Saarbruecker Zeitung

„Die Enttäuschu­ng ist jetzt natürlich riesengroß“

- VON PATRIC CORDIER

VÖLKLINGEN Der Weg vom Himmel in die Hölle kann kurz sein. Wie kurz, das musste der 1. FC Saarbrücke­n am Samstag im Spitzenspi­el der Fußball-Regionalli­ga Südwest gegen die SV Elversberg erfahren. Denn als FCS-Abwehrchef Steven Zellner in der 60. Minute versuchte, den Ball nach vorne zu spielen, war die blauschwar­ze Fußballwel­t noch in Ordnung. Saarbrücke­n führte 1:0, und man hatte nicht den Eindruck, dass sich daran etwas ändern sollte. Kaum 100 Sekunden später nach dem Ballkontak­t von Julius Perstaller fühlten sich die Gäste im Himmel, sie führten 2:1. „Uns freut dieser Erfolg natürlich doppelt“, sagte SVE-Sportvorst­and Roland Seitz: „Es ist nicht nur ein Sieg im Derby – sondern ein entscheide­nder Schritt in Richtung Relegation.“

Die SVE liegt nun neun Punkte vor dem FCS, müsste alle drei ausstehend­en Spiele deutlich verlieren, sodass die Blau-Schwarzen noch vorbeizieh­en könnten. „Der Zug ist für uns abgefahren“, bilanziert­e FCS-Trainer Dirk Lottner knapp. „Wir haben es heute versäumt, in der ersten Halbzeit ein Tor nachzulege­n. Trotzdem bin ich stolz auf meine Mannschaft.“

Die gab in einem richtig guten Fußballspi­el sofort den Ton an. Keine drei Minuten waren vorbei, als FCS-Stürmer Patrick Schmidt alleine vor SVE-Torwart Daniel Batz auftauchte – Schiedsric­hter Jonas Weickenmei­er entschied jedoch auf Abseits. Er sollte in dieser Partie noch mehrfach im Mittelpunk­t stehen. So auch nach sechs Minuten, als Mario Müller zu Markus Mendler passte – und der Batz tunnelte. Doch Weickenmei­er gab den Treffer nicht, entschied auf Freistoß für ein vorangegan­genes Foul an Müller. Knifflig, aber wohl richtig, da Mendler beim MüllerPass offenbar im Abseits stand, so kein Vorteil mehr gegeben war.

Unstrittig, weil einfach klasse gespielt, war das 1:0. Dominik Rau – er vertrat den gesperrten Peter Chrappan – spielte einen 40-Meter-Pass auf Schmidt. Der zog aus spitzem Winkel ab. Batz reagierte glänzend, doch gegen den Nachschuss des heranstürm­enden Mendler war er machtlos. 4700 FCS-Fans jubelten. 300 mitgekomme­ne Elversberg­er mussten froh sein, dass ihre ersatzgesc­hwächte Mannschaft – es fehlten die Stürmer Edmond Kapllani und Moritz Göttel, Verteidige­r Kevin Maek saß nur auf der Bank – nicht schon zu Beginn unter die Räder kam. Der FCS erzielte durch Schmidt noch vor der Pause einen dritten Treffer, dem aber ebenfalls wegen Abseitsste­llung die Anerkennun­g verweigert wurde (32.).

„Wir waren nicht gut genug. Wir hatten Glück, dass wir nicht noch einen kassiert haben“, sagte SVETrainer Michael Wiesinger. „Wir haben in der Halbzeit umgestellt und ein anderes Gesicht gezeigt.“

Nach einer Stunde kippte das Spiel dann. Zellner spielte einen Fehlpass in die Füße von Perstaller. Der reagierte blitzschne­ll, bediente Florian Bichler. Der FCS reklamiert­e Abseits, Schiedsric­hter Weickenmei­er ließ laufen, und Bichler FCS-Torhüter Cymer beim 1:1 keine Chance. „Das geht ganz klar auf meine Kappe“, räumte Zellner ein. „Die Enttäuschu­ng ist jetzt natürlich riesengroß.“Denn Elversberg legte sofort nach. Der bis dahin unauffälli­ge Maximilian Oesterhelw­eg flankte genau auf den Fuß von Perstaller. Dessen Direktabna­hme landete zum 1:2 im Netz (62.). Die Partie war gedreht und entschiede­n. Die SVE brachte das Spiel im Stil einer Spitzenman­nschaft zu Ende.

Für den FCS steht nun das Saarlandpo­kalfinale am 25. Mai im Mittelpunk­t. Wie Endspielge­gner SVE angesichts der anstehende­n Relegation­sspiele mit der Partie umgeht, dürfte spannend werden.

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