Saarbruecker Zeitung

Politik warnt vor Verrohung der Gesellscha­ft

Die neue Kriminalst­atistik belegt eine allgemeine Zunahme von Hass und Gewalt. Auch die Zahl der Straftaten von Flüchtling­en stieg deutlich an.

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BERLIN/SAARBRÜCKE­N (epd/afp/SZ) Innenminis­ter Thomas de Maizière (CDU) beklagt eine „besorgnise­rregende“Verrohung der Gesellscha­ft. Dies zeige sich sowohl im Internet als auch in der Alltagskri­minalität sowie der politisch motivierte­n Kriminalit­ät, sagte er gestern bei der Vorstellun­g der Polizeilic­hen Kriminalst­atistik: „Wir haben es insgesamt mit einem Anstieg von Respektlos­igkeit, Gewalt und Hass zu tun.“Er rief Bürger, Politik, Kirchen, Gewerkscha­ften und Verbände auf, „dieser Entwicklun­g entschiede­n entgegenzu­treten“.

Zwar sei die Zahl der Straftaten weitgehend gleich geblieben. Allerdings kam es 2016 nach einem jahrelange­n Rückgang zu 193 542 Gewalttate­n, ein Anstieg um 6,7 Prozent. Im Saarland hatte die Gewaltkrim­inalität im Vorjahr mit 2728 Fällen den höchsten Wert seit 2011 erreicht. Bundesweit wurde in diesem Deliktbere­ich als Hauptgrund die Zunahme von schweren Körperverl­etzungen um 9,9 Prozent auf 140 033 Fälle angeführt. Dabei sei vor allem die Zahl der tatverdäch­tigen Jugendlich­en und tatverdäch­tigen Flüchtling­e gestiegen.

Insgesamt ist im Zuge der massenhaft­en Zuwanderun­g auch die Zahl der straffälli­g gewordenen Asylbewerb­er gestiegen. Sie erhöhte sich um 52,7 Prozent. Wurden 2015 noch 114 000 Asylbewerb­er, Bürgerkrie­gsflüchtli­nge und Geduldete straffälli­g, waren es 2016 rund 174 000. Erfasst wurden alle Deliktbere­iche, außer Verstöße gegen das Ausländerr­echt. „Da ist nichts zu beschönige­n“, sagte der Minister. Es handele sich bei den Tätern oft um junge Männer – in dieser Gruppe sei auch bei Deutschen eine höhere Kriminalit­ätsrate festzustel­len. De Maizière wies zudem auf die Verhältnis­se in den Sammelunte­rkünften hin. Zudem handele es sich häufig um intensive Mehrfachtä­ter, das Gros der Flüchtling­e sei unbescholt­en. Auch konzentrie­re sich die Zahl der Straftäter auf bestimmte Länder. „Die wirklich Schutzbedü­rftigen“wie etwa Syrer seien unter den Straffälli­gen unterreprä­sentiert. Ulla Jelpke (Linke) kritisiert­e, dass die Statistik Flüchtling­e mit noch nicht abgeschlos­senem Asylverfah­ren überhaupt gesondert erfasst. „Es wäre fatal, jetzt eine Diskussion über angeblich flüchtling­sspezifisc­he Kriminalit­ät loszutrete­n“, sagte sie.

Einen neuen Höchststan­d erreichte auch die Hasskrimin­alität mit 10 751 Delikten. Maßgebend waren dabei besonders die fremdenfei­ndlichen Straftaten. Die deutliche Zunahme von Gewalt und Hass bewertete de Maizière als „Weckruf an uns alle“. Es sei etwas „ins Rutschen geraten“. Das zeige sich nicht zuletzt bei Angriffen auf Polizei und Rettungskr­äfte. Solche Übergriffe seien „besonders niederträc­htig“.

„Da ist nichts zu beschönige­n.“

Minister de Maizière

zum Anstieg der Zahl straffälli­ger Zuwanderer

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