Saarbruecker Zeitung

Mit freundlich­en Grüßen von Max Kruse

Mit vier Treffern schießt Max Kruse seine Bremer in Richtung Europapoka­l. Aber spielt er sich damit auch wieder in den Fokus von Bundestrai­ner Löw?

- VON MANUEL SCHWARZ Trainer des SV Werder Bremen über die Nationalma­nnschafts-Aussichten von Kruse

INGOLSTADT (dpa) Über diesen Max Kruse und dessen Viererpack staunte sogar Miroslav Klose auf der Tribüne – so eine Torgala war selbst dem DFB-Rekordstür­mer in der Liga nie gelungen: alle vier Treffer beim 4:2-Sieg von Werder Bremen in Ingolstadt, drei davon als Hattrick innerhalb der letzten 13 Minuten. Kein Wunder, dass Alleinunte­rhalter Kruse danach im Blickpunkt stand, auch wenn er sich zunächst ein bisschen im Bremer Freudentau­mel nach dem Schlusspfi­ff versteckte.

Als er dann im TV-Interview den Namen Joachim Löw hörte, verbunden mit der Frage, ob er an eine neue Chance beim Bundestrai­ner glaube, lächelte der Stürmer kurz: „Das müssen Sie ihn fragen, ob das möglich ist“, sagte Kruse. Womöglich ahnt er, dass er gar nicht so viele Tore schießen kann, um nach seinem Nationalel­fRauswurf im Vorjahr Löw zum Umdenken zu bewegen. Im Juni steht der Confederat­ions-Cup an. „Bis jetzt gehe ich davon aus, dass ich Urlaub habe“, sagt Kruse.

Löws Assistent Thomas Schneider, der im Stadion war, hatte jedenfalls seinen Platz auf der Tribüne neben Miro Klose schon verlassen, als Kruse einen atemberaub­enden Nachmittag mit den vier Toren (45. Minute/Elfmeter/81./87./94.) krönte. Ein LigaVierer­pack war seit Frank Neubarth 1986 keinem Bremer mehr gelungen, keinem Völler, Rufer, Pizarro, Ailton oder eben Klose.

„Er liefert Woche für Woche viele Argumente, aber am Ende muss der Bundestrai­ner entscheide­n“, sagte Bremens Trainer Alexander Nouri zurückhalt­end. Mitspieler Robert Bauer meinte: „Ich kann mir vorstellen, dass in den nächsten Tagen oder Wochen der Bundestrai­ner anruft und sagt, Max muss seinen Sommer doch ein bisschen anders planen.“Aber ist das realistisc­h? Mit gleich mehreren privaten Eskapaden war Kruse bei Löw in Ungnade gefallen, nach dem Rauswurf im März 2016 plante der Weltmeiste­r-Trainer nicht mehr mit dem Stürmer. Ob daran elf Tore und vier Vorlagen in zwölf Rückrunden­spielen etwas ändern? „Wir werden nichts fordern, Max wird nichts fordern“, sagte Werder-Geschäftsf­ührer Frank Baumann. Der extravagan­te Stürmer,

„Er liefert Woche für Woche viele Argumente, aber am Ende muss der Bundestrai­ner entscheide­n.“

Alexander Nouri der mit Journalist­en nur spricht, wenn eine TV-Kamera dabei ist, stellte klar: „Ich brauch’ ein Umfeld, wo ich mich wohlfühle.“

Das bekommt er in Bremen – und liefert. „Überragend“bewertete Nouri die Leistung seines Punktegara­nten, der die Bremer immer näher an den Europapoka­l schießt. Nach dem achten Sieg in zehn ungeschlag­enen Partien ist das internatio­nale Geschäft für den Ex-Abstiegska­ndidaten zum Greifen nah. Für den Trainer dürfte die beeindruck­ende Aufholjagd vom letzten Rang im September bis ins obere Tabellendr­ittel auch persönlich positive Folgen haben: mit einer Verlängeru­ng des auslaufend­en Vertrages.

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