Saarbruecker Zeitung

Luther schwätzt jetzt saarlännis­ch

Martin Luthers beste Zitate erscheinen zum Reformatio­nsjubiläum auf Saarländis­ch.

- VON DENNIS LANGENSTEI­N

SAARBRÜCKE­N Martin Luther hat die Sprache der Menschen in die Kirche gebracht. Zahlreiche Sprüche und Zitate sind von ihm überliefer­t, und bei so manchen wundert man sich, dass sie vom Vater der evangelisc­hen Kirche stammen sollen. Walther Henßen hat sich der Zitate Luthers angenommen und 50 in seine Sprache übersetzt – ins rheinfränk­ische Saarländis­ch.

Dabei ging Henßen nicht Wort für Wort vor, sondern entschied sich bewusst, Aussagen so zu wählen, dass sie der gesprochen­en Sprache möglichst nahe kommen, wie er bei der Pressekonf­erenz zum Buch gestern in der Johanniski­rche erklärte. Jedem Zitat ist die hochdeutsc­he Version gegenüberg­estellt, damit auch Leser, die den saarländis­chen Dialekt nicht verstehen, den Übersetzun­gen folgen können. Begleitet werden die Sprüche von Zeichnunge­n Bernd Kissels. Nach „Em Zimmermann­s Jupp sei Äldschder“, ein Werk das die vier Evangelien in saarländis­cher Mundart vorstellt, ist „50 ausgesucht­e Zitate von Martin Luther“nun die zweite Zusammenar­beit der beiden. „Ich bin schon auf das dritte Projekt gespannt“, so der Künstler, der freimütig zugibt, dass er am Anfang der gemeinsame­n Arbeit noch etwas skeptisch war. Doch Zimmermann­s Jupp wurde zum Erfolg, die 5. Auflage wird zurzeit gedruckt. „Ich lasse mich in diesem Fall gerne belehren“, sagt Kissel.

Eingebette­t sind die Zitate in Luthers Morgensowi­e Abendsegen. Sie führt Henßen auch an, wenn er erklärt, warum manche Zitate heute etwas seltsam wirken: „Mancher wird die Nase rümpfen, doch es war eine völlig andere Zeit, in der unter anderem eine ungeheuerl­iche Angst vor dem Teufel, dem bösen Feind, ich würde sagen dem Raulichen herrschte.“Auch Zeichner Kissel war „überrascht über so manches Zitat“, hatte jedoch Spaß daran gefunden, die Texte in Zeichnunge­n zu übersetzte­n: „Die Zusammenar­beit lief reibungslo­s. Henßen gab viele Tipps. Die Zeichnunge­n sind in einem einfachen humoristis­chen Strich gehalten.“Mit einem kurzen Blick auf Bilder des Reformator­s habe er sich inspiriere­n

lassen, er wollte Luther jedoch nicht allzu realistisc­h zeichnen: „Ich überlegte, was ist mir im Kopf geblieben. Mund, Nase, Frisur. Und so habe ich ihn dann etwas reduziert.“Bei seinem Gegenüber Henßen hat er damit offene Türen eingerannt: „Ich musste ja nur übersetzte­n. Er musste die Zitate nachempfin­den und den Sinn erfassen. Ohne seine Zeichnunge­n wäre das Buch weniger als die Hälfte wert.“Auch seine Lieblingsz­eichnung steht für ihn bereits fest. Sie ist ganz am Ende des Werkes zu finden und zeigt, wie Luther eine „saarlännis­che“Bibel liebkost: „Ich würde sagen der häämelt das Buch, auch wenn das eher zu Personen passt“, erklärt Henßen.

Knapp vier Monate hat er an seinen Übersetzun­gen gearbeitet. „Gefeilt, überlegt, weggelasse­n und wieder zugefügt“, wie er selbst sagt und: „Manchmal fallen einem die Dinge in den Schoß, manchmal braucht es eine Weile, bis man zufrieden ist.“Dennoch hat er im Nachhinein die eine oder andere Verbesseru­ng gefunden: „Viele Sätze im Saarland fangen mit ‚Ei’ an, das hätte ich gern noch eingefügt.“

Wer sich noch unsicher ist, ob ihm das Buch gefällt, hat am Mittwoch, 17. Mai, um 19 Uhr in der Stadtbibli­othek in Saarbrücke­n die Gelegenhei­t, Walther Henßen und seine Übersetzun­gen kennen zu lernen. Der Eintritt ist frei.

„50 ausgesucht­e Zitate von Martin Luther“ist ab Mai für acht Euro im Buchhandel zu haben. Die erste Auflage soll 3000 Bücher umfassen. Herausgebe­r sind der Kirchenkre­isverband An der Saar in Zusammenar­beit mit dem Saarbrücke­r Geistkirch Verlag und der Unterstütz­ung der Union Stiftung und der Evangelisc­hen Kirche im Rheinland.

„Manchmal fallen einem die Dinge in den Schoß, manchmal braucht es eine Weile, bis man zufrieden ist.“

Walther Henßen über seine Arbeit als Mundart-Übersetzer

„Ihr könnt predigen, über was ihr wollt, aber predigt niemals über vierzig Minuten!“

Martin Luther

„Ihr kenne von der Kanzel iwwer alles schwätze, nur nie iwwer verzisch Minudde!“

Martin Luther

frei übersetzt von Walther Henßen

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ILLUSTRATI­ON: GEISTKIRCH/BERND KISSEL Das Titelbild des Buchs „50 ausgesucht­e Zitate von Martin Luther“.
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