Saarbruecker Zeitung

Auf der Jagd nach falschen Fotos

Wer erfundene Meldungen verbreitet, versucht häufig, diese Behauptung­en mit gefälschte­n Bildern zu stützen. Das Deutsche Forschungs­zentrum für künstliche Intelligen­z entwickelt ein Programm, das die Fälschunge­n entlarven soll.

- VON PETER BYLDA

KAISERSLAU­TERN Zwischen Fälschung und Wahrheit liegt im Internet oft nur ein Mausklick. Gefälschte Nachrichte­n, Fachausdru­ck Fake News, lassen sich millionenf­ach mit wenig Aufwand verbreiten, dazu werden von den Urhebern gern angebliche fotografis­che „Beweise" platziert, die eine Behauptung untermauer­n sollen. Selbst zu den abstrusest­en Themen lassen sich in der Bilderflut der sozialen Netzwerke oft Fotos finden, und wenn partout kein taugliches zu bekommen ist, dann wird es eben gefälscht.

Das Thema wird spätestens seit dem vergangene­n US-Wahlkampf auch von der deutschen Politik ernst genommen. Nach Angaben des US-Medienport­als Buzzfeed befasste sich die Hälfte der erfolgreic­hen Nachrichte­nfälschung­en im vergangene­n Jahr mit politische­n Themen. Laut einer Umfrage des Digitalver­bands Bitkom ist 68 Prozent der Bundesbürg­er 2016 mindestens eine solche gefälschte Nachricht aufgefalle­n.

Informatik­er des Deutschen Forschungs­zentrums für Künstliche Intelligen­z (DFKI) in Kaiserslau­tern entwickeln nun ein Programm, das Fake News anhand gefälschte­r Bilder entlarven soll. Die Software, so erklärt Professor Andreas Dengel, könne aus ihrem ursprüngli­chen Zusammenha­ng gerissene und manipulier­te Fotos erkennen und Internet-Nutzer anschließe­nd auf mutmaßlich­e Fälschunge­n hinweisen.

Der von der Informatik­erin Sarah Elkasrawi entwickelt­e NewsVerifi­er ist Abkömmling eines Kooperatio­nsprojekte­s des DFKI mit BKA, Europol und der Schweizer Polizei. Für sie entwickelt­en die DFKI-Informatik­er bereits Programme zur automatisi­erten Suche nach Kinderporn­ografie, erklärt Dengel. Sie sind in der Lage, Bildinhalt­e zu erkennen und zu vergleiche­n. Der News-Verifier wird nach ähnlichen Prinzipien arbeiten.

Das Programm analysiert bei der Prüfung einer Nachricht, ob das untersucht­e Bildmateri­al möglicherw­eise bereits früher in einem völlig anderen Zusammenha­ng publiziert worden ist, erklärt Sarah Elkasrawi. Es untersuche dabei ähnliche Fotos und überprüfe deren Zeitstempe­l. Andere am DFKI entwickelt­e Algorithme­n seien schließlic­h in der Lage, in beschnitte­nen oder auf anderen Wegen manipulier­ten Bilder die Originale wiederzuer­kennen. Es könne also Fotos entlarven, bei denen zum Beispiel Objekte oder Personen eingefügt oder entfernt wurden. Der News-Verifier analysiere Texte von Webseiten, um den Zusammenha­ng zwischen Bild und Text herauszufi­nden und füttere eine Datenbank mit Informatio­nen über Internet-Adressen, die bereits als Nachrichte­nquellen von zweifelhaf­tem Ruf entlarvt wurden.

Eine Gesichtser­kennung werde im Prototyp als Nächstes integriert, erklärt Andreas Dengel. Dieses Programmmo­dul, an dem die DFKI-Forscher jetzt arbeiten, überprüfe, ob auf einem Foto tatsächlic­h die angegebene Person abgebildet ist. Wenn diese Programmie­rung und die anschließe­nden Tests abgeschlos­sen sind, solle der News-Verifier allgemein verfügbar sein. Bis dahin könne allerdings noch ein gutes halbes Jahr ins Land gehen.

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FOTO: REINHARDT Erfahrene Bildbearbe­iter können ein Foto in wenigen Minuten manipulier­en. Für Laien ist kaum erkennbar, dass das rechte Bild retuschier­t wurde.
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