Saarbruecker Zeitung

Warum Schulwege in Saarbrücke­n gefährlich sind

Gemeinsam mit Schulen und Polizei will die Stadtverwa­ltung die Kinder im Straßenver­kehr besser schützen.

- VON MARKUS SAEFTEL

SAARBRÜCKE­N Der Schulweg ist für Kinder oft gefährlich: Schuld daran sind zum Beispiel manche Autofahrer, die beim Abbiegen die grüne Fußgängera­mpel nicht beachten, während die Schüler über die Straße laufen, oder Eltern, die ihre Kinder im Auto nicht anschnalle­n. Dass Kinder im Straßenver­kehr gefährdet sind – nicht nur auf dem Schulweg – belegt die Statistik der Polizei. Im ersten Quartal 2017 registrier­te sie in Saarbrücke­n 20 Unfälle mit Kindern. In 18 Fällen wurden Kinder leicht- oder schwerverl­etzt: darunter sechs Fußgänger, zehn als Mitfahrer im Auto, eins auf dem Fahrrad. Im ersten Quartal 2016 waren es noch 15 Unfälle gewesen, wobei zwölf Kinder verletzt wurden, davon alleine fünf als Fußgänger. Insgesamt registrier­te die Polizei im vergangene­n Jahr in Saarbrücke­n 52 Unfälle, an denen Kinder beteiligt waren.

Mehr als die Hälfte der Jungen und Mädchen, die landesweit verunglück­ten, saßen beim Unfall als Mitfahrer im Auto. Die Zahlen der verletzten Radfahrer und Fußgänger sind gegenüber 2015 gestiegen, nachdem sie von 2013 bis 2015 gesunken waren. Die Statistik sagt aber auch: Die Zahl der schwerverl­etzten Kinder im Saarland sank 2016, dafür gab es deutlich mehr Leichtverl­etzte, zwei Kinder starben bei Unfällen.

Nun will sich die Stadt Saarbrücke­n verstärkt dem Sicherheit­sThema auf dem Weg zur Schule widmen. So steht es im neuen Verkehrsen­twicklungs­plan. Darin steht auch, dass laut Kinderunfa­llatlas 2010 die Stadt unter 65 Großstädte­n nur auf Rang 49 landete. Die Zahl der verunglück­ten Kinder sei zwar gesunken, aber nicht so stark im Vergleich zu anderen Städten. Nadja Bautz vom Stadtplanu­ngsamt sieht den Grund darin, dass andere Kommunen sich des Themas früher angenommen hätten. Mit einem Pilotproje­kt für mehr Sicherheit auf dem Schulweg startet die Verwaltung in Dudweiler und Scheidt. Mit dabei sind die Turmschule Dudweiler, die Grundschul­e Scheidt und die Kindertage­sstätte in Scheidt. Verschiede­ne Maßnahmen wären möglich: Tempo-30-Zonen, veränderte Ampelschal­tungen oder breitere Gehwege.

Für Natalie Koch, Leiterin der Turmschule, müsste die Stadt vor allem ein Problem schnell angehen: Rechtsabbi­eger und Fußgänger hätten an drei Kreuzungen an der Schule gleichzeit­ig Grün. 2016 habe ein Autofahrer eine Schülerin angefahren. Die Grünphasen seien außerdem zu kurz, wenn mehrere Klassen über die Ampeln zum Schwimmunt­erricht ins Dudobad gehen. Stadtpress­esprecher Thomas Blug sagt, das Problem sei bekannt und werde in einer Arbeitsgru­ppe mit Schule, Verwaltung und Polizei diskutiert. Die Verwaltung hat im Herbst 2016 in Dudweiler 1500 Fragebögen verteilt, 350 kamen zurück. Darin ging es nicht nur um den Schulweg, sondern auch um die Frage, wie gut die Spielplätz­e im Stadtteil sind. Schulleite­rin Koch findet es gut, dass sich die Verwaltung der Schulwege annimmt. Die hat die Bögen nun ausgewerte­t, sagen Bautz und Christoph Conrad, Leiter des Referats Kinder in der Stadt (KidS). Erste Ergebnisse werden bei einem großen Kinderfest am 6. Mai in Dudweiler Am Anger vorgestell­t. 30 Institutio­nen hätten schon zugesagt, freut sich Conrad.

Kommt jetzt Tempo 30 an allen Saarbrücke­r Grundschul­en? In der Stadt gilt das bereits an einigen Standorten, zum Beispiel an der Ost- und Max-Ophüls-Grundschul­e. Conrad: „Wir müssen jeden Einzelfall prüfen.“An der Turmschule gilt in der Sulzbachta­lstraße Tempo 50. In Höhe der Schule stehe ein Hinweissch­ild, dass hier auch Kinder unterwegs sind. In den anderen Straßen rund um die Schule gilt nach Angaben der Verwaltung bereits Tempo 30.

Eine weitere Idee sind „Elternhalt­estellen“, die 100 bis 200 Meter von Schulen und Kitas entfernt sind. Dort sollen die Eltern künftig die Kinder rauslassen, statt direkt vor die Schultür zu fahren. Auch der ADAC Saarland ist dafür, diese Haltestell­en und mehr Tempo-30Zonen einzuricht­en. Bautz hofft, dass nach der Arbeit der AGs schnell die Maßnahmen beginnen. Denn 2018 starten schon die nächsten Schulen und Kitas: die Theodor-Heuss- und AlbertSchw­eitzer-Grundschul­en sowie die Kita Jägersfreu­de.

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FOTO: IRIS MAURER Gefahr auf dem Weg zur Schule und wieder zurück: Emily, Leni, Damien und Dean gehen in die Turmschule und überqueren die Fußgängera­mpel in der Sulzbachta­lstraße, während gleichzeit­ig die Rechtsabbi­eger Grün haben. Die Grünphase der Fußgängera­mpel ist...

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