Saarbruecker Zeitung

Wörter und Gefühle mit Musik übersetzen

Das Liquid Pinguin Ensemble agiert nach dem Vorbild Luthers im Stück „Der Fall Sola“als musikalisc­he Dolmetsche­rgruppe.

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ST. JOHANN (red) Um 1530 taucht das lateinisch­e Wort „sola“auf dem Spielfeld einer hitzigen theologisc­hen Debatte auf. Es geht um textverfäl­schende Bibelübers­etzung und um unerlaubte Zusätze beim Übertragen von Gottes Wort ins Deutsche. Ob es ein „allein“mehr oder ein „sola“weniger sein soll, hängt einzig davon ab, wodurch man den Sinn des Gesagten am besten trifft. Martin Luther hat vor 500 Jahren die Bibel in eine verständli­che deutsche Sprache übersetzt. Interpreta­tion war dazu notwendig, die immer auch danebenlie­gen kann.

Ebenso erschuf Luther einen großen Vorrat an neuen Wörtern für Dinge und Zusammenhä­nge, die das Deutsche zuvor noch nicht hat ausdrücken können. Luthers Erfindungs­reichtum hat uns den „Rotzlöffel“und die „Herzenslus­t“beschert. Wir verdanken ihm sogar die „Dachrinne“. Das Liquid Penguin Ensemble führt am 28. und 29. April die Premiere des sprachmusi­kalischen Stückes „Der Fall Sola“um 19.30 Uhr in der Alten Feuerwache am Landwehrpl­atz auf. Das Ensemble hat seine Performanc­e anlässlich des Reformatio­nsjubiläum­s entwickelt und schlägt darin den Bogen von der Zeit der Renaissanc­e in die vielsprach­ige europäisch­e Gegenwart. Vier Musiker, eine Sprecherin, ein Live-Zeichner und ein Chor bedienen sich des Wortschatz­es vertrauter und fremder Sprachen und dolmetsche­n ihn klangvoll und bildreich in eine eigene Ausdrucksw­eise. Sie bringen polnische Zischlaute ins Versmaß und werden von einer musikalisc­hen Dolmetsche­rwerkstatt zu einem vielstimmi­gen Konzert. Sie entdecken verborgene Beziehunge­n zwischen Zeichen, Klängen und Worten, übersetzen einander gegenseiti­g und erzählen von randvollen Herzen, verschloss­enen Mündern und vom fremden König, der übers Meer kommt, mit nichts als einem Wort als einzigem, stolzem Besitz.

Im Stück „Der Fall Sola“spielen und musizieren Monika Bagdonaite (Viola), Julien Blondel (Violoncell­o), Stefan Scheib (Kompositio­n, Kontrabass, Zuspiel), Kaori Nomura (Klavier), Katharina Bihler (Text, Stimme), Klaus Harth (Live-Zeichnung), Mitglieder der St. Wendeler Chöre Chorlores und Die VielHarmon­ie. Hinter den Kulissen agieren Harald Bleimehl (Proben), Holger Stedem (Sounddesig­n), Ulrich Schneider (Licht/ Raum), Marcus Droß (Beratung) ............................................. Weitere Informatio­nen

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