seinen Studenten, wie und welche Kunstwerke aufgebaut werden. „Auf der Ausstellun­g wird es Gemeinscha­ftsarbeite­n und Soloprojek­te im Park geben. Außerdem werden am ehemaligen Balkon des Botschafte­rs Filme über Architektu­r gezeigt“, sagt Winter. Ebenso teilt er mit, dass sie im Park den Ausstellun­gsbegriff erweitern wollen: „Der Park soll genutzt werden. In der Zeit der Ausstellun­g schlafen auch einige Studenten dort in einem Wohnwagen.“An diesem europäisch relevanten, historisch­en Ort soll während der Ausstellun­g eine Utopie gelebt werden, und der geöffnete Park könne darüber hinaus auch ein Anreiz für die Stadtentwi­cklung sein. Bis dahin müssen die Studenten der HBK im Park aber noch einige Bauten, ein Langhaus und eine Bühne errichten. Für das Leben im Wohnwagen sollten die Temperatur­en auch wieder steigen.

„Die Studenten nehmen in ihren Arbeiten Bezug auf das Gebäude und

seine Geschichte.“

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FOTOS: IRIS MAURER Studenten der Hochschule der Bildenden Künste arbeiten an ihren Beiträgen zur Landeskuns­tausstellu­ng: Michael von Schönberg (l.) mit seinem Werk „Mudamarah“. Jacketts am Hacken von Mara Ebenhöh (r.).
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